Seit 2019 lässt der Bezirk das denkmalgeschützte Ensemble am Prater sanieren. In der Tordurchfahrt ist dabei ein über 150 Jahre altes Deckengemälde zum Vorschein gekommen.
Der Sommer und damit die Biergartensaison ist vorbei, „wir sehen uns im Frühjahr wieder“, steht auf einem Plakat am Eingang zum Prater auf der Kastanienallee. Doch hinter den Bauzäunen hämmern, bohren, graben und malen Arbeiter*innen fleißig: Anfang 2023 sollen Galerie und Theatersaal voraussichtlich fertiggestellt sein und für das Publikum öffnen.
Die Sanierungsarbeiten, die bereits seit drei Jahren im Gange sind, hätten sich im Verlauf der Zeit leider erheblich verzögert, so Projektleiterin Christina Lindemann: Personalausfall durch die Pandemie, Lieferengpässe bei benötigen Materialien und die gestiegenen Energiekosten erschweren die Arbeit. Auch die rechtliche Auseinandersetzung mit der Pächterin des Biergartens, die mittlerweile beigelegt wurde, trug dazu bei.
___STEADY_PAYWALL___
Gewölbekonstruktion gefunden
Im Vorfeld hatte das Bezirksamt umfangreiche restauratorische Untersuchungen veranlasst, weil das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz steht. Dabei nahmen Expert*innen auch die Tordurchfahrt unter die Lupe. Und erlebten eine Überraschung: Unter den zahlreichen Farbschichten des 1875 erbauten Durchgangs fanden sie eine abgehängte Gewölbekonstruktion aus Holz sowie Wandmalereien, deren früheste Fassung vermutlich aus den späten 1860er Jahren stammt.
„Als Bauherr ist man nicht immer erfreut, wenn man so etwas findet“, sagt Bezirksbürgermeister Benn (Die Linke), denn dann stehe man in der Verantwortung, es zu restaurieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Weil die Holzkonstruktion von Hausschwamm durchsetzt war, sägten Restaurator*innen sie behutsam aus dem Gewölbe heraus, sanierten sie und setzten sie wieder ein.
Zeitreise ins 19. Jahrhundert
Bei der Wandmalerei entschieden die Beteiligten, darunter auch die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks sowie das Landesdenkmalamt, eine spätere, um 1900 entstandene Fassung so umfangreich wie möglich zu rekonstruieren; die erste Version soll aber teilweise erhalten bleiben und später durch ein Fenster sichtbar sein. Insgesamt 28 Firmen sind an der Maßnahme beteiligt, die die Senatsverwaltung für Kultur mit 3,6 Millionen Euro fördert; 1,47 Millionen Euro kommen aus Eigenmitteln des Bezirks, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz steuert insgesamt 75.000 Euro bei.
Der Pratergarten ist der älteste Biergarten Berlins, seit 1852 wird dort Alkohol ausgeschenkt. Weil die kurz darauf erbauten Gebäude beide Weltkriege relativ unbeschadet überstanden, konnte auch das Deckengemälde erhalten bleiben. Wer in Zukunft auf ein Getränk an der Kastanienallee einkehrt, begibt sich also auf eine kleine Reise in die Zeit, als Prenzlauer Berg noch vor den Toren der Stadt lag und hauptsächlich aus Äckern, Windmühlen und Brauereien bestand.
Titelbild: Ein Restaurator arbeitet an dem hölzernen Deckengewölbe in der Tordurchfahrt / Foto: Julia Schmitz