Flasche leer, was nun?

von Juliane Schader 21. Januar 2013

Der beherzte Griff des Flaschensammlers in den Mülleimer – Pankows Politiker finden das entwürdigend. Und wollen extra Armaturen für Pfandflaschen an Mülleimern installieren. 

An der Schönhauser Allee, am Durchgang zwischen S- und U-Bahn, tauchte vor einiger Zeit ein kleines Kistchen auf. Es war an einem der Ampelpfähle angebracht und mit einer Botschaft versehen: Wer sein Wegbier ausgetrunken habe und die Flasche schnell entsorgen wolle, solle das doch lieber hier statt im nächsten Mülleimer tun, stand dort geschrieben. Damit die Pfandflaschensammler nicht länger zwischen Bananenschalen und leeren Kaffeebechern im Trüben des Abfalls fischen müssen.

Pankows Bezirksverordnete möchten nun, dass dieses Prinzip Schule macht. Das Bezirksamt solle in Abstimmung mit der BSR nach Möglichkeiten suchen, entsprechende Vorrichtungen an öffentlichen Papierkörben anzubringen, „um den Menschen, die Pfandflaschen sammeln, das entwürdigende und gefährliche Greifen in den Papierkorb zu ersparen“, wie es in dem entsprechenden Antrag heißt.  Der Ausschuss für öffentliche Ordnung hat in der vergangenen Woche bereits zugestimmt, in der Bezirksverordnetenversammlung wird Ende Januar darüber entschieden.

 

Pfandflaschen sind kein Müll

 

„Die Idee hat einen ökologischen und einen sozialen Aspekt“, meint Matthias Zarbock von den Linken, die das Thema als erstes entdeckt haben. Einerseits sollten Pfandflaschen eben nicht im Müll landen, sondern wiederverwertet werden. Andererseits sollte das Sammeln von Flaschen nicht mit dem entwürdigenden Griff in den Müll einhergehen. „Es gibt einige gute private Initiativen zu diesem Thema wie etwa ,Pfand gehört daneben‚“, sagt Zarbock. „Doch es ist dringend notwendig, dass die Politik sich kümmert.“ Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sei man derzeit auch schon an dem Thema dran.

Wie so eine Konstruktion für Flaschen aussehen könnte, zeigt etwa der Pfandring, der an einer Kölner Uni entwickelt wurde: Um den Mülleimer wird ein Ring gespannt, in dem Flaschen bequem abgestellt werden können. Alternativ dazu funktioniert die Pfandkiste auch ohne Mülleimer: In eine Getränkekiste wird in der Mitte ein Loch gefräst, sodass sie um jeden Laternen- oder Ampelpfahl passt. In Berlin wurden solche Kisten bereits verteilt – das Modell an der Schönhauser Allee gehörte auch dazu. Ohne offizielle Genehmigung werden sie aber früher oder später immer wieder abmontiert.

 

Was wollen eigentlich die Flaschensammler?

 

Also muss die Berliner Stadtreinigung mit ins Boot geholt werden. „Zu einem begrenzten Pilotversuch wäre die BSR durchaus bereit“, sagt Sprecherin Sabine Thümler. Sie hat jedoch einige Bedenken, ob so eine gesonderte Ablagegestelle für Pfandflaschen wirklich sinnvoll ist. „Zum einen werden in solchen Vorrichtungen sicher nicht nur Flaschen, sondern auch anderer Müll entsorgt, die Vermüllung des Straßenlandes dürfte dann insgesamt zunehmen“, meint sie. Zum anderen habe niemand die eigentlich Betroffenen gefragt, ob das überhaupt in ihrem Sinne sei: „Vielleicht tut man ihnen gar keinen Gefallen, wenn die Flaschen einfach neben den Mülleimern stehen und so etwa auch von Schülern leicht mitgenommen werden können.“ Im Rahmen eines Pilotprojektes müsste auch das durch Befragungen geklärt werden, sagt Thümler.

In dem kleinen Kistchen an der Schönhauser lagerten irgendwann tatsächlich vor allem die Kaffeebecher aus dem benachbarten Coffeeshop. Dann verschwand es irgendwann. Vielleicht würde es bei einer groß angelegten Aktion ein wenig anders laufen. Doch das eigentliche Problem wäre damit nicht gelöst. Schließlich besteht dies nicht darin, dass die Flaschensammler in Mülleimer fassen müssen, sondern dass sie überhaupt auf das Zusammenklauben der Reste der Anderen angewiesen sind.

 

 

 

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