Derzeit ist das Planetarium an der Prenzlauer Allee eine Baustelle. Ein gutes Jahr wird die Modernisierung noch dauern. Um die neue Technik dann auch zu nutzen, fehlen aber noch Geld und Personal.
Bei der Wahl zur leisesten Baustelle der Stadt hätte das Zeiss-Großplanetarium derzeit gute Karten. Man kann sogar hören, wie Tim Florian Horn, der Leiter des Planetariums, über sein Tablet streicht, auf dem er gespeichert hat, wie es hier nach der im März 2014 begonnenen Sanierung aussehen soll: das Foyer offener, die Planetariumskuppel modernen, das Gastronomieangebot einladender.
Bislang herrscht aber noch Rohbau-Charme. Der Boden im Eingangsbereich besteht aus Spanplatten und Pappe, der mit kleinen Lampen simulierte Sternenhimmel wurde ganz herausgerissen. Nicht viel besser sieht es im Vorführraum aus: Betonboden, gemauerte Wände, eine schlampig geweißelte Kuppel. „In den vergangenen Monaten haben wir die Altlasten beseitigt, die alte Elektronik ausgebaut und museale Werte gesichert“, erklärt Horn. Eigentlich könnten jetzt die Bauarbeiter loslegen, um das Gebäude wieder mit Leben bzw. Technik, Teppich und Möbeln zu füllen. Doch weil man mit dem Ausräumen früher fertig geworden ist, als gedacht, herrscht derzeit auf der Baustelle noch Grabesstille.
Idee: Astronomie-Park
Erst im März geht es mit dem Einbau der Klimaanlage weiter. Im Sommer soll die neue Planetariumskuppel folgen, im Herbst die Medientechnik, so der Plan. Außerdem liebäugelt Horn mit der Idee, die Astronomie auch in den angrenzenden Park zu bringen und dort zum Beispiel eine neue Sonnenuhr, eine bewegliche Sternenkarte oder fest installierten Teleskope aufzustellen. Bezahlen müsste das der Bezirk, der gerade eh plant, den verwilderten Park wieder aus Vordermann zu bringen. Entschieden wurde über diesen Bonus aber noch nicht.
Fest steht hingegen, dass auch das Flachdach noch saniert werden soll. Das diese Entscheidung erst vor kurzem gefallen ist, wird sich die Fertigstellung etwas verzögern. Statt Ende dieses Jahres soll das Planetarium nun im Frühjahr 2016 wieder eröffnen können. Bzw: Bis dahin soll das Haus saniert sein. Dafür haben das Land und die EU über 13 Millionen Euro bereitgestellt. Dass ein modernes Planetarium auch mit neuen Programmen bespielt werden muss, scheint darüber in Vergessenheit geraten zu sein.
Mehr Theater als Kino
Horn formuliert in diesem Punkt sehr zurückhaltend. Doch man muss nur eins uns eins zusammen zählen, um zu erkennen, dass ihm für den Betrieb des modernisierten Hauses, so wie es sich das vorstellt, derzeit Geld und Personal fehlen.
Bislang sei das Planetarium mehr ein Kino gewesen, in dem immer die immergleichen Programme abgespielt wurden, erklärt der Leiter. „Es war ein Museum der Sterne, das auf die Technik ausgerichtet war, nicht auf die Inhalte.“ Genau das soll sich nun ändern.
In Zukunft sollen die Programme daher nicht nur im Haus erarbeitet, sondern dort auch permanent aktualisiert werden können. „Ein modernes Planetarium ist mit einem Theater vergleichbar, für das man nicht nur Kartenverkäufer, sondern auch digitale Bühnenbildner und Dramaturgen benötigt“, meint Horn. Zudem soll ein Teil der Vorführungen live sein. Dank der modernen Technik können die Vorführer dann, wie bei einem Videospiel, live durch das All steuern.
Für diese Pläne braucht es aber Fachpersonal. Bislang hat das Planetarium acht Angestellte, wie aus einer kleinen Anfrage an das Abgeordnetenhaus vom vergangenen Oktober hervorgeht. Darunter zwei Kassenkräfte, ein Hausmeister, jemand für den Besucherdienst und eine Person, deren Arbeitsgebiet mit „Leitung Diaproduktion“ definiert wird.
Zwei Planetarien könnten zusammenrücken
Um zumindest zur Eröffnung nicht ganz ohne Inhalte dazustehen, bemüht Horn sich derzeit um extra Fördermittel. Das Konzept für „Himmel über Berlin“ hat es selbst geschrieben (den Trailer dazu kann man hier ansehen).
Doch wie soll es auf die Dauer weitergehen? Einen Ausweg könnte die immer mal wieder diskutierte Möglichkeit bieten, enger mit dem zweiten Planetarium der Stadt, dem am Insulaner samt dazugehöriger Wilhelm-Förster-Sternwarte, zusammenzurücken und inhaltlich und organisatorisch Synergien zu nutzen.
Bislang werden die Häuser in Steglitz privat von einem Verein betrieben, während das an der Prenzlauer Allee organisatorisch zum Technikmuseum gehört. Wer schon einmal einen Nachmittag zwischen Schiffen, Flugzeugen und Kofferproduktion in dem riesigen Haus in Kreuzberg verbracht hat, kann sich vorstellen, dass die Förderung des Planetariums in Prenzlauer Berg nicht unbedingt ganz oben auf dessen Dringlichkeitsliste steht. Zumal das Technikmuseum derzeit selbst am eigenen Standort expandiert.
„Für alle Beteiligten sinnvolle Lösung“ gesucht
„Zurzeit gibt es drei mögliche Szenarien: Entweder es bleibt alles beim alten, oder die Wilhelm-Förster-Sternwarte und das dazu gehörige Planetarium kommen in unsere Stiftung, oder die Sternenhäuser werden in einer neuen Organisationseinheit separat zusammengefasst“, erklärt Museums-Sprecherin Tiziana Zugaro auf Anfrage. „Für uns ist es wichtig, dass eine für alle Beteiligten sinnvolle Lösung gefunden wird. Wie diese letztlich aussehen wird, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.“
Ob die Planetarien als eigene Einheit vom Berliner Senat mehr Geld bekäme als die Häuser bislang alleine, steht, nun ja, bislang in den Sternen. Sicher wäre allerdings, dass sie dann selbstständiger entscheiden könnten, wofür sie ihr Geld ausgeben.
Die Entscheidung über die Zukunft des Planetariums fällt auf Senatsebene. Anfang Februar soll es dazu ein Treffen geben. Eine entsprechende Anfrage bei der Senatskulturverwaltung blieb bislang unbeantwortet.