Wie steht es um die K12? Wie lange gibt es im Bezirk noch DDR-Straßenlaternen? Und warum sorgen geplante Baumfällungen für Ärger? Die Antworten gibt es im Newsletter.
Der Kampf um Häuser hat in Berlin Tradition. Die Kastanienallee 12, auch K12 genannt, ist einer dieser legendären Orte, an dem sich Bewohner*innen zusammengeschlossen haben, um gegen den Abriss und den Verkauf zu kämpfen. Zu DDR-Zeiten entstand hier der Hirschhof durch eine Bürgerinitiative, auch heute noch ist der Zusammenhalt in dem mit vier Hinterhöfen ungewöhnlich verschachtelten Gebäude groß. Doch die Idylle ist bedroht – es droht eine Teilversteigerung der Gebäude. Wie es mit der K12 weitergehen könnte, hat meine Kollegin Julia Schmitz aufgeschrieben für den
Text der Woche:
- Verdrängung: Erst verschwand der öffentliche Park, jetzt sind auch die anliegenden Häuser bedroht: Erneut müssen Anwohner*innen des legendären Hirschhofs zwischen Kastanienallee und Oderberger Straße zittern.
Was sonst noch los war:
- Engagement: Obwohl die Einsatzwagen oft von einem lauten Martinshorn begleitet werden, wissen die meisten wenig über die Feuerwehrkräfte in ihrem Stadtteil. Doch genau die könnten einmal ihr Leben retten. Wir haben die Freiwillige Feuerwehr Prenzlauer Berg beim Training besucht.
Kiezfoto der Woche
Aus dem Bezirk
- Straßenlaternen: Die Berliner Mauer ist Geschichte. Doch noch immer ist die Stadt in Ost und West unterteilt – zumindest wenn man sich die Straßenlaternen anschaut. Denn seit Jahrzehnten prägt die Rostocker Straßenlaterne, kurz RSL 1, das Ost-Berliner Straßenbild, rund 17.700 dieses Typs sind auch heute noch in Betrieb. Und das DDR-Überbleibsel scheint nicht unproblematisch: Die Lampen sitzen meistens auf Betonmasten – und die bröckeln langsam vor sich hin. Gleichzeitig verbrauchen die Lampen mehr Energie. Nun wollte der Abgeordnete Stefan Förster (FDP) wissen, wie lange die DDR-Straßenlaternen noch leuchten werden. Aus der Antwort des Senats geht hervor, dass die verbleibenden Leuchten langfristig durch LED-Leuchten ersetzt werden sollen. Doch eilig scheint der Senat es damit nicht zu haben: Vorrangig werde die Umrüstung von gasbetriebenen Beleuchtungsanlagen umgesetzt, die eine wesentlich schlechtere Energiebilanz und erheblich höhere Wartungskosten haben, heißt es.
- Baumfällungen: Die Diskussionen um Bäume in Prenzlauer Berg reißen nicht ab. Wie wir vergangene Woche berichteten, sollen in der Seelower Straße gleich 21 Weiden gefällt werden, weil sie laut Bezirksamt eine Gefahr für den Verkehr darstellen. Der Abgeordnete Andreas Otto (Bündnis 90/Die Grünen) ist davon gar nicht begeistert: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass 21 Bäume auf einen Schlag nicht mehr standsicher sein sollen. Ich fordere, dass ein unabhängiger, vereidigter Sachverständiger die Bäume begutachtet und dass diese Gutachten unverzüglich veröffentlicht werden. Vorher dürfen keine Bäume gefällt werden, die noch standsicher sind“, sagte er zu der Entscheidung des Straßen- und Grünflächenamtes. Die zuständige Stadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) hatte die Fällung damit begründet, dass Pflegemaßnahmen nicht mehr möglich seien. Damit unterlaufe sie jedoch den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung, glaubt der Bezirksverordnete Axel Lüssow (Grüne). Laut diesem müsse ein Gutachten veröffentlicht werden, mit dem die getroffenen Entscheidungen nachvollzogen werden könnten. Doch genau dieses Gutachten fehlte in der veröffentlichen Pressemitteilung. Bereits in der Vergangenheit habe das Pankower Grünflächenamt Fällabsichten zurückstellen müssen, weil fachliche Zweifel an amtsinternen nichtöffentlichen Gutachten nicht vereidigter Sachverständiger im Raum gestanden hätten. Auch mit dem geplanten Ersatz gibt sich Otto nicht zufrieden: „Pflegeintensive schattenspendende Bäume zu fällen und durch pflegearme ‚Bonsai‘ zu ersetzen, widerspricht allen Bemühungen, den Bezirk an die Folgen des Klimawandels anzupassen.” Die Ersatzbäume müssten jedoch durch ihre Schattenwirkung dazu beitragen, dass künftige Hitzesommer für die Anwohner*innen erträglich bleiben. Die vom Bezirk zukünftig vorgesehenen schmalkronigen Baumarten leisten diesen Beitrag nicht, sagt Otto.
- Artspring: In diesem Jahr findet das Kunstfestival artspring bereits zum sechsten Mal statt. Unter dem Motto „Der Mythos ist hin“ wird es ab dem 6. Mai einen Monat lang unter anderem Ausstellungen und ein Wochenende der offenen Ateliers geben. Nun sucht das Team Künstler*innen aus dem Bezirk Pankow, die am Festival teilnehmen wollen. Die Anmeldung ist bis zum 28. Februar möglich.
Kriminelles & Unschönes
- Rassistischer Angriff: In Prenzlauer Berg haben am vergangenen Sonntag mehrere Erwachsene eine 17-Jährige in einer Tram der Linie M4 rassistisch beleidigt und im Anschluss an der Haltestelle Greifswalder Straße verprügelt. Nun hat die Polizei einen Fehler in ihrer ursprünglichen Darstellung eingeräumt. So sei das Mädchen nicht wegen eines fehlenden Mundschutzes, sondern aus einem rassistischen Motiv heraus verprügelt worden. Die Auswertung von vorhandenen Videos habe gezeigt, dass „die Jugendliche beim Ein- und Aussteigen aus der Tram eine Mund-Nase-Bedeckung trug und diese lediglich bei dem auf die rassistischen Beleidigungen folgenden Streitgespräch mit den sechs Erwachsenen kurzfristig nach unten gezogen hatte“. Die Tatverdächtigen hätten überwiegend keine Masken getragen.
- Brandstiftung: In der Nacht zu Donnerstag brannten in Berlin mehrere Fahrzeuge – auch in Prenzlauer Berg. Gegen Mitternacht hatte ein Passant bemerkt, dass in der Diesterwegstraße zwei Fahrzeuge in Flammen standen. Das Feuer griff auf weitere daneben geparkte Autos über, am Ende waren fünf Fahrzeuge betroffen. Die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus.
Tipps & Termine
- 17.02.: Kaum ein Fotograf konnte so intensiv über einen langen Zeitraum sowohl in West- als auch in Ost-Berlin arbeiten wie Klaus Mehner. Nun stellt die Ausstellung „Klaus Mehner. Parallelwelten Ost-West. Fotografien aus Berlin 1964-1990“ seine Bilder aus beiden Teilen der Stadt gegenüber. Die Vernissage dazu findet am Donnerstag als Hybridveranstaltung statt. Für die Teilnahme vor Ort gilt die 2G-Plus-Regel, eine Anmeldung ist erforderlich. Im Anschluss ist die Ausstellung bis zum 14.03.2022 geöffnet.
Das habt ihr vielleicht verpasst
- Stadtleben: Wie sieht der perfekte Kiez aus? Ein Spaziergang mit der Initiative „Gleimviertel für Alle“, die möglichst viel öffentliches Leben schaffen will.
- Mieterprotest: Mieter*innen in der Dunckerstraße befürchten, dass ihnen ein Neubau mit tiefschwarzem Dach jedes Licht nehmen wird. Doch das ist ein Missverständnis.
Zitat der Woche
„Wir würden ihn in Zukunft gerne wieder für alle öffnen“,
sagt Mila, die in der Kastanienallee 12 wohnt. Der kleine Garten könnte dann wie der damalige Hirschhof erneut zu einem Treffpunkt für die Nachbarschaft werden. Wäre es nicht toll, wenn es solche Orte überall geben würde?
Jetzt wünsche ich euch aber erst einmal ein schönes Wochenende!
Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion
Titelfoto: Gerd Danigel
Dir gefällt, was wir machen? Hinter den Prenzlauer Berg Nachrichten steckt kein großes Medienunternehmen, sondern ein Team aus freien Journalist*innen mit großer Leidenschaft für Lokaljournalismus. Damit wir auch in Zukunft unabhängig und werbefrei aus den Kiezen berichten können, brauchen wir deine Hilfe: Unterstütze uns jetzt mit deiner Mitgliedschaft und erhalte Zugang zu allen Artikeln, den wöchentlichen Newsletter sowie den monatlichen Sondernewsletter zu einem Schwerpunktthema!