Zehn Meter unter der Erde des Thälmannparks liegen noch Reste von Gasbehältern. Drin lagert schadstoffhaltiger Müll, der Krebs erzeugen kann. Drauf gebaut werden soll: eine Schule.
Die Bodenuntersuchungen vom Ernst-Thälmann-Park sind zu einem Ergebnis gekommen: Da sind Gifte in der Erde, aber bauen kann man trotzdem drauf. So lässt sich das zusammenfassen, was Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung Vollrad Kuhn (Grüne) am Mittwoch bei der Bezirksverordnetenversammlung verkündete.
Gefragt nach den Schadstoffen im Boden hatte der SPD-Verordnete Matthias Böttcher. Eine Frage nicht ohne Grund: Es gibt große Baupläne rund um das Plattenbau-Areal vom Thälmannpark. Auf dem stand früher ein Gaswerk, das von der DDR-Regierung abgerissen wurde – ohne die Reste ordentlich zu beseitigen. Die Folge ist verseuchte Erde. Der Spielplatz inmitten der Wohnsiedlung musste bereits geschlossen, gereinigt und mit neuer Erde aufgeschüttet werden. Zu gefährlich war das Spielen für die Kinder.
„Mit schadstoffhaltigen Abfällen verfüllt, unter anderem Pak und Cyanide.“
Dennoch soll in den nächsten Jahren auf dieser Erde gebaut werden – der Mangel an Wohnungen und Schulplätzen im Kiez ist groß. An den S-Bahngleisen auf dem ehemaligen Güterbahnhof Greifswalder Straße und auf den Parkplätzen der Lilli-Henoch-Straße sollen Wohnungen entstehen, die ein Investor bauen will. Nördlich der jetzigen Grundschule am Planetarium ist ein Erweiterungsbau geplant, so dass künftig doppelt so viele Schüler wie heute dort zur Schule gehen könnten (ein Plus von 360 Plätzen).
Neue Altlastenuntersuchungen zeigen nun: „Im Bereich des geplanten Schulcampus befinden sich noch die Reste von zwei Gasometern mit bis zu zehn Meter tiefen Fundamenten im Untergrund“, sagte Stadtrat Kuhn. „Die Fundamente sind mit schadstoffhaltigen Abfällen verfüllt, die unter anderem Pak und Cyanide enthalten.“
Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind laut Umweltbundesamt krebserregend, Cyanide bzw. Cyanwasserstoff (Blausäure) sind giftig und können in hoher Dosis zum Tod führen. Beide Stoffe finden sich laut Kuhn auch unter dem ehemaligen Güterbahnhof, wo Wohnungen entstehen sollen.
Auf Tiefgaragen und Unterkellerungen verzichten
Der Grund für die giftige Erde ist Kuhn zufolge die ungeordnete Verteilung der Gaswerksreste nach der Sprengung. „Die Abriss- und Produktionsreste wurden auf dem gesamten Areal verteilt.“ Daher könnten die Böden überall in der Gegend belastet sein.
Dennoch gaben die Experten nach ihren Untersuchungen im letzten Jahr ein Go für die Bebauung: „Die grundsätzliche Bebaubarkeit der Areale wurde bestätigt, sofern bestimmte Grundsätze bei der Planung und späteren Durchführung beachtet werden“, sagte Kuhn. Dazu gehöre zum Beispiel „die Vermeidung von Tiefgaragen und großräumigen Unterkellerungen“. Mehr als fünf Meter tief solle unter dem Gelände besser nicht gegraben werden.
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