Die Mini-Gärten kurz vor parkenden Autos sind beliebt. Aber die Vorgaben sind so umfangreich, dass immer wieder das Straßen- und Grünflächenamt einschreiten muss. Gleiches gilt für Bänke.
Die Ode an die Baumscheibe – den Mini-Garten auf Gehwegen in direkter Nachbarschaft von parkenden Autos – klingt in etwa so: Sie schafft Heimatgefühl, zaubert ein Lächeln auf des Großstädters ansonsten grimmige Visage und überhaupt lässt sich hier endlich der grüne Daumen ausleben, den der gemeine Prenzlauer Berger verdorren lassen muss (verfügt er nicht über eine Dachterrasse oder eine Laube in Brandenburg).
Seit das Bezirksamt die Hoheit über die Erde rund um die Straßenbäume aufgegeben hat, sind immer mehr von ihnen zu Beeten geworden. Geschätzte 1 Prozent der 43 000 Straßenbäume Pankows haben laut Bezirksamt eine bepflanzte Baumscheibe. Stellenweise scheint ein kleiner Wettbewerb unter Nachbarn darum ausgebrochen zu sein: Wer hat den schönsten Mini-Garten der Straße?
Umso aufgebrachter die Reaktionen, wenn die Bepflanzung einer Baumscheibe entfernt wird. So geschehen laut Anwohnern etwa in der Knaackstraße oder in der Kopenhagener Straße. Manchmal reicht für den Erhalt aber einfach die Verlegung des Zaunes um einige Zentimeter weg von der Straße. Oder ein Steinring um den Baumstamm zu dessen Schutz, wie in der Bernhard-Lichtenberg-Straße 9 in der Nähe vom Arnswalder Platz.
Bedenken vom Straßen- und Grünflächenamt
Immer wieder meldet das Straßen- und Grünflächenamt Bedenken bei der Gestaltung der Mini-Gärten an, das ist zuständig für die Kontrolle. Die Inspektionsleiterin Süd überwacht die Einhaltung der Vorgaben in Prenzlauer Berg.
Denn bei der Gestaltung der Baumscheiben gibt es einiges zu beachten: Kletterpflanzen oder Pflanzen mit Dornen sind tabu, ebenso wie Schädlingsbekämpfungsmittel, Schilder am Baum und zusätzliche Erde. Stattdessen sollten sich Gärtner auf Frühjahrs- und Sommerblüher konzentrieren, die höchsten 50 Zentimeter groß werden – und eine Baumscheiben-Umrandung tut auch nicht Not. So steht es in einem eigens von der Abteilung Stadtentwicklung herausgegebenen Flyer.
„Manchmal bröckelt die Pflege“, hält Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Grüne), fest. Wer sich einmal einer Baumscheibe annehme, müsse sie auch weiter pflegen und sie nicht zu einem Hundklo werden lassen. Pflanzen, die dem Baum Nährstoffe entzögen, dürften nicht gepflanzt werden. Und auch Sicherheitsaspekte gelte es zu beachten, meint Kirchner. „Wer sich an einem Nagel an der Baumscheibe verletzt oder auf einer Bank einbricht, kann den Staat verantwortlich machen.“
Viel Bürokratie für ein bisschen Bunt
Und so sind Baumscheiben ein großer bürokratischer Akt. „Wenn Anwohner in Privatinitiative eine Bepflanzung auf öffentlichen Flächen anlegen, so soll dies in Abstimmung mit dem SGA erfolgen, d.h. in Abstimmung mit dem jeweiligen Grünpflegerevier“, heißt es aus dem Bezirksamt. Das SGA, Straßen- und Grünflächenamt, mache dann einen Ortstermin mit dem Baumscheiben-Bewerber und bespreche alles. Darf bepflanzt werden oder nicht? Falls ja, werde die Anmeldung im „Baumkataster“ vermerkt.
Ähnlich sieht es für Bänke aus, die an Bäumen stehen und gerade im Sommer einen mediterranen Flair in den Kiez bringen können. „Falls eine Einfassung oder Bank als Gefahrstelle eingeschätzt wird oder die Baumkontrolle behindert, wird die Bank unverzüglich abgebaut und entsorgt“, teilt das Bezirksamt mit. Bänke müssen deshalb mit einem Sondernutzungsantrag beim Amt angemeldet werden.