Philipp Strube ist Erfinder und Betreiber des Kollwitzmarktes. Im Interview erzählt er, wie er das wurde, wie er den Streit um den Standort erlebte und ob die Legende vom Schwabenmarkt stimmt.
Der Kollwitzmarkt ist umgezogen: Seit Beginn des Jahres gastiert er nun samstags in der Kollwitzstraße statt wie bisher in der Knaack- und Wörther Straße – zum einen, weil am alten Standort gebaut werden soll und zum anderen, weil sich die Anwohner durch den Lärm belästigt fühlten. Für Philipp Stube, der den Markt von zwölf Jahren erfand und ihn seitdem betreibt, war das schon der dritte Umzug.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, auf dem Kollwitzplatz einen Markt in Leben zu rufen?
„Ich hatte damals ein Feinkostgeschäft in der Kollwitzstraße. Um mehr Kunden in den Kiez zu locken, habe ich mir den Samstagsmarkt ausdacht. Der damalige Bürgermeister von Prenzlauer Berg, Reinhard Kraetzer, stand dieser Idee sehr aufgeschlossen gegenüber – ,Machen Sie mal‘, meint er zu mir. Die benötigte Sondernutzungserlaubnis zu bekommen war dann kein Problem.“
Wie wurde das neue Angebot im Kiez angenommen?
Der Markt war von Anfang an gut besucht. Nach drei Jahren mussten wir aber wegen anstehender Straßenbaumaßnahmen das erste Mal am Kollwitzplatz umziehen. Der neue Standort in der Kollwitzstraße ist damit schon der dritte.
Der Umzug Anfang dieses Jahres erfolgte nicht ganz freiwillig. Ihm ging ein mehrjähriger Streit mit einer Anwohnerin voraus, die sich durch den Lärm des Marktes belästigt fühlte. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Die Anwohnerin hat uns genau beobachtet und darauf gewartet, dass wir einen Fehler machen. Jeden Samstag war neben dem Ordnungsamt auch sie unterwegs, hat Fotos gemacht und Abstände vermessen. Andere Märkte werden längst nicht so stark kontrolliert, ob sie auch alle Auflagen einhalten. Natürlich war das für mich ein enormer Stress: Schließlich ging es dabei auch um meine Existenz.
Aber ist ein Wochenmarkt, der immer wieder neu auf- und abgebaut werden muss und viele Besucher anzieht nicht auch eine Lärmbelästigung?
Wir fangen um 8.30 Uhr mit dem Aufbau an, also viel später als andere. Außerdem sind wir dabei nicht einmal besonders laut, wie eine Schallschutzmessung ergeben hat. Vielmehr ist der Markt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Kiez, den man nicht unterschätzen sollte. Die Einzelhändler am Platz sagen mir, dass sie am Markttag bis zu 20 Prozent mehr Umsatz machen. Zwei Drittel meiner Händler leben ausschließlich von den Einkünften des Marktes am Samstag. Da hängen locker 80 Arbeitsplätze daran, die wegfielen, wenn der Markt schließen müsste.
Kritiker belächeln ihren Markt als Schwabenmarkt. Wie stehen Sie dazu?
Ich finde diese Bezeichnung belustigend. Nach meinen Schätzungen sind etwa 60 Prozent der Marktbesucher Anwohner, und von denen lebten schon 20 Prozent vor der Wende hier. Die etwa 80 Händler kommen alle aus Berlin und Brandenburg. Letztendlich finde ich die Diskussionen um die Herkunft aber müßig: Berlin ist schon immer eine Stadt der Zugezogenen gewesen, das macht sie aus.
Und wie lautet Ihr Fazit nach dem ersten Testlauf am neuen Standort?
Mit dem Start bin ich zufrieden – abgesehen davon, dass gleich am ersten Wochenende 40 Autos abgeschleppt werden mussten. Das ist natürlich unangenehm. Aber wenn sich der neue Standort bald herumgesprochen haben wird, hat sich hoffentlich auch dieses Problem erledigt. Beschwerden von neuen Anwohnern gab es bislang nicht.
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