Aus für die „Bäume ohne Perspektive“. In einer Woche werden in Prenzlauer Berg mehr als hundert Bäume gefällt. Die Verwaltung will jetzt besorgte Baumfreunde aufklären.
Es kann Baumfreunde nicht überraschen, vor dem Schock schützt das trotzdem nicht. In der kommenden Woche wird es in Prenzlauer Berg ein wahres Kettensäger-Massaker geben, Opfer werden exakt 114 Traubenkirschen sein. Das sind Bäume. Kranke Bäume: Die in den 80ern gepflanzten Schmuckstücke faulen an den Wurzeln „und sind in ihrer Standsicherheit akut gefährdet“, teilte das Bezirksamt jetzt mit. Die Bäume kommen weg, der Entschluss steht. Damit bewahrheitet sich mal wieder, was Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD) bereits vor einem Jahr, damals noch zuständig für Bäume, sagte: „Mit der Traubenkirsche haben wir vor 20 Jahren einen Baum gepflanzt, der keine Perspektive hat“.
Nun ja, ein paar Bäume bleiben. Immerhin 800 Traubenkirschen seien laut Bezirksamt 2008 untersucht worden, der Großteil blieb unbeanstandet. Die anderen 114 allerdings haben gravierende Schäden. „Ein kontinuierlicher Rückschnitt der Krone als lebenserhaltende Maßnahme reicht bei den betroffenen Bäumen nun nicht mehr aus.“ Gefällt wird allerorten in Prenzlauer Berg, hier die komplette Übersicht. Und das sind die Hot-Spots: Je neun Bäume werden in der Storkower-, Lychener Straße und Meyerheimstraße gefällt, jeweils sieben in der Gudvanger Straße und Am Falkplatz. Weitere sechs Traubenkirschen sind in der Buchholzer Straße, Greifenhagener und Korsörer Straße dran.
Neue Bäume im Herbst
Mit Bäumen kann man es in Prenzlauer Berg bekanntlich ja machen, mit Baumfreunden aber nicht. Das weiß das Amt so gut wie diese Redaktion, die fast täglich von neuesten Baumfällungen oder Plänen dazu informiert wird, immer von besorgten Anwohnern. Deshalb soll hier auch nicht die aufrichtige Abbitte des Amts unterschlagen werden. „Wir bedauern diese Maßnahme“, sagte Baum-Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne). Man solle sich aber nicht täuschen lassen. „Der sichtbare Zustand der Bäume gibt keinen Hinweis auf die Standsicherheit der Traubenkirschen. Selbst äußerlich völlig vital wirkende Bäume können eine Gefahr darstellen und die Faulstellen in der Wurzel sind auch oft nicht im Sägeschnitt sichtbar.“ Am kommenden Dienstag wird aufgeklärt; in einer Infoveranstaltung, und zwar um 18 Uhr im Saal der Bezirksverordnetenversammlung in der Fröbelstraße 17, Haus 7.
Alles, was genommen werden kann, kann auch gegeben werden. Das gilt genauso für die Traubenkirschen. Denn nicht nur über die Fällung wird informiert, sondern auch darüber: „Die gute Nachricht heute, über Sondergelder ist die Finanzierung vollständiger Ersatzpflanzungen im Herbst/Winter 2012/2013 sicher gestellt“, so Kirchner. Versprochen!
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