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„Es knirscht, aber wir kommen über die Runden“

von Juliane Schader 14. Dezember 2010

Im zweiten Teil des Interviews mit den PBN zieht Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz ein erstes Fazit der Sekundarschulen und erklärt, ob der Bezirk noch mehr neue Schulen braucht.

Mit dem neuen Schuljahr in diesem Sommer sind zwei neue Grundschulen in Prenzlauer Berg gestartet. Wie läuft es da?

Die Schulen sind mittlerweile beide selbstständig. Derzeit haben sie noch keine richtigen Namen, sondern laufen unter den Nummern 45. und 46. Grundschule. Bei der 45. Grundschule in der Danziger Straße 50 hat es zunächst noch geknirscht, aber der Bau ist nun fertig. Das war eine Komplettsanierung für 5,8 Millionen Euro – das Gebäude steht unter Denkmalschutz, da wird es immer teurer. Im Moment werden noch die Außenanlagen gemacht; das Geld dafür haben wir erst im Sommer von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bekommen, die im Rahmen der Finanzierung der Sanierungsgebiete den kompletten Umbau gestemmt hat. An der 46. Grundschule im Eliashof in der Senefelder Straße wird noch gebaut; bis zur Fertigstellung wird es auch noch zwei, drei Jahre dauern.

Gibt es nach diesem beiden Neugründungen nun ausreichend Grundschulplätze?

Wir haben ja auch vorher schon neue Schulen eröffnet bzw. wieder in Betrieb genommen. Es ist immer noch sehr knirschig, aber ich gehe im Moment davon aus, dass wir unter Ausnutzung aller Räumlichkeiten über die Runden kommen.

Wie ist es überhaupt zu dieser Situation gekommen? Kritiker sagen, dass zu knapp auf den Kinderansturm reagiert wurde. Wieso hat man das nicht längerfristig geplant?

Man hat nur einen Vorlauf von fünf Jahren. Das ist einfach ein Problem, wenn man es wie wir mit sehr schnellen Bewegungen zu tun hat. Nach der Wende gab es einen Einbruch der Schülerzahlen um 50 Prozent innerhalb von drei Jahren. Ab 2002 folgte ein sehr rascher Anstieg. Als ich 2006 als Schulstadträtin anfing, hatten wir genügend Plätze. Nur die Einzugsgebiete waren nicht angepasst, sodass es in einzelnen von ihnen einfach viel zu viele Kinder gab.

Die Kulturangebote im Eliashof hatten keine fünf Jahre Zeit, sich um neue Standorte zu kümmern. Dort ist die Entscheidung, wieder eine Schule zu eröffnen, viel kurzfristiger gefallen.

Das war ein Sonderfall mit einer heftigen politischen Auseinandersetzung, deren Ergebnis ich erst abwarten musste. Da war die Kultur beteiligt, die Musikschule, die Jugendkultureinrichtungen, die bislang im Eliashof untergebracht sind, und auch die BVV hat da sehr intensiv mitgemischt. Dann mussten wir Fördermittel zurückzahlen und Geld für die notwendigen Baumaßnahmen zusammen kratzen– das war einfach eine schwierige Gemengelage.

Die Kinder, die jetzt zur Grundschule gehen, werden in absehbarer Zeit einen Platz an einer weiterführenden Schule brauchen. Ist man da gut aufgestellt?

Bei den Oberschulen liegt der Fall ein wenig anders, da dort die Berlin-weite Versorgung gilt. Natürlich müssen wir uns anstrengen im Bezirk Pankow, aber eine weiterführende Schule muss nicht um die Ecke sein. Erschwert werden unsere Planungen derzeit jedoch durch das neue Aufnahmeverfahren an Gymnasien zum kommenden Schuljahr. Bisher war es so, dass Gymnasien mit mehr Anmeldungen als Schüler die meisten Plätze nach der Erreichbarkeit vergeben haben. Demnach konnte sich aber eine Schule wie das auf Naturwissenschaften ausgerichtete Käthe-Kollwitz-Gymnasium nicht aussuchen, ob seine Schüler überhaupt etwas für das Thema übrig haben.

Was halten Sie davon?

Ich finde das Erreichbarkeitskriterium für eine Oberschule nicht gut, weil Noten und Begabung keine Rolle spielen. Das wird sich jetzt aber mit dem nächsten Schuljahr ändern. Die Schulen, die mehr Anmeldungen als Plätze haben, müssen zehn Prozent für Härtefälle freihalten, 30 Prozent werden zugelost, und die restlichen 60 Prozent können sie sich nach vorher festgelegten Kriterien selber aussuchen. Das bedeutet aber, dass man eigentlich keine Oberschul-Planung im Bezirk mehr machen kann, weil man sich aus ganz Berlin überall bewerben kann. Wenn man mal schlimmstenfalls davon ausgeht, ein Gymnasium hätte 90 Prozent Kinder aus anderen Bezirken – die nehmen die Plätze hier weg, und ich muss dann gucken, wie ich meine Kinder in die Nachbarbezirke verteile. Um planen zu können, müssen wir jetzt erstmal abwarten, wie die Ströme verlaufen.

Gibt es denn neue Klassen?

Ich habe ein neues Gymnasium mit sieben Klassen eröffnet, das ist in zwar Karow, aber wie gesagt, da ist der gesamte Bezirk zu sehen. Ein weiteres Gymnasium in Pankow erweitern wir räumlich, und dann möchte ich gerne das Gebäude des Coubertin-Gymnasiums, der Eliteschule des Sports in Prenzlauer Berg, haben. Das hängt noch von einem Neubau ab, den die Senatsverwaltung noch bauen muss. Auch die neue Gemeinschaftsschule geht bis zur Klasse 10, da kommt dann ja auch noch mal was dazu. 

Sie sanieren und reaktivieren immer alte Gebäude. Warum gibt es keine Neubauten?

Für einen Neubau brauche ich ein Grundstück, das habe ich schon nicht, im ganzen Bezirk gibt es keins. Dazu käme ein Vorlauf von mindestens fünf Jahren, und man muss das Geld irgendwie zusammenkriegen. Das wird so nicht passieren. Wir sind darauf angewiesen, dass es Gebäude gibt, die man nutzen kann.

Zu diesem Schuljahr wurden in Berlin die Haupt-  Real- und Gesamtschulen zu Sekundarschulen zusammengelegt, in Prenzlauer Berg sind dadurch zwei neue Schulen entstanden. Wie läuft es da?

Natürlich gibt es immer Anfangsprobleme, aber die halten sich bei uns wirklich in sehr engen Grenzen. Die Schulen geben sich sehr große Mühe und sind engagiert. Gerade unsere ehemaligen Hauptschulen machen richtig gute Arbeit, sodass sich auch die zahlreichen Realschüler und teilweise auch Kinder mit Gymnasialempfehlung, dort wohlfühlen. Das ist ein Feedback, das mich sehr freut.

Und was für Schwierigkeiten sind aufgetreten?

Es gab am Anfang ein paar Probleme, weil die Mustervereinbarung mit den Trägern für den Freizeitbereich sehr spät kam. Zudem sind die Baulichkeiten noch nicht überall fertig. Wo das der Fall ist haben wir erstmal statt vier nur drei Klassen eingerichtet, damit wir die Baumaßnahmen noch durchführen können.

 

Lesen Sie auch den ersten Teil des Interviews über frierende Schüler und die Vorteile der Schuleinzugsgebiete: „Beheizte Schulen? Keine Garantie.“

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