In dieser Woche wird eine tiefgefrorene Leiche literarisch durch Berlin kutschiert, Demonstranten besingen das Weiße Rössl und im Mauerpark ist Karaoke, ausnahmsweise.
Wir schreiben den Walpurgistag des Jahres 2002, und während sich Berlin auf die üblichen Krawalle vorbereitet, nutzt Annja Kobe die Gelegenheit, mit ihrem Vater umzuziehen. Was nicht so einfach ist, schließlich liegt der seit über zehn Jahren schockgefrostet in ihrer Kühltruhe. Zum Glück gibt es Alex, der Berlin kennt wie seine Westentasche und Annja bei dem schwierigen Transport einmal quer durch die Stadt zur Seite steht. Dabei treffen sie auf Stasioffiziere, Gasableser und einen Hund namens Stalin – und wer noch mehr wissen will, der sollte am Donnerstag die Staatsgalerie Berlin besuchen, wo Annett Gröschner höchstpersönlich aus ihrem Roman „Walpurgistag“ vorliest. Inspirieren ließ sie sich dazu übrigens von wahren Geschichten, die bei ihr nach einem Radioaufruf vor zehn Jahren wäschekörbeweise eingingen. Damals wollte sie wissen, wie die Berliner ihren Walpurgistag so verbringen. Die Antworten hat sie dann in den Roman einfließen lassen, was ihn zu einem zeithistorischen Dokument macht. Nur die Sache mit der Leiche, die ist erfunden. Hoffentlich. Aber das wird Gröschner am Donnerstag sicher noch einmal genauer erläutern.
Annett Gröschner liest „Walpurgistag“, Donnerstag, 17. Mai, 20 Uhr, Staatsgalerie Prenzlauer Berg, Greifswalder Str. 218, Karten kosten 4 Euro.
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Die Show muss weitergehen, auch für die Schüler der Ernst-Busch-Schauspielschule. Nachdem sie die vergangenen Wochen vor allem dazu genutzt haben, sich für die Doch-noch-Realisierung des geplanten Neubaus an der Chausseestraße einzusetzen und dafür das bat-Studiotheater besetzten, wollen sie dort in dieser Woche wieder Theaterspielen. „Im weißen Rössl“ steht auf dem Programm, das wohl jeder ohne viel Nachdenken am Wolfgangsee verorten kann und von dem noch textsicherer Menschen sogar wissen, dass dort das Glück vor der Tür steht. (Alle anderen können hier noch einmal ihr Gedächtnis auffrischen). Entsprechend fröhlich und ausgelassen geht es dort zu, auch wenn die Hochsaison im Schlosshotel für einen gewissen Stresspegel sorgt und nicht jeder sich so angemessen verliebt, wie es von ihm erwartet wird. Aber wann läuft es schon auf geraden Wegen so, wie man sich das wünscht? Die Ernst-Busch-Schüler können davon nicht nur ein Lied singen, sie werden es in diesem Fall wohl auch tun.
Im weißen Rössl, Freitag, 18. und Samstag, 19 Mai, jeweils 20 Uhr, bat Studiotheater, Belforter Str. 15, Karten kosten 10, ermäßigt 5 Euro.
DIE VORSTELLUNG AM SONNTAG FÄLLT KURZFRISTIG AUS.
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Früher war alles besser, oder zumindest einfacher. Noch im letzten Jahr wusste man: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag ist kein Karaoke im Mauerpark, Sonntag schon. Seit diesem Frühjahr ist das alles etwas komplizierter (die Hintergründe stehen hier), und damit man sich nicht immer mit frisch geölten Stimmbändern völlig vergeblich ins Amphitheater aufmacht, hier der Hinweis: Nächste und übernächste Woche lohnt sich der Besuch garantiert. Zumindest, wenn es nicht in Strömen regnet. Für diese Tage hat Joe Hatchiban auf jeden Fall eine Genehmigung vom Bezirksamt, seine Karaoke-Maschine aufbauen zu dürfen. Für Juni wird noch verhandelt. Zudem sei noch einmal Entwarnung für alle Diejenigen gegeben, die nicht so sehr auf Gesang, dafür aber umso mehr auf handgebatikte Jutebeutel und Kaffeefilter aus der 20ern stehen: Beim Mauerparkflohmarkt bleibt alles, wie es ist. Zumindest, bis diese Sache mit der Parkerweiterung richtig ins Rollen kommt.
Bearpit Karaoke im Mauerpark, Sonntag, 20. Mai und Sonntag, 27 Mai, ca. 15 Uhr, Eintritt frei, Müll selbst zu entsorgen wird erwünscht.
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