Was bringt einen unbescholtenen Bürger dazu, erst Wittenberg und dann Leipzig anzuzünden? Ein Besuch der „Kohlhaas“-Aufführung im bat-Studiotheater könnte darüber Auskunft geben.
Blind vor Liebe, taub vor Eifersucht, stumm vor Leidenschaft: Den Figuren in „Lost Love Lost“ schwinden im Rausch der Gefühle die Sinne, benommen und verwirrt von ihren Emotionen irren sie auf der Bühne des Theaters RambaZamba durch einen labyrinthischen Wald. Unter der Regie von Gisela Höhne verleihen 34 RambaZamba-Darsteller, zwei gehörlose Darsteller und fünf Rollstühle altbekannten Shakespeare-Motiven eine ganz neue Bedeutung: Was bleibt Othello, Leontes oder Kaliban, wenn ihnen – wie einigen ihrer Darsteller – die Sinne abhanden gekommen sind? Die Zuschauer dürfen sich bei dieser integrativen Theaterproduktion mit ihnen und den Künstlern auf die Suche machen: Nach einer neuen Sprache, die alle verstehen.
Lost Love Lost, am 15. Dezember um 19 Uhr im Theater RambaZamba (Kulturbrauerei). Weitere Aufführungen am 16., 17., 19., 20. und 21. Dezember, jeweils um 19 Uhr. Karten zu 11/8 Euro unter 43735744 oder 440 490 44 bzw. service@theater-rambazamba.org.
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Vielleicht ist es das letzte Mal: Roger Chapman & the Shortlist befinden sich derzeit auf einer „Maybe the last time“-Tour. Seine ganz großen Hits („Let‘s spend the night together“, 1980; „Shadow on the wall“, 1981) mögen zwar schon ein Weilchen zurück liegen, doch zum alten Eisen gehört der 1942 in Leicester geborene Ex-„Familiy“-Frontmann deshalb noch lange nicht. Ungefähr eine Platte pro Jahr produziert er seit 1979, das neueste Livealbum heißt „maybe the time“, beim Konzert im Kesselhaus wird er es sicher im Gepäck haben. Die besinnliche Vorweihnachtszeit ist ja ohnehin keine schlechte Zeit für einen entspannten Rückblick auf Chapmans illustre Sängerkarriere – wer ihn also noch einmal live erleben will, bevor er womöglich doch irgendwann in Rente geht, sollte diese vielleicht letzte Gelegenheit nutzen.
Roger Chapman & The Shortlist, am Montag, den 19. Dezember um 20.30 Uhr im Kesselhaus (Kulturbrauerei), Karten (VVK 28 Euro + VVK-Gebühr, AK 35 Euro) unter 44315100 oder unter info@kesselhaus-berlin.de.
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Einen neuen „Kohlhaas“ gibt es diese Woche im bat-Studiotheater zu sehen: Regie- und Schauspielstudierende des 4. Studienjahrs bringen am 17. und 18. Dezember Kleists Novelle über den Gerechtigkeitsfeldzug des Rosshändlers Kohlhaas gegen den Junker von Tronka auf die Bühne des Studiotheaters der Ernst Busch-Hochschule. Regie führt Nick Hartnagel, von dem auch die Textfassung stammt. Im allmählich zu Ende gehenden Kleist-Jahr (zur Erinnerung: Vor 200 Jahren, am 21. November 1811, nahm sich der Dramatiker am Wannsee das Leben) darf man sich ja ruhig mal fragen, was einen unbescholtenen Mann wie den historischen Kohlhaas einst dazu brachte, erst Wittenberg und dann Leipzig anzuzünden.
Michael Kohlhaas, am Samstag, den 17., und Sonntag, den 18. Dezember, jeweils um 20 Uhr im bat-Studiotheater, Belforter Straße 15. Karten zu 10/5 Euro unter 755 417 777 oder karten@bat-berlin.de