Es ist offiziell: Das BMW Guggenheim Lab zieht in den Pfefferberg und eröffnet dort, leicht verzögert, am 15. Juni. Statt in einer kritikfreien Zone landet es damit jedoch im Zentrum der Diskussion.
Nun wird es also doch der Pfefferberg. Sieben Wochen vor der Eröffnung des temporären Kunstraums in Berlin hat die Salomon R. Guggenheim Foundation heute Mittag bekannt gegeben, dass der alte Standort auch der neue werden wird. Mit dieser Entscheidung beenden die Veranstalter die Spekulationen um den Ort für das von BMW gesponserte Labor für urbane Fragen. Nur die Diskussion um das Lab an sich ist damit wohl kaum vorbei.
Vom 15. Juni bis zum 29. Juli soll das Lab in Berlin Station machen. Aufgrund der Diskussion um den Standort geht es damit drei Wochen später los als eigentlich geplant. Damit verkürzt sich der Aufenthalt in Berlin entsprechend, denn aufgrund des Monsuns kann man nicht auch in Mumbai später anfangen, wohin das Lab dann weiterziehen soll. Vorher war es schon in New York, insgesamt stehen neun Städte in sechs Jahren auf seinem Programm. Unter seinem Dach sollen Künstler, Wissenschafter, Politiker und Anwohner über nicht weniger als die Zukunft des urbanen Lebens diskutieren. „Das Lab ist eine Mischung aus Gemeindezentrum und Think Tank“, erklärte Kuratorin Maria Nicanor im November im Pfefferberg. „Wir wünschen uns intellektuelle Diskussionen mit realitätsnahen, handfesten Wurzeln.“
Handfester als erwartet
Handfest? Das konnten die Berliner erfüllen, sogar bevor der erste Pfeiler des Labs Berliner Boden berührte. Ende Januar hatten sich die Veranstalter noch dazu entschlossen, ihren Kunstraum statt wie ursprünglich geplant im Pfefferberg in Kreuzberg zu eröffnen. Vor zwei Wochen wurde dann bekannt, dass ihnen dort das „Risiko gewalttätiger Übergriffe“ zu groß sei. Kritiker des Projektes wollten keine von oben verordnete Debatte über die Gentrifizierung – erst recht nicht, wenn diese eine bisherige Brache besetzt und von einem Autohersteller bezahlt wird. Somit kommen Guggenheim und BMW nun wieder auf ihre ursprüngliche Idee mit dem Pfefferberg zurück.
Im Nordhof soll der vom japanischen Atelier Bow-Wow entworfene Leichtbau aus Kohlefasern nun aufgebaut werden. Da genau dort bald ein Bürohaus die bestehende Freifläche versiegeln wird, landet das Lab somit im Zentrum dessen, was es gerne diskutieren möchte. In den ursprünglichen Planungen war davon die Rede, dass die Fundamente Anfang März in die Erde müssten, damit zur Eröffnung alles rechtzeitig fertig sei. Auch wenn es nun drei Wochen später als eigentlich geplant losgehen soll, wird man nun ordentlich ranklotzen müssen. Die eigentliche Frage bleibt aber natürlich, ob die Empörungswelle aus Kreuzberg bis in die Prenzlauer Berger Nachbarschaft überschwappt.
Gute Verkehrsanbindung auch für Demonstranten
Eine Gruppe aus Anwohnerinitiativen wie den Leuten am Teute und Kulturprojekten wie dem Schokoladen hatte schon vorsorglich vor der Benennung des neuen Standorts verkündet, dass sie nicht darauf gewartet hätten, von BMW gefragt zu werden, wie sie sich die Stadt der Zukunft vorstellten. „Über die Zukunft mitreden dürfen und sie uns gleichzeitig unterm Arsch wegziehen, diese Show kann sich nur ausdenken, wer glaubt, dass Verdrängung und Kürzungen lautlos über die Bühne gehen“, heißt es in einem Protestschreiben. Widerstandslos wird es demnach wohl auch im vermeintlich verspießerten Prenzlauer Berg nicht ablaufen. Zumal angesichts der ursprünglich mal als Vorteil gepriesenen guten Verkehrsanbindung des Pfefferbergs ja auch die Anreise von Demonstranten aus anderen Bezirken nicht auszuschließen ist.
Aber so lange es friedlich bleibt und die Auseinandersetzungen auf der verbalen Ebene ablaufen, kann den Veranstaltern eine so starke Resonanz ja nur recht sein. Schließlich haben sie das Lab an seinen ersten drei Stationen unter das Motto „Confronting Comfort“ gesetzt. Den Komfort sollten die Macher besser mitbringen, für die Konfrontation sorgen die Berliner aber gerne selbst.
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