Mauerparkbesucher sollen Eintritt zahlen – dürfen

von Thomas Trappe 11. Juni 2012

Dem Bezirk wachsen die Reinigungskosten über den Kopf. Geld sollen jetzt Automaten für Eintrittskarten bringen. Eine Zahlpflicht ist nicht angedacht.

Das Bezirksamt muss jährlich an die 100.000 Euro für die Reinigung des Mauerparks ausgeben. Das teilte der verantwortliche Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) jetzt auf Anfrage mit. Damit geht jeder 13. Euro, der im Bezirk für die Sauberhaltung von Grünflächen vorgesehen ist, für den Mauerpark drauf – er nimmt ein 600stel der Pankower Grünflächen ein. Viel zu viel Geld also, das dafür verwendet wird, den Müll von Einheimischen und Mauerpark-Touristen wegzuräumen, so Kirchner. Der Bezirk sucht deswegen jetzt nach Einnahmemöglichkeiten auf der Grünfläche. Und will eine Idee aus Blankenfelde importieren.

Genauer gesagt: Aus dem Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow. Der 34 Hektar große Park wird von der landeseigenen Grün Berlin Park und Garten GmbH verwaltet. Um zusätzliche Gelder für die Unterhaltung des Geländes zu  akquirieren, wurden im vergangenen Oktober von der Gesellschaft Automaten aufgestellt, an denen Eintrittstickets für einen Euro gezogen werden können. „Das wurde gut angenommen“, so Kirchner. Deshalb sei es überlegenswert, nun auch im Mauerpark einen Obolus zu erheben. Allerdings auf freiwilliger Basis, wie betont wird. 

 

Mauerparkfreunde lehnen den Plan ab

 

Noch handelt es sich nur um Planspiele. „Ich habe das nur erst mal angeregt“, so Kirchner. Und zwar im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung. Der Ausschussvorsitzende Roland Schröder (SPD) jedenfalls zeigt sich angetan von der Idee. „Ich kann mir ganz gut vorstellen, dass wir da ein paar solcher Ticketautomaten hinstellen. Wenn die Reinigung solche Unsummen verschlingt, muss man schauen, wie man wenigstens einen Teil der Kosten wieder reinholt.“ Dass nicht wenige Mauerpark-Besucher gerne einen kleinen Beitrag zahlen, kann sich Schröder gut vorstellen.

Alexander Puell von den Freunden des Mauerparks hat von den Wünschen der Bezirkspolitiker noch nicht gehört; und will davon auch nicht viel wissen. „Das ist ein vollkommen falscher Ansatz“, meint er. „Anstatt sich zu freuen, dass wir eine so beliebte Erholungs- und Freizeitfläche haben, wird nur überlegt, wo man die Leute zur Kasse bitten kann.“ Abgesehen davon, dass die rund 100.000 Euro eine überschaubare Summe seien, bedenkt man die zehntausenden Besucher, die an Sommerwochenenden hierher strömen: Es gehe darum, auch das Land Berlin an den Reinigungskosten zu beteiligen. „Das wäre die logische Konsequenz aus der Tatsache, dass der Mauerpark keine Attraktion des Bezirks, sondern der ganzen Stadt ist“, sagt Puell.

 

 

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