Am Helmholtzplatz leben die meisten Impfgegner

von Thomas Trappe 19. Juli 2013

Prenzlauer Berg ist im Bezirk trauriger Spitzenreiter, geht es um Impfverweigerung bei Masern. Vor allem Akademiker wehren sich.


Im Bezirk Pankow gab es im in diesem Jahr bereits 37 registriere Masernerkrankungen – im gesamtem vergangenen Jahr waren es zwei. Neun davon mussten stationär behandelt werden, die restlichen ambulant. Diese Zahlen teilte jetzt das Bezirksamt mit. In den allermeisten Fällen erkrankten ungeimpfte Kinder und Erwachsene, die meisten von ihnen waren unter 14 Jahre alt, elf aber in der Altersstufe zwischen 25 und 44 Jahren. Die Zahlen gab die für Gesundheit zuständige Stadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) in einer Antwort auf eine kleine Anfrage bekannt – Aussagen, in welchen Stadtteilen die Erkrankungen auftraten, sind daraus nicht ersichtlich. Auf Nachfrage erklärte Zürn-Kasztantowicz allerdings, dass auch Zahlen zu nicht geimpften Kindern vorliegen: Hier ist Prenzlauer Berg eindeutig Schwerpunktregion, neben dem Stadtteil Pankow-Zentrum.

Erfasst wurde, wie viele Kinder zur Einschulungsuntersuchung 2011/12 gegen Masern geimpft waren. In peripheren Stadtteilen wie Niederschönhausen und Blankenfelde lag die Zahl der nicht geimpften Kinder bei rund vier Prozent. Im Gebiet um den Helmholtzplatz waren es dagegen 15 Prozent, ebenso im Nordwesten von Prenzlauer Berg. Im Osten des Stadtteils kamen sechs Prozent der Kinder ungeimpft zur Einschulung, im Süden neun Prozent. Prenzlauer Berg hat damit die höchsten Quoten im Bezirk, so Zürn-Kasztantowicz, einzig Pankow-Zentrum hat ähnlich hohe Werte.

 

Bezirk ist machtlos

Für Prenzlauer Berg gilt damit, was immer wieder konstatiert werden muss: Vor allem in formal höher gebildeten und damit oft wohlhabenderen Haushalten ist die Zahl der Impfgegner überdurchschnittlich. So ist es auch in der Antwort auf die kleine Anfrage der Bezirksverordneten Claudia Rasch (SPD) formuliert. „Eine Impffeindlichkeit ist überwiegend in gut gebildeten Bevölkerungskreisen zu finden“, erklärt die Stadträtin dort. „Ungeimpfte Kinder im Bezirk Pankow haben in der Regel Eltern, die sich bewusst gegen eine Impfung entschieden und im Vorfeld theoretisch damit auseinandergesetzt haben.“ Der Bezirk sei da weitgehend machtlos. „Die Schule kann die Eltern nur auf eine verstärkte Infektionsmöglichkeit im Falle eines Ausbruchs hinweisen. Die Schule hat keine rechtliche Grundlage, den Impfstatus von Lehrern, Eltern und Schüler/innen abzufragen.“

Das Gesundheitsamt empfiehlt Eltern dringend, ihre Kinder zu impfen. Stadträtin Zürn-Kasztantowicz kennt die Diskussion zwischen Impfgegnern- und befürwortern schon lange, und hat wenig Verständnis für Erstere. „Sie setzen ja nicht nur sich, sondern auch andere Kinder einer Gefahr aus.“

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