Ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Bundestagswahl und massive Verluste bei der BVV: Wie hat Prenzlauer Berg am Wahlsonntag abgestimmt? Wir haben die Zahlen.
Zu Beginn des Abends – die ersten Hochrechnungen kamen rein, während in einzelnen Wahllokalen in Prenzlauer Berg noch angestanden wurde – sah es zunächst deutlich aus: Klaus Mindrup (SPD) könnte das Direktmandat für den Wahlkreis 76 (Pankow) gewinnen und seinen Platz im Bundestag sichern. Denn über der Landesliste (die mit der Zweitstimme gewählt wird) wäre ihm das nicht mehr möglich gewesen. Doch mit der fortschreitenden Auszählung der Wahlgebiete wendete sich das Blatt: Kurz vor Mitternacht zog Stefan Gelbhaar (Grüne) plötzlich an seinem SPD-Konkurrenten vorbei. Um 5.27 Uhr stand dann fest, dass der Bündnisgrüne diese Wahl mit 25,5 Prozent gewonnen hat – satte 11,3 Prozent mehr als bei der Wahl 2017 – und im Bundestag bleibt.
Im Fall des Wahlkreis 83 (Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost) war die Sache recht früh am Abend entschieden: Canan Bayram (Grüne) konnte mit 37,8 Prozent eindeutig ihr Direktmandat verteidigen. Im Vergleich zur Wahl im Jahr 2017 gewann sie sogar 11,5 Prozentpunkte hinzu.
Die Zweitstimmen zur Bundestagswahl zeigen ein ähnliches Bild: So gab es in Wahlkreis 76 es 26,4 Prozent für die Bündnisgrünen. Den stärksten Verlust musste diesmal Die Linke verdauen – 12,6 Prozent Stimmen weniger bei der Erst- und 9,6 Prozent bei der Zweitstimme. Das könnte zum einen daran liegen, dass Stefan Liebich – der bei den vergangenen drei Bundestagswahlen das Direktmandat für Pankow gewann – in diesem Jahr nicht mehr zur Wahl stand und durch Udo Wolf ersetzt wurde. Auch im Wahlkreis 83 liegt Bündnis 90/Die Grünen mit 36,7 Prozent eindeutig vorne. Hier hat die Partei sogar 16,3 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Wahl zugelegt.
Prenzlauer Berg bleibt Grün
Grün ist auch die Farbe der Wahl in Prenzlauer Berg, wenn es um das Abgeordnetenhaus geht: Drei von vier Wahlkreisen, die den Stadtteil ganz oder teilweise betreffen, wurden hier von der Partei geholt. In Wahlkreis 6 sicherte sich Andreas Otto erneut das Direktmandat – mit 41,3 Prozent holte er sogar etwas mehr als doppelt so viele Prozentpunkte wie Konkurrentin Katja Rom (Die Linke). In Wahlkreis 7 gewann Julia Schneider (Grüne) das Mandat mit 30,7 Prozent. Auch hier unterlag die Linke mit ihrer Kandidatin Sandra Brunner. Im benachbarten Wahlkreis 8 wird Daniela Billig von den Grünen mit 38,2 Prozent ins Abgeordnetenhaus einziehen. Mit 19,6 Prozent wurde hier Janine Walter (Die Linke) zweite. Wahlkreis 9 hat dagegen die SPD für sich gewonnen: Tino Schopf bleibt im Abgeordnetenhaus.
Vergleicht man die Ergebnisse in den einzelnen Wahlgebieten von Pankow mit denen der letzten Wahl 2016 zeigt sich vor allem eine farbliche Veränderung: Während 2016 die AfD vor allem im Norden des Bezirks punkten konnte, ist sie 2021 in keinem der Wahlgebiete mehr stärkste Kraft. Sie verlor 5,3 Prozentpunkte bei der Erst- und 5,9 Prozentpunkte bei der Zweitstimme.
Pankow bekommt eine Bürgermeisterin
Und dann war da ja auch noch die Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung. Drei Frauen und drei Männer hatten sich für das Amt der Bürgermeisterin und des Bürgermeisters zur Wahl gestellt. Das Ergebnis ist eindeutig: Bündnis 90/Die Grünen erhielt mit 24,7 Prozent die meisten Stimmen – Dr. Cordelia Koch wird voraussichtlich die nächste Bürgermeisterin von Pankow und löst damit Sören Benn (Die Linke) ab. Dessen Partei musste herbe Verluste einstecken, liegt aber mit 19,4 Prozent noch an zweiter Stelle. Es folgt die SPD mit 17,1 Prozent, die CDU mit 12,4 Prozent, die AfD mit 7,8 Prozent und die FDP mit 5,8 Prozent. 12,8 Prozent der Stimmen gingen an sonstige Parteien, die aber nicht mit Sitzen in der BVV vertreten sein werden.
Nun liegt es an den Parteien, sich zu einer Zählgemeinschaft zusammenzutun – es könnte bei Grün-Rot-Rot bleiben, nur mit einer anderen Gewichtung. Bereits klar ist hingegen, dass die AfD in Zukunft keinen Bezirksstadtrat mehr stellen wird – bisher hatte das Amt als Stadtrat für Umwelt und Öffentliche Ordnung Daniel Krüger inne gehabt. In Zukunft werden die Grünen und die Linke jeweils zwei dieser Posten besetzen, die SPD und die CDU jeweils einen.
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