Es hat gar nicht weh getan. Aber es hat auch gar nicht gebohrt. Ein Fazit nach sechs Wochen BMW Guggenheim Lab.
Das war es jetzt also mit dem BMW Guggenheim Lab. Am Sonntag schließt das Labor für urbane Fragen seine Pforten im Pfefferberg. Ein bisschen wird es dann noch dauern, bis der Designer-Kubus wieder abgebaut und nach Mumbai eingeschifft und die zwischenzeitlich asphaltierte Wiese wieder hergestellt sind. Aber dann wird nichts mehr erinnern an diese temporäre Denkfabrik, um die es vor ihrer Anreise so viel Ärger gab. Nein, wirklich gar nichts mehr.
Denn Bleibendes für Berlin, geschweige denn für den Prenzlauer Berg, wurde nicht geschaffen. Diskutiert und präsentiert wurde vor allem, was man in Berlin schon lange kennt und schätzt, ob Guerilla Gardening, alternative Möglichkeiten der Fortbewegung oder Tauschkultur. Und als es mal wirklich um politisch relevante Themen wie die Liegenschaftspolitik des Landes ging, fand die Diskussion ohne die Verantwortlichen statt. Die große Erwartung, die Debatte über die Gentrifizierung aufzunehmen und konstruktiv zu führen, konnte das Lab Team nicht erfüllen. Eine eindeutig verpasste Chance, nachdem es – ungewollt – mit seiner Absage an Kreuzberg selbst den Stein ins Rollen gebracht hatte. Doch man wollte lieber Töpfern, Hämmern und Kleben als tiefer in das Thema einzusteigen. „Wir sind doch nur ein Kulturprojekt“, hatte Kuratorin Maria Nicanor im April gesagt und sich gewundert, dass man in Kreuzberg überhaupt so ein Gewese um das Lab gemacht hatte. „Und auch nicht mehr“, müsste man heute ergänzen.
Besser nicht in die Kita-Jury
Eines allerdings muss man dem Lab zugute halten, auch wenn es selbst dafür herzlich wenig getan hat: Es hat gezeigt, wie wenig Substanz ausreicht, um in Prenzlauer Berg eine erhitzte Debatte, in diesem Fall dann doch über die Gentrifizierung, auszulösen. Der Vorwurf fällt auf einige der Protestierer zurück, die sich vor allem zu Beginn zum Lab bequemten. Nicht ihr Protest an sich verwunderte dabei, sondern ihr immer wieder ins Feld geführtes Argument, das ja retrospektiv durchaus seine Berechtigung hat: Beim Lab ginge es um nichts.
Ja klar. Nur stellt sich doch die Frage, warum sie in dieser Lautstärke und verbal bis zum Niveau der Kuba-Krise aufgerüstet gegen etwas vorgehen mussten, das sie doch angeblich für so bedeutungslos hielten. Oder, anders gesagt – man will wahrlich nicht dabei sein, wenn einige der Lab-Gegner mal in die Verlegenheit kommen, in der Jury eines Kita-Malwettbewerbs zu sitzen. Was einem da unterkommt, ist ja oft auch künstlerischer Schrott. Ein Wutanfall darüber wirkt aber doch deplatziert.
Von Juliane Wiedemeier und Thomas Trappe
In den sechs Wochen, die das Lab im Pfefferberg Station gemacht hat, waren auch wir von den Prenzlauer Berg Nachrichten immer mal wieder vor Ort. Drei Impressionen zum Abschluss finden sich im Text nebenan.
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