Politik im Biergarten, Aktuelles zur Schulbauoffensive und Zoff um eine Ampel: Die Nachrichten aus Prenzlauer Berg gibt es im Newsletter.
Während ich diese Worte schreibe, regnet es draußen in Strömen. Der Sommer und mit ihm die lauschigen Abende im Biergarten sind offensichtlich vorbei. Wusstet ihr, dass sich in Prenzlauer Berg einer der ältesten Berlins befindet? Die Rede ist natürlich vom Pratergarten an der Kastanienallee. Auf dem Gelände wurde schon Bier ausgeschenkt, als Prenzlauer Berg noch ein großer, von Windmühlen geprägter Acker vor den Toren der Stadt war. Seit mindestens 1852 kommen hier gesellige Menschen auf ein, zwei oder auch drei Kaltgetränke zusammen. In den 170 Jahren hat der Prater einiges mitgemacht, er war „Lustanstalt“, „Sommergartenbühne“, Varieté und Treffpunkt für politische Diskussionen. Meine Kollegin Sonja Koller hat in ihrem ersten Text die Jahre bis 1900 beschrieben, der zweite Teil folgt in unserem
Text der Woche
- Biergarten: Im 20. Jahrhundert kann sich der Pratergarten der Politisierung nicht entziehen und muss sich immer wieder neu erfinden, um in einer für Deutschland einmaligen Zapfhahndichte zu überleben. Der zweite Teil unserer Serie über den ältesten Biergarten der Stadt.
Was sonst noch los war
- Wahlwiederholung: Noch ist nicht entschieden, ob die Wahl von Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlung wiederholt werden muss. Wir wollten trotzdem von euch wissen: Würdet ihr wieder die gleichen Parteien wählen? Das sind eure Antworten.
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
- Schulbauoffensive: Nachdem der Berliner Senat die Investitionsplanung bis 2026 bekannt gegeben hatte und klar wurde, dass etliche der sanierungsbedürftigen Schulen in der Stadt und im Bezirk Pankow darin nicht berücksichtigt sind (wir berichteten), kommen nun erste Forderungen aus der Lokalpolitik. Die Linkspartei von Pankow fasste in ihrer Hauptversammlung vergangene Woche den Beschluss, dem Schulplatzmangel entgegen zu wirken und stellte vier konkrete Anliegen vor: Die Mandatsträger*innen der Partei im Abgeordnetenhaus sollen sich dafür einsetzen, dass die verschobenen Investitionen von Sanierung und Neubau zurückgenommen werden und dass die dringend notwendigen Sanierungen – insbesondere des Gymnasiums am Europasportpark, des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums und des Max-Delbrück-Gymnasium – im Doppelhaushalt des Senats berücksichtigt werden. Außerdem soll Berlin bis zum nächsten Schuljahr mindestens einen neuen Oberschulstandort einrichten und dafür auch die Nutzung nicht öffentlicher Gebäude durch Anmietung oder Kauf in Betracht ziehen. Auch leerstehende Gebäude in Besitz des Landes oder des Bundes könnten dafür infrage kommen, ebenso wie öffentliche Räume, darunter Bibliotheken, Musikschulen sowie Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen. „Die vom Senat beschlossene Investitionsplanung für die Jahre 2022-2026 wird die Versorgung mit Schulplätzen in Pankow dramatisch verschärfen. Das können wir nicht hinnehmen. Daher sind alle Instrumente zu nutzen, um die dringend benötigten Sanierungen zu ermöglichen“, heißt es in einer Begründung der Partei.
- Schulbauoffensive II: Die erste temporäre Schuldrehscheibe, die in Pankow entsteht, ist zum Glück noch im alten Investitionsplan enthalten und deshalb in trockenen Tüchern: Am Dienstag begann im Bereich Eschengraben/Talstraße der Aufbau der ersten Containermodule. Bis Mitte 2023 entsteht auf dem rund 9.500 Quadratmeter großen Grundstück ein auf 15 Jahre angelegtes Ausweichquartier mit Platz für bis zu 600 Schüler*innen. Vier Geschosse in insgesamt 51 Modulen enthalten zahlreiche Unterrichtsräume, außerdem gibt es eine Mensa mit 240 Plätzen. Die Grund- und Oberschulen aus dem Bezirk, die jeweils für zwei bis drei Jahre saniert werden, ziehen in dieser Zeit in die Schuldrehscheibe um; den Anfang macht die Wolkenstein-Grundschule aus der Neumannstraße. „Pankow ist mit seinem Schul-Drehscheibenkonzept in Berlin Vorreiter und mit der Montage der Module sind jetzt endlich Fortschritte erkennbar”, erklärt Dominique Krössin, Bezirksstadträtin für Schule, Sport, Weiterbildung und Kultur. „Mich begeistern die Präzision und Logistik, die hier in kurzer Zeit ein hochmodernes Gebäude entstehen lassen.” Eine weitere Schuldrehscheibe entsteht an der Werneuchener Wiese am Rande des Volksparks Friedrichshain.
- Ampeln: Bis zu 500 Schüler*innen überqueren fast täglich die Stahlheimer Straße, um in die Carl-Human-Grundschule zu kommen – dichter Durchgangsverkehr und die Tramlinie 12 inklusive. Doch eine Ampel gibt es nicht, denn die hat der Bezirk letztes Jahr abbauen lassen. Es war die einzige in der näheren Umgebung, die die Schüler*innen sicher zu ihrer Schule brachte. Deswegen fordern Eltern und Schulvertreter*innen Ampeln an allen Ecken der Kreuzung. Am Dienstag demonstrierten sie für diese. Gleichzeitig fordern sie ein durchgehendes Tempo 30 auf der Stahlheimer Straße sowie einen Zebrastreifen auf der Stahlheimer Straße vor dem Eingang der Turnhalle. Doch die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz hält dies nicht für nötig: „Im Ergebnis können keine Gründe für eine signaltechnische Erweiterung der Regelung auf den gesamten Knotenpunkt erkannt werden“, heißt es in einer Antwort der Senatsverwaltung auf ein Schreiben der Elternvertretung. Eine Abfrage bei der Polizei Berlin habe keine Anhaltspunkte für eine Ampel geliefert. Auch die Unfallauswertung der letzten Jahre sei unauffällig.
- Freizeitangebote: Welche Freizeitangebote gibt es eigentlich für Kinder und Jugendliche im Bezirk Pankow? Die CDU-Fraktion glaubt, dass junge Leute nicht wissen, was sie an ihrem Wohnort unternehmen können. Nun möchte sie die Sichtbarkeit von Sport-, Freizeit- und Bildungsangeboten im Bezirk Pankow verbessern. „Vor allem Kinder und Jugendlichen mussten in den letzten beiden Jahren starke Einschränkungen in ihrer Freizeitgestaltung hinnehmen. Dass viele Pankower Einrichtungen trotz der Pandemiebeschränkungen aber ein kontinuierliches Angebot bereitstellen konnten, haben viele nicht mitbekommen“, sagt Eva Scharfenberg, Sprecherin für Kinder, Jugend, Familie und Integration der CDU-Fraktion Pankow. Daher solle das Bezirksamt diese nun sichtbarer machen und den Zugang zu den Aktivitäten erleichtern. Die Fraktion fordert nun, dass die bereits vorhandenen Plattformen wie der Blog des Medienzentrums Pankow weiterentwickelt werden. Darüber hinaus wünscht sich die CDU eine App, mit der die Bekanntheit der bestehenden Angebote gesteigert werden soll.
- Ehrenamt: Das Jugendamt Pankow sucht für das Amtsgericht oder Landgericht Jugendschöff*innen. Nach Paragraf 35 des Jugendgerichtsgesetzes werden sie in ihrer Amtszeit von 2024 bis 2028 als ehrenamtliche Richter*innen Teil der Rechtsprechung sein. Wer sich für dieses Ehrenamt interessiert, kann sich bis zum 11. November bewerben. Bewerber*innen müssen mit Beginn des Jahres 2024 mindestens 25 und höchstens 69 Jahre alt sein und ihren Wohnsitz im Bezirk Pankow haben.
Tipps & Termine
- 28.10.: Sie gehörte zu den populärsten Bands der DDR: die Klaus Renft Combo. Dennoch war sie den DDR-Behörden ein Dorn im Auge. So erhielt Renft zeitweilige Auftrittsverbote, bis die Band 1975 ganz verboten wurde. 1990 fanden sich ehemalige Mitglieder wieder zusammen. Seitdem spielen sie in wechselnder Besetzung. Am Freitag tritt die Band in der Wabe auf. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 28 Euro, an der Abendkasse 30.
- 3.-6.11.: Wie passen ein Filmfestival und Dichtkunst zusammen? Das ZEBRA Poetry Film Festival zeigt, wie es geht. Das Filmfestival findet vom 3. bis 6.11. im Haus der Poesie und im Kino der Kulturbrauerei statt.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Wahl: Am 16. November fällt die endgültige Entscheidung: Muss Berlin die Wahl zum Abgeordnetenhaus und den Bezirksämtern wiederholen? Wir haben die Pankower Parteien gefragt, was das für sie bedeuten würde.
Zitat der Woche
„Arbeiter*innen nutzten Vergnügungslokale in ganz Berlin häufig für Versammlungen und politische Aktionen, die sie als Bierrunden tarnen konnten“,
schreibt meine Sonja Koller. Auch der Pratergarten war früher ein solcher Ort.
Nächste Woche erfahrt ihr, warum der Alte Schlachthof ebenfalls ein geschichtsträchtiger Ort in Prenzlauer Berg ist. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Woche.
Eure Christina Heuschen
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