Unweit von hier ist plötzlich Krieg – und in Berlin werden ungeahnte Energien freigesetzt. Wie genau, könnt ihr in unserem Newsletter nachlesen.
Dass Russland in die Ukraine einmarschieren könnte, darüber wurde bereits seit Monaten diskutiert – als es dann tatsächlich geschah, waren unzählige Berliner*innen sofort hilfsbereit zur Stelle: Täglich entstehen neue Gruppen, die Spenden und Hilfsgüter sammeln, um sie an die Polnisch-Ukrainische Grenze zu bringen, wohin tausende Ukrainer*innen geflüchtet sind. An den Berliner Bahnhöfen stehen Freiwillige bereit, um die Ankommenden mit Essen und Informationen zu versorgen. Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es noch? Wir haben eine Übersicht zusammengestellt für unseren
Text der Woche
- Solidarität: Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine steht die Welt unter Schock, doch die Hilfsbereitschaft ist sehr groß. So könnt ihr die Menschen vor Ort jetzt unterstützen.
Was sonst noch los war
- Kirche: Am 20. Januar brannte der Innenraum der Paul-Gerhardt-Kirche in der Wisbyer Straße, das Landeskriminalamt ermittelt wegen Brandstiftung. Was sagt die Pfarrerin Almut Bellmann zu dem Geschehen?
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
Ukraine: Über 2.000 Ukrainer*innen sind in den vergangenen Tagen bereits in Berlin angekommen, bis zu 20.000 werden in nächster Zeit erwartet. Um diesen ein Dach über dem Kopf anbieten zu können, fordert die Pankower CDU Senat und Bezirk auf, schnell und unbürokratisch Unterkünfte zu schaffen: „Wir müssen vorbereitet sein und schnell helfen; als Berlins größter Bezirk vorangehen. In ganz Pankow gibt es dafür Standorte. In Blankenburg und im Prenzlauer Berg stehen ungenutzte Container. Diese sollen an geeigneten Standorten angeschlossen und vernünftig ausgerüstet werden“, so der Abgeordnete Johannes Kraft. Die aktuell leeren Container oder „Tempohomes“, die schon in früheren Jahren für die Unterbringung von Geflüchteten genutzt wurden, könnten auch in Prenzlauer Berg aufgestellt werden; zum Beispiel im Volkspark Prenzlauer Berg, am Parkplatz am S-Bahnhof Greifswalder Straße und im Mauerpark. „Es ist unsere humanitäre Pflicht, den vor Putins Wahnsinn fliehenden Familien sofort Hilfe und Schutz zu geben. Viele Bürger, Vereinsvertreter und Unternehmer aus Pankow sind in den letzten Stunden auf uns zugekommen und haben signalisiert: Sie stehen bereit, um zu helfen“, unterstreicht Dirk Stettner, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion Berlin.
Straßenname: Bisher hatte der kleine Dreiecksplatz zwischen Krüger-, Duncker- und Kuglerstraße keinen Namen. Das ändert sich kommende Woche: Dann wird das Areal nach Gertrud Pincus benannt. Die 1890 im schlesischen Glatz geborene Frau arbeitete in den 1920er Jahren im Jugendamt Prenzlauer Berg als Fürsorgerin. Sie war für die Organisation der Krippen, Horte und Kindergärten zuständig und setzte sich vor allem für die musikalische Früherziehung ein. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Pincus aus dem Jugendamt entlassen. Ende November 1941 deportierten die Nationalsozialisten sie, zusammen mit ihrem Mann Paul Pincus, nach Riga und erschossen sie vermutlich in einem der nahe gelegenen Kiefernwälder. Die Namensgebung des Platzes geht auf die AG SpurenSuche des Frauenbeirates Pankow zurück. Die Einweihung mit Stadträtin Manuela Anders-Granitzki findet am 10. März um 14 Uhr statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Gleichstellung: Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist auch im Jahr 2022 noch längst nicht erreicht, verstärkt werden Benachteiligungen durch die Pandemie. Das Bezirksamt Pankow ruft deshalb erneut den Pankower Frauenmärz aus, mit dem das Thema in verschiedenen Ausstellungen, Vorträgen und Veranstaltungen in den Fokus gerückt wird. So findet am 10. März in der Bibliothek am Wasserturm eine Podiumsdiskussion zu Frauen, Migration, Kultur und Kunst statt; am 12. März wird im Museum in der Kulturbrauerei über die Sichtbarkeit von Frauen auf dem Literaturmarkt diskutiert. Das komplette Programm ist hier verfügbar.
Kriminelles & Unschönes
Volksverhetzung: Ein 50-jähriger Mann muss sich wegen Volksverhetzung und Zechbetrug verantworten, nachdem er sich am Mittwochnachmittag geweigert hatte, sein Essen in einem Bistro auf der Pappelallee zu bezahlen. Zeug*innen gaben zudem an, der Mann habe beim Eintreffen der Beamt*innen lautstark den Holocaust geleugnet und dabei gegen das Tor der Friedhofsanlage uriniert.
Unfall: Am Montagabend wurde ein 66-jähriger Mann schwer verletzt, als er gegen 22.50 Uhr die Prenzlauer Allee in Höhe Sredzkistraße überqueren wollte und dabei von einer Tram der Linie M2 erfasst wurde. Rettungskräfte brachten ihn in ein Krankenhaus.
Diebstahl: Am frühen Sonntagmorgen wurden drei Jugendliche im Alter von 15, 16 und 17 Jahren von der Polizei festgenommen, nachdem sie in einem Mobilfunkshop auf der Schönhauser Allee eingebrochen und dort mehrere Handys entwendet hatten.
Verfolgungsjagd: In der Nacht zu Sonntag verursachte ein 45-Jähriger einen Unfall an der Kreuzung Lychener Straße/Stargarder Straße und flüchtete. Anschließend kam es zu einer Verfolgungsjagd zwischen Autofahrer und Polizei, die erst in der Nähe der Autobahnauffahrt Pasewalker Straße an einer Laterne endete. Die Beamt*innen brachten ihn in ein Krankenhaus, da sie den Eindruck hatten, der Mann stehe nicht nur unter Drogen, sondern benötige auch psychologische Hilfe.
Tipps & Termine
6.3.: Bis 1989 beantragten fast 40.000 Menschen die ständige Ausreise aus der DDR. Bis diese bewilligt wurde, befanden sie sich in einer Art Zwischenzustand. In ihrem Buch „Ständige Ausreise. Schwierige Wege aus der DDR“ versammelt Jana Göbel 24 Geschichten von Betroffenen. Daraus liest sie am Sonntag um 16 Uhr in der KulturMarktHalle. Der Eintritt erfolgt auf Spendenbasis.
8.3.: Anlässlich des Internationalen Frauentags wirft das Museum in der Kulturbrauerei einen Blick auf die Situation der Frauen in der DDR. 1989 gab es dort eine Frauenerwerbstätigkeit von 98 Prozent, Frauen waren in allen Berufszweigen präsent. Aber waren sie wirklich gleichberechtigt? Führungen durch die Ausstellung finden um 14.30 Uhr und 16.30 Uhr statt, eine vorherige Anmeldung ist zwingend.
Das habt ihr vielleicht verpasst
Abriss: Eigentlich sollte die Entscheidung erst im Herbst 2022 fallen. Doch seit dieser Woche steht fest: Das Jahnstadion in Prenzlauer Berg wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Soziales: In der Dunckerstraße befindet sich eine Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen in prekären Lebenssituationen, die selbst zu kämpfen hat. Die Lage des Sozialprojektes hat sich nicht nur durch Corona verschlechtert.
Zitat der Woche
„Der Krieg spielt bei uns eigentlich keine Rolle mehr“
das sagte mir der Journalist Olexiy noch im Oktober, als ich ihn auf einer Pressereise durch die Ukraine kennenlernte. Er wohnt in Kramatorsk, das nur ca. 50 Kilometer von den seit Jahren umkämpften Gebieten Luhansk und Donesk entfernt liegt. Vor ein paar Tagen postete er nun ein Foto auf Twitter, das ihn mit Helm und schußsicherer Weste zeigt.
Es sind schwierige Zeiten, in denen wir uns befinden. Wir sollten deshalb jetzt alles darum geben, weder Mut noch Zuversicht zu verlieren. Ich wünsche euch ein ruhiges Wochenende.
Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion
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