Ab nächsten Juni wird es wohl nicht nur im Bötzowviertel Parkautomaten geben. Auch weite Teile nördlich des S-Bahn-Rings sollen gebührenpflichtig werden. Das erwartet Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne).
Für die einen sind sie reine Abzockerei des Staates, für die anderen ein probates Mittel, um die Stadt von Autos freizuhalten und Anwohnern zu ihrem Recht zu verhelfen. Die Rede ist von den Parkzonen, die am 1. Oktober im südlichen Teil von Prenzlauer Berg eingerichtet wurden. Besonders umstritten ist die neue Parkraumbewirtschaftung bei den Bewohnern des Bötzowviertels. Dort wurde zwar keine Parkzone eingerichtet, dafür aber leiden die Anlieger jetzt unter dem Ausweichverkehr aus dem angrenzenden Kiez rund um die Winsstraße.
Der Druck aus dem Bötzowviertel ist offenbar so groß, dass die Bezirkspolitik jetzt schnell handeln will. Schon im Januar könnte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Pankow die Weichen für eine weitere Parkzone stellen, sagte Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) den Prenzlauer Berg Nachrichten. Noch vor Weihnachten soll eine erste Untersuchung zur Veränderung von Verkehrsströmen vorliegen. Unabhängig davon scheint die politische Willensbildung schon weit fortgeschritten zu sein. „Das ist jetzt reif zum Pflücken“, sagt Kirchner. Es gebe bereits Bürgeranträge an die BVV, die schnellstmöglich die Einrichtung einer Parkzone im Bötzowviertel forderten. Mit Widerstand aus der Bevölkerung rechnet der Stadtrat nicht. „Ich glaube, das ist eher der Fall, wenn wir uns mit einem Beschluss zu lange Zeit lassen.“
Die Erweiterung der Parkraumbewirtschaftung wird aller Voraussicht nach nicht auf das Bötzowviertel beschränkt sein. Parkzonen sollen nach Kirchners Vorstellung auch in Gebieten jenseits des S-Bahn-Rings, auch nördlich der Bornholmer Straße, errichtet werden. Als nördlichste Grenze nennt er die Stavanger Straße, die das skandinavische Viertel abschließt. Zur Parkzone würde auch das Gebiet um den Humannplatz werden, das allerdings besonders heterogen ist. Während im Norden eine reine Wohnbebauung existiert, wird der Süden rund um die Wichertstraße auch von Kneipengängern frequentiert.
Kirchner bezeichnet es im Nachhinein als Fehler, dass nicht von Beginn an auch im Bötzowviertel Parkautomaten aufgestellt wurden: „Ich habe mit Verdrängungseffekten gerechnet, aber nicht damit, dass sie in diesem Bereich so groß sind.“ Im Bezirksamt war man davon ausgegangen, dass die Greifswalder Straße als natürliche Barriere für nach Parkplätzen suchende Autofahrer wirkt. Außerdem hatte man bei einer Untersuchung des Parkverkehrs 2008 noch ermittelt, dass im Durchschnitt mehr als 80 Prozent der parkenden Autos im Bötzowviertel Anwohnern gehören. Eine Parkraumbewirtschaftung mache erst dann Sinn, wenn mehr als 20 Prozent des Parkverkehrs von außerhalb des Viertels stamme, sagt Kirchner. Davon gehe er im Bötzowviertel inzwischen aber aus.
Die Probleme, die es bei der Aufstellung der Parkscheinautomaten im Herbst gab, hält der Stadtrat für überwunden. „Wir kennen uns da jetzt aus.“ Es sei aber eine Herausforderung, die Überwachung der Parkzonen zu organisieren. Zusätzlich zu den 100 bereits in diesem Jahr eingestellten Parkwächtern würden dann noch einmal 60 bis 70 zusätzliche Mitarbeiter rekrutiert.