Kirchners Visionen

von Dominique Roth 18. Juli 2016

Der Pankower Bezirksstadtrat ist schon lange ein Freund der Fußgänger und Fahrradfahrer. Er fordert: mit einem erfolgreichen Volksentscheid Fahrrad muss sich das Straßenbild drastisch ändern.

105.425 Unterschriften hat die Initiative Volksentscheid Fahrrad in nur knapp einem Monat gesammelt. 105.425 Unterschriften für eine fahrradfreundlichere Verkehrsinfrastruktur. Eine enorme Anzahl an Unterstützern, wenn man bedenkt, dass nur 20.000 Stimmen nötig waren, um einen Antrag auf ein Volksbegehren durchzubringen.

Der Gesetzentwurf, mit dem sich Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel konfrontiert sieht, wurde vergangene Woche noch einmal verschärft.

Entsprechend heiß wird ein fahrradfreundliches Verkehrsnetz derzeit in der Stadt, im Senat und in den Bezirksämtern diskutiert – auch von Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/ Die Grünen). „Vom Volksentscheid hängt nun einiges ab“, so der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung in Pankow „auch in Prenzlauer Berg.“ Ursprünglich seien viele Maßnahmen für die nächsten fünf Jahre gedacht gewesen, führt Kirchner fort. „Wenn der Volksentscheid kommt, muss es schneller gehen.“

 

S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee soll neu gestaltet werden

 

Es gehe darum, den Platz auf der Straße neu zu ordnen, so der Grünen-Politiker. Experimentiert werden soll vor allem am S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee. „Fußgänger brauchen hier mehr Platz. Daher müssen wir zum Beispiel den Fußgängerüberweg umgestalten, was wir in Zusammenarbeit mit den Schönhauser Allee Arcaden bereits planen.“

Unter anderem sind Doppelstock-Abstellanlagen für Fahrräder im Gespräch, aber auch so genannte Parklets sollen kommen, speziell gestaltete Aufenthaltsflächen für Fußgänger. Ein entsprechender Prototyp eines solchen Parklets ging vergangenenes Jahr bereits in Weißensee an den Start. Für die Projekte sollen 12 bis 15 Parkplätze weichen.

Kirchner geht mit seinen Vorstellungen jedoch noch weiter. So will er den Radverkehr in der Schönhauser Allee auf die Fahrbahn legen und zu einer so genannten „Radverkehrsanlage“ umbauen. „Das Verkehrsverhalten ändert sich in den Städten, vor allem in Berlin“, so der Bezirksstadtrat „die Radwege, die in den 70er Jahren geplant wurden, tragen dem keine Rechnung mehr.“

 

Zusammenhängende Fahrradstraßen etablieren

 

Kurz vor Baubeginn stehe man daher schon mit neuen Radwegen in der Danziger Straße. Die sollen bis zur Landsberger Allee für einen zeitgemäßen Gebrauch ausgebaut werden. Und auch sonst muss der Verkehr in Prenzlauer Berg laut Kirchner neu geregelt werden.

So will er beispielsweise die Radwege in der Pappelallee bzw. in der Stahlheimer Straße bis zur Bornholmer ausbauen und Nebenrouten zu Fahrradstraßen machen, nach dem Vorbild der Choriner Straße. „Wir wollen hier eine zusammenhängende Route etablieren, die von der Choriner Straße über die Sredzkistraße, die Kollwitzstraße, die Senefelder Straße bis zur Stargarder Straße reicht“, führt Kirchner seine Pläne aus. Dort soll sie in eine andere Fahrradstraße münden (Gleimstraße und Stargarder Straße). Dazu plant Kirchner, die Stargarder Straße aus dem Hauptverkehrsnetz zu nehmen.

 

Kosten für Kirchner kein Problem

 

Kirchner scheut sich auch nicht, längst vergessene Verkehrsprojekte wieder aus der Schublade zu holen. „Wir brauchen die U-Bahn unter der Greifswalder Straße“, so der Grüne. Eine Straßenbahn habe im Verkehrsverbund durchaus ihre Berechtigung, aber in einer Metropolregion und in einem wachsenden Bezirk sei eine U-Bahn einfach leistungsfähiger. „Damit lassen sich neue Stadtteile erschließen, von mir aus sollte die U10 bis nach Karow fahren.“

Die Kosten sieht Kirchner nicht als das große Problem an. „Wir müssen diese Kosten als Investitionen betrachten“, betont er und gibt sich etwas enttäuscht. „Unsere Vorväter haben hier früher weitsichtiger geplant als wir heute.“ Der Großteil des heutigen Verkehrsnetzes stamme immerhin aus einer Zeit, als Pankow noch ein Dorf war. „Wir müssen wieder in größeren Dimensionen denken.“

 

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