Kulturtipps der Woche (#6)

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 15. Februar 2012

Während man im Ballhaus Ost dieser Tage die A-Liga finnischer Bühnenkünstler bewundern darf, wird im Lichtblick-Kino die Großbürgerkaste subtil verhöhnt.

Hierzulande ist weitgehend unbekannt, dass ausgerechnet Finnland eine der lebendigsten Theaterszenen Europas hat. Daran haben auch die Gastspiele finnischer Theater beim alljährlichen Nordwind-Festival noch nicht viel geändert. Die finnischen Schauspieler, die man aus Filmen von Aki Kaurismäki kennt, haben fast alle auch eine lange Theaterkarriere hinter sich, und seine Lieblingsdarstellerin Kati Outinnen ist eine der größten Bühnendiven des Landes. Nun gibt es im Ballhaus Ost die einmalige Gelegenheit, einige der wichtigsten  neueren Theaterkünstler Finnlands und ihre Arbeit kennenzulernen: Regisseur Mikko Roiha hat „Das Feld“ des Dramatikers Okko Leo inszeniert. In dem 2010 entstandenen Zwei-Personen-Stück werden die beiden leicht behinderten jungen Männer Eso und Antero im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu Platzwarten eines demnächst abzureißenden Sportplatzes ernannt. Weil Eso eine Schwester hat, die angeblich ein Model ist, kommt es zwischen ihnen zu Spannungen, die immer heftiger eskalieren. Eso und Antero werden von den deutlich älteren Schauspielerinnen Kirsi Asikainen und Marja Myllyä dargestellt, die zur ersten Reihe finnischer Bühnenkünstlerinnen zählen. Die Aufführung ist in finnischer  Sprache mit deutschen Übertiteln, die Premiere in Helsinki ist erst eine Woche später.

„Das Feld“ am 21. und 22. Februar jeweils ab 20 Uhr im Ballhaus Ost, Pappelallee 15. Karten zu 13/8 Euro unter (030) 440 39 168.


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Der spanische Jahrhundertregisseur Luis Bunuel ist eine Art Hausheiliger des Lichtblick-Kinos in der Kastanienallee. Jedes Jahr wird der Geburtstag des großen Mannes mit einer Aufführung eines seiner Werke geehrt. Diesmal allerdings mit einem Tag Verspätung: Am 23. Februar zeigen die Cinephilen dieser seit 1994 an wechselnden Orten existierenden original Prenzlauer Berger Kultureinrichtung Bunuels Spätwerk „Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ aus dem Jahre 1974 (entstanden sieben Jahre vor seinem Tod), dessen Titel auch bei Leuten sprichwörtlich geworden ist, die den Film nie gesehen haben. Zwar ist man heute dank der DVD nicht mehr davon abhängig, dass sich irgendein Fernsehsender erbarmt, diese subtile Verhöhnung der Großbürgerkaste weit nach Mitternacht zu zeigen – aber im Kino ist das Werk natürlich ein ganz besonderes Erlebnis.

„Der diskrete Charme der Bourgeoisie“ am 23. Februar ab 19 Uhr (OmU) im Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77. Karten zu 5/4,50 Euro unter (030) 44 05 81 79.

 

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Drei der wichtigsten Künstler der holländischen Urban-Art-Szene werden noch bis zum Freitag, dem 24. Februar in der Ausstellung „Dialoog“ gezeigt. Mit dem Begriff Urban Art fasst man alle Formen von Kunst zusammen, die die Straße, die Stadt und ihre Gebäude als eine Art „Leinwand“ nutzen – von den oft verhassten Graffiti über die meiste geklebte Street Art bis hinzu Performances. Zedz, Sit und Michael van de Born repräsentieren drei sehr unterschiedliche Formen von bildender Kunst im öffentlichen Raum: Zedz‘ Schöpfungen sind eher abstrakt, fast wie Erweiterungen der jeweiligen Architektur. Sit arbeitet viel mit zoomorphen Formen – Tieren in allen möglichen Gestalten. Und Michael van de Borns Werke sind von comic-hafter Buntheit und Plastizität.

„Dialog“ in der Neonchocolate Gallery, Lychener Str. 23, geöffnet mittwochs und donnerstags von 17 bis 20 Uhr, Vernissagen 19-1 Uhr. Eintritt frei.

 

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