Bürohaus-Pläne am Pfefferberg verärgern Anwohner

von Thomas Trappe 26. Dezember 2011

Nachdem der Bezirk es aufgegeben hat, für eine Grünfläche im Nordhof zu kämpfen, sind Nachbarn am Teutoburger Platz „entsetzt“. Die geplante Bürgerbeteiligung birgt Konfliktpotenzial.

Der Pfefferberg boomt. Das Pfefferbett-Hostel zieht Touristen an, die, wenn sie wollen, aus der Tür in die Clubs auf selbem Gelände fallen und sich am nächsten Tag im Architektursalon Aedes umschauen können. Im nächsten Jahr ist das Guggenheim Lab da. Dass die Nachbarn sagen, nun ist aber mal Schluss, ist also nachvollziehbar. Bloß, erhört werden sie wohl nicht. Sie müssen sich darauf einstellen, dass auf einer der letzten Baulücken des Areals zwischen Schönhauser Allee und Christinenstraße, Höhe U-Bahnhof Senefelderplatz, bald ein Bürohaus hochgezogen wird. Auf einer Fläche, die laut amtlicher Planung eigentlich immer eine freie bleiben sollte: dem Nordhof.

In der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung wurde die Entscheidung mitgeteilt. Hielt man bis jetzt an dem Sanierungsziel fest, eine öffentlich zugängliche private Grünfläche zu schaffen, ist nun alles anders. Dem Antrag auf Bau eines Büro- und Ateliergebäudes auf dem Hof neben der Brandmauer wolle der Bezirk stattgeben, erklärte der Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Grüne). Baurechtlich gebe es keine Einwände. Da 2013 das Sanierungsgebiet „Teutoburger Platz“ aufgehoben wird, hätte der Bezirk kaum noch Möglichkeiten, auf eine Grünfläche zu drängen – eine Ablehnung des Bauantrags könnte sogar Amtshaftungsansprüche nach sich ziehen.

 

Im Januar werden die Anwohner informiert

 

Wie genau das geplante Gebäude aussehen soll, ist noch nicht bekannt gemacht worden. Auch deshalb, weil noch geplant wird. So legte das Bezirksamt bei seiner Erklärung Wert darauf, dass unter Beteiligung benachbarter Anwohner, also vor allem jenen am Teutoburger Platz, das Projekt geplant werde. Für ein „umfassendes Verfahren mit der gebotenen Beteiligung“ ist die Sanierungsbeauftragte der Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung (S.T.E.R.N.) zuständig.

Und dort laufen nun auch gerade die Vorbereitungen. Verantwortlich für die Bürgerbeteiligung ist Barbara Neubauer, gegenüber den Prenzlauer Berg Nachrichten erklärte sie nun, dass bereits im Januar die Schreiben rausgehen sollen, mit denen die Anlieger auf das Beteiligungsverfahren vorbereitet werden.

Dass der Nordhof nicht, wie bisher geplant, als öffentlich zugängliche private Freifläche erhalten bleibe, habe vor allem mit fachlichen und politischen Argumentationsnöten zu tun, sagte Barbara Neubauer. „Dass die Freifläche dringend nötig ist, kann deshalb nur schwer formuliert werden, weil sich in direkter Nachbarschaft der Teutoburger Platz befindet.“ Dagegen spreche auch, dass der Hof außerhalb des Geländes gar nicht sichtbar sei und damit viele Bürger ihn gar nicht nutzen würden – das sei aber nötig, wenn sich die öffentliche Hand für solche eine Fläche einsetze.

 

Bau kann kaum noch verhindert werden

 

Einer der Hauptansprechpartner von S.T.E.R.N.-Mitarbeiterin Neubauer wird der Anwohnerverein „Leute am Teute“ sein, eine Interessenvertretung der Bewohner des Sanierungsgebiets Teutoburger Platz. Dort weiß man bis jetzt noch nichts von dem geplanten Bürohausbau. Wenke Rottstock, Co-Vorsitzende des Vereins, erklärte deswegen zu den Plänen kurzerhand, sie sei „entsetzt“. Da das Pfefferberg-Areal nahezu komplett bebaut sei und es in der Gegend auch sonst an Freiflächen mangele, hätte sie sich eine „grüne Oase“ im Nordhof gewünscht. Viele Hoffnungen in das Vermittlungsverfahren setzt Rottstock nicht. „Wir werden da sowieso nicht erhört.“

Dass der Hausbau noch verhindert wird, ist tatsächlich nicht wahrscheinlich. Zwar wird sich damit bei den Verantwortlichen niemand zitieren lassen, aber dass der Bau kommt, stehe eigentlich schon fest, ist zu hören. Jetzt gehe es nur noch um das Wie.

 

 

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