Späti-Verkäufer können aufatmen: Die Raubserie in Prenzlauer Berg ist aufgeklärt. Die Polizei nahm einen 22-Jährigen fest. Er hat gestanden, seit Mitte Januar mehrere Überfälle begangen zu haben.
UPDATE
Am vergangenen Dienstag hat die Polizei einen 22-jährigen mutmaßlichen Täter festgenommen, der daraufhin eine ganze Reihe von Raubüberfällen in den vergangenen Wochen in Prenzlauer Berg gestanden hat. Laut Polizei ist die Serie von Überfällen auf Geschäfte in Prenzlauer Berg damit aufgeklärt.
Die Festnahme gelang nach einem weiteren versuchten Raubüberfall, wie die Polizei mitteilte. Am letzten Dienstag hatte der Mann versucht, gegen 21.10 Uhr in einer Bäckerei in der Senefelderstraße mit vorgehaltener Schusswaffe die Tageseinnahmen zu rauben. Die Verkäuferin war allerdings so schockiert von den Geschehnissen, dass sie handlungsunfähig war und kein Geld herausgeben konnte, so die Polizei. Als eine Kundin das Geschäft betrat, flüchtete der Täter unverrichteter Dinge. Dank einer guten Täterbeschreibung konnte die Polizei den Mann wenig später in der Köselstraße fassen.
Nachdem der 22-jährige Mann bei der Vernehmung ein umfangreiches Geständnis abgelegt hat, prüft die Polizei jetzt, ob er auch für weitere acht Straftaten seit Mitte Januar verantwortlich ist. So soll er vermutlich die Überfälle auf einen Getränkemarkt und ein Café in der Erich-Weinert-Straße begangen haben. Auch für den Raub in einem Späti in der Senefelder Straße soll er verantwortlich sein, so die Polizei. Der versuchte Raubüberfall auf ein Zeitungsgeschäft in der Prenzlauer Allee gehe ebenfalls auf seine Rechnung. Außerdem habe der Mann laut Polizei drei Raubtaten an Geldautomaten begangen. Unter anderem soll er an der Prenzlauer Allee einen 31-jährigen Touristen beim Geldabheben beraubt haben. Der 22-jährige mutmaßliche Täter sagte aus, er habe die Taten begangen, um seine Drogen- und Alkoholsucht zu finanzieren. Er wurde einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl wegen schwerer räuberischer Erpressung erließ, teilte die Polizei mit.
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ARTIKEL vom 01. Februar 2016:
Der gefährlichste Beruf in Prenzlauer Berg ist derzeit wohl der des Ladenmitarbeiters. In den letzten zehn Tagen gab es im Stadtteil sechs Raubüberfälle. Dabei ist die Vorgehensweise immer gleich: Mit vorgehaltener Waffe bedroht der Täter die Ladenmitarbeiter und verlangt Bargeld.
Zuletzt geschehen ist das am Samstagabend in einem Späti in der Dunckerstraße. Dort war ein Tätertrio wenig erfolgreich: Nach Angaben der Polizei bedrohten die Männer den 44-jährigen Inhaber und wollten ihn zwingen, die Kasse zu öffnen. Sie waren maskiert und mit zwei Messern und einer Schusswaffe bewaffnet. Der Späti-Besitzer erklärte, nicht zu wissen, wie die Kasse aufginge und flüchtete in die hinteren Räume seines Geschäfts, so die Polizei. Dem Räubertrio gelang es nicht, die Kasse selbst zu öffnen. Die Männer flüchteten schließlich mit einem Laptop und Zigaretten.
Raubserie ist möglich
Bei den Überfällen könnte es sich um eine Serie handeln, so die Polizei. „Dafür müsste die gleiche Täterklientel und derselbe Modus Operandi vorliegen,“ sagt Michael Maaß von der Berliner Polizei. Ob tatsächlich mehrere Überfälle von denselben Tätern verübt wurden, ist aber noch unklar. Die Ermittlungen liefen noch, daher könne bisher nichts bestätigt, aber auch nichts ausgeschlossen werden, so Maaß.
Für eine Raubserie könnte der oft ähnliche Tathergang sprechen. Zweimal gingen die Kriminellen ganz leer aus: In einem Zeitungsgeschäft auf der Prenzlauer Allee wollte ein Mann letzten Freitagabend die Tageseinnahmen rauben. Wie die Polizei mitteilte, schrie die mutige Mitarbeiterin den Täter an und drohte ihm mit Schlägen. Der Mann war daraufhin so verunsichert, dass er die Flucht ergriff.
Auch in einem Spätkauf in der Stargarder Straße gelang es der Angestellten in der Nacht zum Montag, gleich zwei Räuber in die Flucht zu schlagen, und zwar mit einem Schlagstock und lautem Geschrei. Wie die Polizei mitteilte, wurde einer der beiden kurz darauf gefasst. Er ist erst 15 Jahre alt.
„Auswüchse der dunklen Jahreszeit“
Anderswo in Prenzlauer Berg hatten Räuber mehr Erfolg: Am 22. und am 26. Januar überfielen Männer erst einen Getränkemarkt und später ein Café in der Erich-Weinert-Straße, wie die Polizei mitteilte. Beide Male raubten die Täter mit vorgehaltener Schusswaffe Geld und konnten anschließend mit ihrer Beute fliehen, so die Polizei. In der Senefelder Straße wurde in der Nacht zum Donnerstag ein weiterer Spätkauf auf die gleiche Art ausgeraubt, teilte die Polizei mit. Wieder zwang der Täter die Angestellte mit einer Schusswaffe dazu, ihm Geld auszuzahlen und konnte danach fliehen.
Die Polizei kennt eine mögliche Erklärung für die vielen Überfälle in diesen Tagen: „Das sind wohl die Auswüchse der dunklen Jahreszeit,“ sagt Maaß. Die schaffe gute Voraussetzungen für derlei Straftaten. Einerseits seien weniger Leute unterwegs, auf der anderen Seite könnten die Räuber in der Dunkelheit schwerer gesehen und verfolgt werden. Das reduziere das Risiko, entdeckt zu werden.