Eigentlich sollte die Entscheidung erst im Herbst 2022 fallen. Doch seit dieser Woche steht fest: Das Jahnstadion in Prenzlauer Berg wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Während die Entscheidung in den vergangenen Monaten immer wieder vertagt wurde, und es zuletzt sogar geheißen hatte, vor Herbst dieses Jahres werde überhaupt nichts beschlossen, gab die Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport unter Senator Andreas Geisel (SPD) am Mittwoch bekannt: Der Jahnsportpark soll zur Inklusionssportanlage entwickelt werden, das Jahnstadion werde abgerissen und durch einen barrierefreien Neubau ersetzt. Das untersuchte andere Szenario, nämlich die Erhaltung und Sanierung des alten Stadions, wäre damit größtenteils vom Tisch.
„Vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit, dem Raumprogramm, der städtebaulichen Rahmenbedingungen und den besonderen Anforderungen an ein Inklusionsportstandort hat das Lenkungsgremium entschieden, das Stadion unter Einbeziehung der wesentlichen identitätsstiftenden Merkmale des Jahnsportparks neu zu bauen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das könnten zum Beispiel „Zitate und Reminiszenzen an das Bestandsstadion“ sein oder auch die Erhaltung einzelner Merkmale des Bauwerks.
Bürgerbeteiligung gefordert
Ein Satz, der bei der Bürgerinitiative Jahnsportpark das Blut in den Adern kochen lässt: „Ein paar bunte Sitzschalen an der Wand des neuen Foyers sind allenfalls zynisch, aber kein Beitrag zu Klimaschutz, Ressourcenschonung, Baukultur und Bürgerbeteiligung“, kritisieren sie. Warum ein Stadion mit 20.000 Sitzen abgerissen werde, um an gleicher Stelle ein neues Stadion mit 20.000 Sitzen zu bauen, erschließe sich ihnen nicht.
Und auch das mit der Beteiligung von Bürger*innen durchgeführte Werkstattverfahren, zu dem es im vergangenen Frühling und Sommer mehrere öffentliche Veranstaltungen gegeben hatte, verliere im Hinblick auf die jetzige Entscheidung an Sinn. Die Entscheidung über den Abriss sei „heimlich in einem Hinterzimmer“ getroffen worden. „Wir fordern die Aufnahme einer echten Bürgerbeteiligung“, so Aleksandra Kwasnik von der Bürgerinitiative.
Der Senat hält aber an seinen Plänen fest. Im Frühling soll ein offener, zweiphasiger Realisierungswettbewerb für das Stadion mit einem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenteil ausgelobt werden. Rund 120 Millionen Euro sind für Abriss und Neubau im neuen Haushalt eingeplant.
Titelbild: Julia Schmitz