Wissen Sie eigentlich, wie ein Stuhlrohrfabrikant um 1900 so lebte? Was Joachim John über grundsätzliche Gesellschaftsfragen denkt? Und was Jim Knopf damit zu tun hat? Die Kulturtipps verraten mehr.
In Pankow soll an der Kultur gespart werden. Drei Beispiele, was dem Bezirk bei der Umsetzung der Sparpläne verloren ginge.
Dass einmal so viele Fremde in seiner guten Stube herumtrampeln würden, das hätte sich der Pankower Fritz Heyn wohl nicht träumen lassen. Um 1900 verdiente der Fabrikant sein Geld mit Stuhlrohrmöbeln und investierte es unter anderem in ein herrschaftliches Wohnhaus in der heute nach ihm benannten Heynstraße 8. In der ersten Etage residierte Heyn, wie es sich für einen Mann seines Erfolges damals ziemte – wie das genau aussah, kann man heute an der teils erhaltenen, teils rekonstruierten Wohnung nachvollziehen. Auch dass es nicht allen Menschen zur Gründerzeit so gut hatten, wie Heyn, wird dokumentiert: Weitere Räume widmen sich dem Leben der Arbeiter und der Alltagskultur in Pankow zu jener Zeit.
Darüber hinaus beherbergt der Museumsstandort Heynstraße derzeit noch eine Sonderausstellung. Erstmals gemeinsam gezeigt werden die Gemälde, Grafiken und Plastiken, die von den ehemaligen Bezirken Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee aus heimatgeschichtlichen Gründen erworben wurden.
Die Ausstellung des Museumsverbunds Pankow findet sich in der Heynstraße 8 und ist dienstags, donnerstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung „Von Treckschuten und verschwundenen Orten – Gemälde, Grafik, Plastik aus dem Museum Pankow im Bestand der Kommunalen Kunstsammlung“ läuft noch bis zum 31. Mai. Der Eintritt ist frei.
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Der Winter ist doch die beste Zeit, um seinen Kindern Jim Knopf vorzustellen. Oder Urmel, oder Hanni und Nanni oder – bei allzu großem Gequengel – durchaus auch Prinzessin Lillifee. Gerade letztere will man sich aber nicht unbedingt dauerhaft ins Haus holen, doch da gibt es ja, Gott sein dank und noch, im Bötzowviertel die Kurt-Tucholsky-Bibliothek. Aus fast 30.000 Medien kann man dort auswählen, neben Kinderbüchern gibt es auch Sachbücher, CDs, Spiele, DVDs und natürlich auch Lesestoff für Erwachsene. Anna Karenina statt Lukas, der Lokomotivführer oder Kurt Wallander statt Kalle Blomquist also. Freundliche Ehrenamtliche helfen beim Ausleihen. Nur daran denken, die ausgeliehenen Bücher nach vier Wochen auch wieder zurück zu bringen, das muss man selbst.
Die Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Esmarchstraße 18 ist montags, donnerstags und freitags von 14 bis 15 Uhr, dienstags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Ein Jahresausweis kostet 10 Euro, ermäßigt die Hälfte, und ist in allen öffentlichen Bibliotheken Berlins gültig.
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Sein Gehirn sollte man schon mitbringen, will man in den kommenden Tagen die Ausstellung „Joachim John – Der Zeichner“ in der Galerie Pankow besuchen. Denn bunte Bilder und leicht wegzukonsumierende Kunst bekommt man dort nicht geboten. Statt dessen sind es Zeichnungen und Grafiken des deutschen Künstlers Joachim John, die sich mit nicht weniger als Menschen, Landschaften, Literatur, Theater, Geschichte und grundsätzlichen Gesellschaftsfragen beschäftigen – so zumindest die Ankündigung der Galerie. Die Bilder stammen aus dem Bestand der Kunstsammlung der Akademie der Künste.
Joachim John wurde 1933 in Böhmen geboren, von wo er 1945 mit seinen Eltern nach Köthen flüchtete. Zwei Mal reiste er im Laufe der 50er Jahre aus der DDR aus, kehrte jedoch immer wieder zurück und wurde 1963 Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin. Später arbeitet er als freischaffender Künstler, nach der Wende war er aktiv an der Vereinigung der beiden Akademien der Künste beteiligt. Heute lebt John zurückgezogen in Mecklenburg.
„Joachim John – Der Zeichner“ ist noch bis zum 3. März zu sehen in der Galerie Pankow, Breite Straße 8, dienstags bis samstags 14 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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