Welche Risiken nahmen die „Frauen für den Frieden“ auf sich, indem sie gegen die zunehmende Militarisierung der DDR kämpften? Wieviele Kinder warten auf einen Schulplatz? Und was passiert mit dem Kulturbus? Die Nachrichten der Woche gibt es im Newsletter.
Ende der 1970er-Jahre kommt es zu neuen Spannungen im Kalten Krieg zwischen Ost und West: Die westlichen Staaten fühlen sich durch die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen in Osteuropa bedroht und reagieren mit dem NATO-Doppelschluss. Doch die Entscheidung ruft in der Bundesrepublik Proteste hervor, auch in der DDR kritisieren immer mehr Bürger*innen die zunehmende Militarisierung. Als 1982 auch noch die Wehrpflicht auf Frauen ausgeweitet werden soll, reicht es Almut Ilsen. Sie und zahlreiche andere Frauen gründen nach erfolglosen Eingaben die Initiative „Frauen für den Frieden“. Welche Risiken sie für ihre Überzeugungen in Kauf genommen haben, hat Ilsen meiner Kollegin Katharina Angus erzählt für unseren
Text der Woche
- Widerstand: Sie waren eine der wenigen kirchenunabhängigen Oppositionsgruppen in der DDR: die „Frauen für den Frieden“. Gemeinsam kämpften sie gegen die zunehmende Militarisierung des sozialistischen Staates. Mitbegründerin Almut Ilsen teilt ihre Erinnerungen.
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
- Schulplätze: Berlins schulen platzen aus allen Nähten, Kinder aus neu eingewanderten Familien warten nicht selten mehrere Monate auf einen Schulplatz. Die Bezirksverordnete Eva Scharfenberg (CDU) wollte in einer Kleinen Anfrage wissen, wie die Situation im Bezirk Pankow aussieht. Tatsächlich warten in Pankow zurzeit 331 Kinder darauf, zur Schule gehen zu können. Davon seien 193 Kinder im Grundschulalter und 138 im Sekundarschulalter, teilt die Schulstadträtin Dominique Krössin mit. Mehr als die Hälfte der Kinder komme aus der Ukraine.
- Kulturbus: Wie kommen Kinder von der Schule oder Kita zum Theater? Die „Offensive Kulturbus” der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa ist ein Erfolgsprojekt, welches auch im kommenden Schuljahr fortgesetzt wird. Über 265 Bildungseinrichtungen haben das kostenfreie Angebot im vergangenen Jahr genutzt, um den Nachwuchs zu einem der teilnehmenden Spielorte zu bringen. Durch die freigegebene Förderung von 121.000 Euro können bis Ende des Jahres, heißt es seitens der Senatsverwaltung, bis zu 230 Fahrten realisiert werden. Unter anderem geht es auch nach Prenzlauer Berg: Zu den 50 Theatern, die an dem Projekt teilnehmen, gehören auch die Schaubude, das Theater o.N. und das Dock 11.
Polizeimeldungen
- Rassismus: Am Donnerstagvormittag soll ein unbekannt gebliebener Mann eine Frau während der Fahrt in einer Straßenbahn rassistisch beleidigt haben. Wie die Polizei mitteilte, bestieg die 35-Jährige gegen 9.30 Uhr am U-Bahnhof Eberswalder Straße die Tram der Linie M10 in Richtung Nordbahnhof, als ein mitfahrender Mann ihr bedrohlich nahegekommen sei und sie rassistisch beleidigt haben soll. Erst als die Frau angekündigt habe, sie werde die Polizei rufen, soll sich der Tatverdächtige zu einer anderen Tür der Bahn begeben haben. Dort sei er an der nächsten Haltestelle ausgestiegen. Die weiteren Ermittlungen hat ein Fachkommissariat des Polizeilichen Staatsschutzes des Landeskriminalamtes übernommen.
- Messerstiche: In Prenzlauer Berg soll eine Jugendgruppe in der Nacht zu Sonntag zwei Erwachsene attackiert haben. Ein 26-Jähriger sei dabei durch mehrere Messerstiche in den Oberschenkel schwer verletzt worden, meldet die Polizei. Passanten hatten gegen 1.30 Uhr Feuerwehr und Polizei zum Kollwitzplatz gerufen. Dort leisteten Zeug*innen bereits Erste Hilfe, die alarmierten Polizeikräfte unterstützten die Maßnahmen und stoppten die Blutung bis zum Eintreffen der Rettungskräfte der Feuerwehr. Diese brachten den Verletzten zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus. Laut ersten Aussagen soll es zuvor am Kollwitzplatz zu einer Auseinandersetzung zwischen den Erwachsenen und der Gruppe von rund zehn Jugendlichen gekommen sein. Zeug*innen berichteten unter anderem von Flaschenwürfen aus der Jugendgruppe. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.
Tipps & Termine
- 4.9.: Wer lernen möchte, wie man ein Porträt zeichnet, oder mit VR-Brillen einen Einblick in die digitale Ausstellung „Post Normal“ der Prater Galerie bekommen möchte, der sollte zum Sommerfest im Kulturareal Ernst-Thälmann-Park gehen. Neben verschiedenen Kunstworkshops und Ausstellungen gibt es dort auch Konzerte und die Möglichkeit den Park näherkennenzulernen. Das Sommerfest beginnt um 15 Uhr, der Eintritt ist frei.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Kohleofen: Seit zwölf Jahren ist Schornsteinfeger Hagen Baacke auf den Dächern Prenzlauer Bergs unterwegs. Die Angst vor einem kalten Winter durch Gasknappheit beschäftigt auch ihn. Wir sprachen mit ihm über illegalen Ofeneinbau, Notschornsteine und leere Kohlelager.
- Garten: Am 13. August 1961 wurde die Berliner Mauer gebaut. Heute kommen auf dem ehemaligen Todesstreifen an der Bernauer Straße Menschen aus aller Welt zusammen. Sie haben ihn in eine Oase verwandelt
Zitat der Woche
„Wir haben aber den bewussten Entschluss gefasst, dass wir nicht jeder neuen Frau in unserer Nähe mit Argwohn entgegentreten und unsere Kräfte an Misstrauen verschwenden. Der Tenor lautete: Wir verstecken uns nicht“,
sagt Almut Ilsen. Sie und ihren Mitstreiterinnen wussten, dass die Stasi Frauen bei ihnen einschleusen wird. Dennoch haben sie nicht aufgehört und sich weiter für den Frieden eingesetzt.
Nächste Woche berichtet meine Kollegin Julia Schmitz wieder, was alles in Prenzlauer Berg passiert. Ich verabschiede mich und wünsche ein schönes Wochenende!
Eure Christina Heuschen
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Foto: Jon Tyson/Unsplash