Zoff um ein Grundstück, Gerangel an der Tramhaltestelle und die Suche nach einem Kita-Platz: Was in dieser Woche im Kiez passiert ist, gibt’s im Newsletter zum nachlesen.
Senior*innen beim Einkauf helfen, Kindern Märchen vorlesen oder Geflüchtete auf Behördengänge begleiten: Ehrenamt hat viele Gesichter. In Berlin ist die Bereitschaft, anderen Menschen unentgeltlich zu helfen, besonders groß. Aber wie bringt man Menschen, die sich engagieren wollen, mit den passenden Angeboten zusammen? Und hat sich die Situation mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine verändert? Meine Kollegin Katharina Angus hat die FreiwilligenAgentur in Pankow besucht und nachgefragt für unseren
Text der Woche
- Engagement: In der FreiwilligenAgentur Pankow treffen soziale Einrichtungen auf Ehrenamtliche. Wir haben mit Heidi Graf und Christian Dubs über Ziele, Möglichkeiten und die Herausforderungen vom Ehrenamt in Krisenzeiten gesprochen.
Was sonst noch los war
- Kiezplatz: Am nördlichen Ende der Sonnenburger Straße soll ein vom Autoverkehr abgetrennter Quartiersplatz entstehen. Entschieden wurde das bereits 2008, passiert ist aber auch 14 Jahre später noch nichts. Warum?
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
Thälmannpark: Vergangene Woche stimmte die Bezirksverordnetenversammlung über einen Antrag ab, dessen Titel denkbar dröge klingt, der inhaltlich aber höchst brisant ist: Hinter der „weiteren Verlängerung der Veränderungssperre 3-61/17 im Bezirk Pankow, Ortsteil Prenzlauer Berg“ für das Grundstück Lilli-Henoch-Straße versteckte sich das Machtwort, mit der das Bezirksamt eine Bebauung des Streifens nördlich des Thälmannparks mit zwei siebenstöckigen Wohnbauten zugunsten eines Schulneubaus verhindern wollte. Zwei Jahre galt diese Sperre, nun sollte sie auf Antrag der Stadträtin für Stadtentwicklung Rona Tietje (SPD) für ein weiteres Jahr verlängert werden; das sollte dem Bezirk Zeit verschaffen, einen Bebauungsplan aufzustellen. Aber bis auf SPD und Linksfraktion votierten alle Parteien, ohne Begründung, dagegen. Ein überraschendes Ergebnis, hatte der zuständige Fachausschuss den Antrag doch zuvor einstimmig verabschiedet; seit Jahren diskutiert der Bezirk außerdem über den Schulplatzmangel. Die Pankower SPD zeigt sich brüskiert: „Bündnis90/die Grünen hofieren lieber einen berüchtigten Investor als sich für die Bedarfe von Schülerinnen und Schüler einzusetzen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Christian Gèrôme sei stadtweit „als Motor von Verdrängung durch Aufkauf, Aufteilung und Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen sowie teuerste Luxusmodernisierungen“ und für Verdrängung von alteingesessenen Mieter*innen bekannt. Vorerst hat Gérôme aber freie Bahn: Die Veränderungssperre läuft am 4. Juni aus.
Tramhaltestelle: Ab nächstem Jahr bekommen Radfahrer*innen auf der Schönhauser Allee mehr Platz, wenn die jetzt noch zum Parken genutzte rechte Spur zwischen Gleimstraße/Stargarder Straße und Danziger Straße zum abgetrennten Radweg umgebaut wird – wir berichteten. Nicht alle sind von dieser Maßnahme begeistert. Der Berliner Fahrgastverband (IGEB) freut sich zwar über gute Radwege, „aber nicht auf Kosten der Straßenbahnfahrgäste“: Mitten auf der Radstrecke liegt nämlich die Haltestelle Milastraße der Tram M1. Um die Bahn zu erreichen, müssen Fahrgäste aktuell die Straße überqueren und darauf hoffen, dass die Autofahrer*innen es rechtzeitig bemerken und anhalten. Zukünftig müssten sie auch noch auf eine Lücke im Fahrradverkehr hoffen, meint der Fahrgastverband und schlägt vor, die Haltestelle unter das Viadukt zu verlegen oder eine Haltestelleninsel – wie es sie zum Beispiel am Frankfurter Tor in Friedrichshain gibt – zu bauen. Und dann sei da noch ein Problem: Weil der Lieferverkehr in Zukunft nicht mehr auf der ehemaligen Parkspur, sondern in zweiter Reihe halten müsse, würden die Autos wahscheinlich auf die Tramgleise ausweichen und dort Stau auslösen. Die Pankower Linksfraktion hatte bereits 2018 eine Verbesserung der Situation an der Milastraße gefordert. „Wir unterstützen die IGEB-Forderung nach Vorrangschaltung der Straßenbahn. Die Radverkehrssicherheit darf nicht zu Lasten des ÖPNV erreicht werden, nur zu Lasten des KfZ-Verkehrs, von dem die Gefahren ausgehen“, twitterte sie diese Woche.
Kita-Atlas: Erstmal Mutterschutz und Elternzeit, dann langsam überlegen, in welchem Alter das Kind mit der Kita beginnen soll? Das funktioniert in Berlin nicht. Seit Langem ist die Lage allerorts angespannt, wenn es um die Suche nach einem Betreuungsplatz für den Nachwuchs geht. Und das wird vermutlich in den meisten Bezirken erstmal so bleiben, zeigt der Kita-Förderatlas, der die Berliner Senatsverwaltung vor kurzem veröffentlichte. Prenzlauer Berg kommt darin allerdings verhältnismäßig gut weg. Der Bezirk – es ist auch der mit den meisten Kindern – hat in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Kita-Plätze geschaffen; im Großteil von Prenzlauer Berg gibt es noch Platzreserven, heißt es, aber der Bedarf steige ebenfalls. Nur im Gebiet rund um den Helmholtzplatz sinke die Nachfrage. Ob das mit der Realität übereinstimmt?
Nachbarschaft: Initiativen und Projekte aus den einzelnen Kiezen tragen zu einem lebendigen Miteinander in den Nachbarschaften bei – und das will das Bezirksamt Pankow nun stärken. In dieser Woche unterzeichneten die Stadträtin für Gesudheit und Soziales, Dr. Cordelia Koch (Grüne) und der Stadtrat für Jugend und Familie, Cornelius Bechtler (Linke) einen Kooperationsvertrag mit dem Paritätische Wohlfahrtsverband und dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit. Die Partner stimmen ihre Angebote in den Stadtteilen aufeinander ab und entwickeln sie gemeinsam bedarfsgerecht weiter. „Zivilgesellschaftliches Engagement beginnt nicht erst mit der Volljährigkeit. Junge Menschen können und wollen einen aktiven Part in der Gestaltung ihrer Umwelt einnehmen. Es liegt an uns, als gesamte Gesellschaft Räume zu schaffen, die Teilhabe, Begegnungen und Initiativen ermöglichen“, so Bechtler.
Kiezchor: „Wir singen, trällern, jubeln, jodeln, trillern, flöten, summen, tönen und schmettern Lieder aus Spanien, Frankreich, Südafrika, Bulgarien, Deutschland, Nigeria“, schreibt der Kiezchor Prenzlauer Berg über sich selbst. Rund 20 Menschen treffen sich jeden Donnerstag in der Schönfließer Straße 7 zum gemeinschaftlichen Singen. Und sie suchen Nachwuchs: Aufgrund der Pandemie habe der Chor eine längere Pause einlegen müssen und sei jetzt ausgedünnt, schreibt uns Nadia Lichtenberger. Wer die Gruppe mit der eigenen Stimme unterstützen möchte, kann per Mail Kontakt aufnehmen. Und noch ein Anliegen haben die Sänger*innen: Nach den Sommerferien benötigen sie neue Räumlichkeiten für ihre Chorproben.
Spendenaufruf: Rund 46.000 Menschen wohnen im polnischen Kołobrzeg; seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben über 3.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland Zuflucht in der Kleinstadt an der Ostseeküste gesucht. Weil die Gemeinde bei der Versorgung und Unterbringung der Menschen an ihre Grenzen kommt, bittet die Bürgermeisterin Anna Mieczkowska jetzt um Spenden. Der Verein Freunde Kolbergs e.V., der Verein Für Pankow e.V. und das Bezirksamt Pankow rufen deshalb dazu auf, die langjährige Partnerstadt Pankows zu unterstützen. Weitere Informationen zum Spendenaufruf gibt es hier.
Polizeimeldungen
- Prügelei: Zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe von zehn Personen und einem 25-Jährigen kam es vergangene Nacht gegen 0.15 Uhr vor einer Bar an der Ecke von Stubbenkammerstraße und Prenzlauer Allee. Die Polizei, die von Zeug*innen gerufen worden war, fand den Mann in einem nahegelegenen Wohnhaus, in das er geflüchtet war, und brachte ihn mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die anderen Männer entkamen unerkannt, die Kriminalpolizei ermittelt.
Tipps & Termine
- 13.5.: Im ukrainischen Vinnytsia organisiert die Schule „Боже, вільна школа“ (internationaler Name: „One Crazy School“) seit Kriegsbeginn Unterstützung für Geflüchtete. Der Pankower Träger Netzwerk Spiel/Kultur Prenzlauer Berg e.V., zu dem auch die Demokratische Netzwerk-Schule gehört, sammelt an diesem Freitag bei einem Spendenflohmarkt auf dem Abenteuerlichen Bauspielplatz Kolle 37 wiederum für die Schule in der Ukraine. Los geht es um 14 Uhr.
- 13.5.: Unter dem Titel „Asphaltierte Aussichten“ lesen Robert Klages und Eric Ahrens am Freitag Ungereimtheiten, Gedichte und (noch) unveröffentlichte Kurzgeschichten. Ab 19.30 Uhr im BAIZ, Eintritt 5 Euro.
- 17.5.: Lea Streisand ist Ur-Prenzlauer Bergerin, Radiomoderatorin und gefeierte Autorin. An diesem Abend liest sie in der Galerie Amalienpark aus ihrem dritte Roman „Hätt‘ ich ein Kind“. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt kostet 10 Euro bzw. 6 Euro ermäßigt.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Baumfällungen: Schulwegsicherheit sei wichtiger als der Erhalt von Bäumen, sagen die Pankower Bezirksverordneten. Den vorgeschlagenen Kompromiss der Grünen für die Werneuchener Wiese lehnen sie ab.
- Kunst: It’s that time of the year again: Seit 2017 findet im Mai im Bezirk Pankow das artspring Festival statt. Die sechste Ausgabe steht diesmal unter dem Motto „Der Mythos ist hin“.
Zitat der Woche
„Ich glaube, dass die Mühlen der Behörden langsamer mahlen, als der Aktivismus der Freiwilligen“
sagt Christian Dubs von der FreiwilligenAgentur Pankow. Während die Ämter noch Strategien austüfteln, seien oft schon die ersten Ehrenamtlichen schon vor Ort.
Engagiert ihr euch ehrenamtlich und möchtet uns davon erzählen? Dann meldet euch gerne per Mail bei uns. Wir lesen uns nächste Woche wieder!
Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion