Mieten werden Wilmersdorfisiert

von Juliane Schader 21. Oktober 2011

Eine neue Studie bescheinigt dem Prenzlauer Berg mal wieder steigende Mieten. Obwohl die Daten schon weit über den Ergebnissen des Mietspiegels liegen – die Realität kann das noch toppen.

Als Ende Mai der Berliner Mietspiegel 2011 vorgestellt wurde, las sich das alles noch recht harmlos. Für eine 60-Quadratmeter-Wohnung in einem Altbau in der Kollwitzstraße sollte man 5,65 Euro pro Quadratmeter nettokalt zahlen, das hatte die Auswertung von Mietverträgen ergeben, die in den vergangenen vier Jahren abgeschlossen worden waren.

In dieser Woche nun veröffentlichte der Immobilienverband Berlin Brandenburg seinen „Immobilienpreisservice 2011/12″, der die Mieten und Kaufpreise zum Stichtag 1.Oktober ausgewertet. Hier ist von 8 Euro Durchschnittsmiete in einer guten Pankower Wohnlage wie dem Kollwitzplatz die Rede; für einfache bis mittlere Lagen, wie sie im Rest Prenzlauer Bergs zu finden sind, immerhin 6,50 Euro. Wer auf einer Wohnung in einem vor 1949 errichteten Altbau besteht, für den werden sogar bis zu 9,25 Euro bzw. 8 Euro fällig. Die Qualität einer Wohnlage wird definiert durch ein Bündel an Merkmalen wie dem Zustand der Infrastruktur oder das Angebot an Grünflächen vor Ort.

Im Vergleich mit den Daten des letzten Jahres verzeichnet die Studie für Pankow einen geringen Preisanstieg bei den Mietwohnungen von bis zu fünf Prozent. Bis zum Berliner Spitzenwert fürs Mieten von durchschnittlich 9,25 Euro in Charlottenburg-Wilmersdorf ist es nun aber nicht mehr weit.

 

Die Mieten steigen, aber explodieren nicht

 

Zwar sei der Berliner Immobilienmarkt weiterhin auf Wachstumskurs, meint Dirk Wohltorf, Vorstandsvorsitzender des IVD Berlin-Brandenburg. „Unsere Studie zeigt aber zugleich, dass die Rede von der ,Explosion der Immobilienpreise‘ nicht zutreffend ist. Denn im bundesweiten Vergleich befinden wir uns weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.“

Für die Prenzlauer Berger ist das aber nur ein schwacher Trost, denn im Gegensatz zu ihren Mieten ist ihr Einkommen zumeist noch längst nicht auf Münchner Niveau angekommen. Darüber hinaus bereitet es Sorgen, dass auch diese neuen Durchschnittsdaten von der Realität immer noch getoppt werden können. Für über 12 Euro pro Quadratmeter nettokalt werden derzeit Altbauwohnungen in der Kollwitzstraße bei immobilienscout24.de angeboten. Eine Neubauwohnung im umstrittenen „Palais Kolle Belle“ kommt sogar auf 16,67 Euro. Da bricht auch jedem Schwaben der Angstschweiß aus.

Zum Glück hat der Immobilienpreisservice aber auch gute Nachrichten: In Marzahn und Spandau soll es noch Wohnungen für 5,50 Euro Durchschnittsmieten geben.

 

 

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