Zu wenig Grün, zu wenig Kitas, schlechte Infrastruktur. Eine Studie listet die Defizite des Kiezes auf. Die sollen beseitigt werden.
Schaut man auf all die Pfeile, Striche und Kreise, die in der Karte im und um den Humannkiez eingezeichnet sind und von den man weiß, dass sie städtebauliche Defizite beschreiben, liegt die Assoziation „Problemkiez“ nicht allzu fern. Tatsächlich sehen die Autoren des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (INSEK) Humannplatz/Ostseestraße großen Handlungsbedarf in der Ecke. Zu wenig Angebote für Kinder und Freunde des Grünen gebe es, zum Beispiel, und auch gefährliche Straßen und Fußwege werden angeführt. Die Meinung der Autoren ist nicht unerheblich. Schließlich wurde die INSEK-Studie im Auftrag des Pankower Bezirksamtes erstellt und ist Vorlage für mehrere Vorhaben in den Kiezen, die man wohl am besten als konzertierte Aufwertungsmaßnahme beschreiben kann.
Konkret geht es um das Gebiet zwischen Schönhauser Allee und Greifswalder Straße, im Südwesten abgegrenzt durch die Stargarder Straße, im Südosten durch den S-Bahn-Ring und im Norden durch Wisbyer- und Ostseesraße. 25.000 Menschen wohnen in dem 144 Hektar großen Gebiet, in dem laut den Autoren der Studie noch Einiges zu tun ist, um einen ähnlichen Standard wie beispielsweise um den Helmholtzplatz zu erreichen. „Die Wohnsiedlungen sind weitgehend saniert“, heißt es in der Studie. „Dagegen besteht noch sichtbarer Sanierungsbedarf bei den öffentlichen Gebäuden und den Anlagen des öffentlichen Raumes. Für die Erneuerung von Plätzen Grünanlagen, Straßenräumen sowie sozialen und kulturellen Infrastruktureinrichtungen besteht noch erheblicher Handlungsbedarf.“
Gegenpol zum Humannplatz gesucht
Die größten Kreise auf der Problemkarte sind die grünen: Sie stehen für einen allgemeinen Mangel an Spielplätzen. Betroffen ist die Gegend um die Naugarder Straße und jene zwischen Schönhauser Allee und Greifenhagener Straße. Ausstattungsmängel hätten außerdem die Spielplätze am List-, Humann- und Lewaldplatz und im Erich-Weinert-Park. Den drei letzteren Plätzen wird außerdem wegen zu wenig Grüns eine geringe Aufenthaltsqualität bescheinigt.
Die Autoren vom Berliner „Büro für Stadtplanung, -Forschung und -Erneuerung“ monieren außerdem unübersichtliche und Straßen. Dazu gehören die komplette Krügerstraße und mehrere Kreuzungen auf der Erich-Weinert-Straße und um den Gethsemaneplatz. Weiterhin wird ein Sanierungsbedarf bei den Gehwegen in der Carl-Legien-Siedlung angemahnt und generell das Fehlen einer identitätsstiftenden Mitte in der Gegend rechts der Prenzlauer Allee. Sprich: Hier fehlt ein Gegenpol zum Humannplatz.
Ein Themenpark für den Ostseeplatz?
Aus der Problembeschreibung ergeben sich die Baustellen der Zukunft. Auf das bei vielen Prenzlauer Bergern nicht gerade beliebte Wort Aufwertung verzichtet die Studie ausdrücklich nicht. Davon profitieren soll zum Beispiel der Erich-Weinert-Park, in dem nicht nur der Spielplatz erneuert werden soll, sondern auch Cafés oder Restaurants entstehen sollen. Auch die anderen als unzureichend befundenen Spielplätze sollen saniert werden, zwei Kita-Neubauten werden zudem empfohlen.
Gehwegsanierungen sind laut der Studie im gesamten Kiez vorgesehen, Gehwegvorstreckungen in der Legien-Siedlung, der Weinert- und der Krügerstraße. Auch die Gethsemanestraße soll offenbar verkehrsberuhigt werden. Weiterhin werden als Projekte genannt ein Fahrrad-Großparkplatz am Humannplatz und ein „Stadtplatz“ an der Staatlichen Ballettschule. Ob am Ostseeplatz ein Hundeauslauf, Jugendtreff oder doch ein Themenpark entstehen soll, ist offenbar noch fraglich.
Es ist bereits die zweite INSEK-Studie für den Humannplatz, die erste wurde 2009 geschrieben und ist weitgehend umgesetzt. Das neue Projekt befasse sich vor allem mit infrastrukturellen Fragen, so Hans-Jürgen Hempel, der als einer von zwei Autoren beide Studien verantwortete, gegenüber den Prenzlauer Berg Nachrichten. „An Kitas und Schulen ist in dem Gebiet schon viel gemacht worden, auch durch das Konjunkturpaket der Bundesregierung.“ Im Mai soll das neue Konzept im Pankower Stadtentwicklungsausschuss präsentiert werden. Wann die Arbeiten beginnen, muss dann das Bezirksamt entscheiden.
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