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Wenn drei sich streiten

von Julia Schmitz 31. Oktober 2021

Zoff um Rot-Rot-Grün in Pankow, ungenutzte Wohnungen und ein unabhängiger Kieztipp: Unser Newsletter zum Nachlesen!


Liebe Leserinnen und Leser!

Wann seid ihr das letzte Mal umgezogen oder habt eine neue Wohnung gesucht? Der Immobilienmarkt in Berlin wurde in den vergangenen Jahren immer angespannter; wer nach Prenzlauer Berg ziehen will, sucht teilweise über viele Monate nach einem passenden Zuhause. Doch warum stehen trotz Wohnungsmangel eigentlich Hunderte von Wohnungen im Stadtteil leer? Seit 2014 das Zweckentfremdungsgesetzverbot (was für ein Wort!) eingeführt wurde, müssen Vermieter*innen eine Genehmigung einholen, wenn sie Räume länger als drei Monate ungenutzt lassen wollen. Doch nicht alle halten sich daran. Wir hatten euch gefragt, ob ihr von leer stehenden Wohnungen in eurer Nachbarschaft wisst und so herausgefunden: Die Dunkelziffer unvermieteter Räume in Prenzlauer Berg ist hoch. Was das Bezirksamt dazu sagt, welche Gründe es für Leerstand gibt und warum sich dieser für manche lohnt, das lest ihr in unserem

Text der Woche

Kiezfoto

Gesehen in der Heinrich-Roller-Straße / Foto: Julia Schmitz

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Aus dem Bezirk

  • BVV-Wahl: Einen Monat ist es her, dass Bündnis 90/Die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin Dr. Cordelia Koch bei der Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung von Pankow die meisten Stimmen erhielten. Es folgten Sondierungsgespräche mit der SPD und der Linken, mit denen man in der vorherigen Legislaturperiode bereits als Zählgemeinschaft zusammengearbeitet hatte. Doch ein erneutes Rot-Rot-Grün in Pankow ist nun möglicherweise vom Tisch: Die SPD hat sich aus den Gesprächen zurückgezogen, die Linke folgte kurz darauf. „In den Sondierungsverhandlungen hat sich herausgestellt, dass Bündnis 90/Die Grünen ihren Führungsanspruch inhaltlich nicht füllen konnten. Das grüne Personal konnte keine klaren politischen Prioritäten für den Bezirk Pankow formulieren, so Matthias Zarbock, Vorsitzender der Linksfraktion in der BVV Pankow. Die Zusammenarbeit mit den Grünen habe sich in der Vergangenheit immer wieder schwierig gestaltet, vor allem durch den grünen Stadtrat Vollrad Kuhn; ihm sei unter anderem die „Causa Colosseum zu verdanken und die verzögerte Ausübung des Vorkaufsrechts im Bezirk. Gemeinsam mit der SPD spreche man nun über eine Zählgemeinschaft und wolle in der ersten Sitzung der BVV am 4. November erneut Sören Benn (Linke) als Bezirksbürgermeister vorschlagen. Die Grünen sehen im Wahlergebnis dagegen einen klaren Auftrag und bedauern das Ende der Gespräche: „Leider haben sich die SPD und die Linke aus den Gesprächen über eine zukünftige Zusammenarbeit im Bezirk zurückgezogen. Den Vorschlag eines linken Bürgermeisters für Pankow könne man nach dem deutlichen Wahlgewinn der Partei in Pankow nicht nachvollziehen. Man werde die Entwicklungen intensiv in den Parteigremien diskutieren und weitere Schritte ausloten, so Jens Haustein, Kreisvorsitzender der Grünen Pankow.
  • Bauarbeiten: Seit Donnerstag und noch bis Mitte November wird auf der Mühlenstraße in Pankow die Fahrbahndecke erneuert – und zwar auf einer Länge von 430 Metern stadteinwärts. Der Verkehr wird in dieser Zeit über die Wollankstraße und die Berliner Straße umgeleitet, die BVG-Busse über die Berliner Straße.

Kieztipp

Peter Graf

Peter Graf in seinem kleinen Buchladen / Foto: Julia Schmitz

Der Winskiez hat einen neuen Ort für Literatur: „Viel Gluck mit die Bücher heißt die kleine Buchhandlung, die Verleger Peter Graf in seinen Räumlichkeiten in der Heinrich-Roller-Straße 7 eröffnet hat. Der Clou: Hier gibt es ausschließlich Bücher von unabhängigen Verlagen – also solchen, die zu keinem großen Konzern gehören und es aus diesem Grund oftmals schwerer auf dem Buchmarkt haben. Über 80 Verlage mit jeweils zehn Titeln sind bei Graf erhältlich, darunter Belletristik, Lyrik, Sachbuch und auch ein paar ausgewählte Krimis.

Natürlich dürfen seine eigenen Publikationen auch nicht fehlen: Seit 2017 betreibt er mit drei Kollegen den Verlag „Das kulturelle Gedächtnis, der sich die Wiederauflage von vergessenen Texten zum Ziel gesetzt hat. Doch die in sattem blau und pink gehaltenen Räume sollen in Zukunft nicht nur für den Buchverkauf, sondern auch für die Literaturvermittlung genutzt werden: Sobald es die Pandemie erlaubt, möchte Graf Lesungen anbieten und sich noch stärker in der Nachbarschaft vernetzen. Und der Name der Buchhandlung? Der stammt von einem Bekannten aus den USA, den Graf Anfang der 1990er Jahre bei einem Verlagspraktikum in Prenzlauer Berg kennenlernte. „Viel Gluck mit die Bücher habe dieser ihm zum Abschied mitgegeben. Und das hat offensichtlich funktioniert.


Kriminelles & Unschönes

  • Auto: Eine Blechbüchse im wahrsten Sinne des Wortes wurde am Mittwochnachmittag von der Polizei aus dem Verkehr gezogen: Als in der Kniprodestraße ein Peugeot-Transporter mit einem lauten Knall zum Stehen kam, überprüfte ein Polizist vor Ort das Fahrzeug. Und stellte fest, dass der Motor nur mit einem Spanngurt befestigt war, der Vergaser mit einem Gummiband fixiert wurde und die Handbremse nicht mehr funktionierte. Dem 34-jährigen Fahrer wurde die Weitefahrt untersagt, Fahrzeug und Anhänger wurden konfisziert.

Tipps & Termine

  • 2.11.: In seinem neuen Buch „Tasso im Irrenhaus  versammelt Ingo Schulze Erzählungen über die Kunst, das Leben und die bürgerliche Gesellschaft. An diesem Abend liest er in der Galerie Amalienpark aus „Das Deutschlandgerät, zu der ihn die Geschichten von E.T.A. Hoffmann inspirierten. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt kostet 10/6 Euro.
  • ab 4.11.: Unter dem Motto „Die Welt ohne uns findet ab kommender Woche und für acht Tage das „Theater der Dinge statt: Mitwirkende aus Belgien, der Demokratischen Republik Kongo, Estland, Frankreich, Katalonien, den Niederlanden, Polen, Tschechien, Slowenien, den USA und Deutschland machen sich Gedanken darüber, wie der Mensch sich in Zukunft in der Welt – angesichts der Klimakrise und des Endes des Anthropozäns – neu verorten kann. Spielstätten sind neben dem Kino Krododil und dem Schloss Biesdorf auch die Schaubude in der Greifswalder Straße.
  • 4.11.: Wer war Christa Wolf und was hat sie zum humanistischen Diskurs während der deutsch-deutschen Teilung beigetragen? Birgit Dahlke stellt am Donnerstag in der Kurt-Tucholsky-Biblbiothek in der Esmarchstraße ihr Buch „Christa Wolf. Antifaschistin. Humanistin. Sozialistin vor. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist erforderlich.

Steady

Das habt ihr vielleicht verpasst

Zitat der Woche

„Eine verlässliche Zahl der insgesamt leerstehenden Wohneinheiten im Bezirk kann nicht benannt werden, da das Amt nicht automatisch von jedem Fall Kenntnis erhält“

antwortet Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) auf unsere Anfrage nach konkreten Zahlen zu leer stehenden Wohnungen.

Wisst ihr von weiteren mieterlosen Wohnungen im Kiez oder anderen Ungereimtheiten in eurer Nachbarschaft? Themenvorschläge und Fragen könnt ihr uns jederzeit per Mail zukommen lassen – wir freuen uns über alle Hinweise! Nun wünsche ich euch erstmal ein schönes Wochenende!

Eure Julia Schmitz
und die ganze Redaktion


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