Seit dem 1. Februar leben die Bewohner der Danziger Straße 2 hinter einer großen Coca-Cola-Anzeige. Doch sie setzen sich mit sozialen Netzwerken zur Wehr: Heute Abend wird die Werbung abgehängt.
Die Bewohner des Hauses in der Danziger Straße 2 haben ein Problem: Sie leben hinter einer Coca-Cola-Anzeige. Am 1. Februar wurde das riesige Plakat am Gerüst ihres Hauses angebracht, das gerade saniert wird. Seitdem haben die Menschen in den betroffenen Wohnungen es tagsüber dunkel und nachts hell. Dann wird die Anzeige nämlich ordentlich ausgeleuchtet. Besonders blöd dabei der Spruch, der das Transparent ziert: „Tut mir nicht leid“ – eigentlich als Werbung für Cola ohne Zucker gedacht, doch hier die perfekte Verhöhnung der Mieter.
Doch man muss sich ja nicht alles gefallen lassen, und wozu gibt es überhaupt dieses Internet, haben sie sich gedacht. Und innerhalb kürzester Zeit eine Kampagne aus dem Boden gestampft, die sich sehen lassen kann. „We’re living in our own private Coke Ad“, heißt die Facebookseite, die am Sonntag online ging. Am gleichen Tag entstand das Tumblr-Blog „Behindacokead„. Kurz darauf startete eine Petition bei change.org unter dem Titel „Coca Cola: Pack Deine Werbung vor unseren Fenstern ein!“ Derzeit hat sie über 2600 Unterstützer.
Getränkehersteller und Mieterrecht
„I also want to clarify that I don’t blame Coca-Cola for this“, heißt es auf der Facebookseite, die vorsichtshalber gleich auf Englisch betrieben wird. „I’m appealing to them because I believe they are a serious, global brand with a reputation and probably have no idea a landlord would be doing something like this without consulting the tenants‘ will.“ Die Schuld wird also nicht beim Getränkehersteller, sondern beim Vermieter gesucht, der die Bewohner nicht informiert habe. Doch die Marke Coca Cola wolle sich sicher nicht mit einer solchen Missachtung von Mieterrechten in Verbindung bringen lassen, so die Macher der Seite.
Und sie haben völlig Recht: „Wie nehmen die Belange der Mieter sehr ernst und werden das Plakat heute Abend abhängen“, sagt Stefanie Effner, Sprecherin bei Coca Cola Deutschland. Wegen des Berufsverkehrs vor dem Haus müsse man so lange warten. In der Zwischenzeit hätten aber Kletterer zumindest den Spruch auf dem Plakat verändert. „Tut uns leid“ ist dort jetzt zu lesen.
Aktualisierung 6.Februar, 16.15 Uhr:
Mittlerweile konnten wir mit Fernando Rossi sprechen, der nicht nur in der Danziger Str. 2 wohnt, sondern als Grafikdesigner auch der Kopf hinter der ausgefeilten Medien-Kampagne ist. Er hat erzählt, dass der Geschichte mit dem Plakat bereits weiterer Ärger mit dem Vermieter vorausging, der laut Rossi die Bewohner auch nicht über die Dauer der anstehenden Sanierungsarbeiten informiert hat und auf Anfragen nicht reagiert. Wir werden uns bemühen, da noch mehr herauszubekommen.
Aktualisierung 17.30 Uhr:
Vor dem 13. Februar sei der Vermieter nicht zu erreichen, heißt es aus seinem Büro. Wir bleiben dran.
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