Am Freitag wurde die erste „Schallschutzmuschel“ im Mauerpark aufgebaut: Wird sie dazu beitragen, dass es weniger Beschwerden wegen Lärmbelästigung aus der Nachbarschaft gibt?
Tatsächlich, es funktioniert: Steht man vor der Schallschutzmuschel, hört man die Musik in voller Lautstärke; geht man ein paar Schritte auf die Rückseite, kann man wieder Gespräche auf Zimmerlautstärke führen. Es ist kein neues Konzept, das in dieser Woche im „alten“ Teil Mauerparks in einem Pilotprojekt über die kommenden getestet wird: „Die Konstruktionen erinnern an das Prinzip von Konzertmuscheln, wie es sie zum Beispiel in Kurorten gibt“, so Alexander Puell, Vorsitzender des Vereins Freunde des Mauerparks. Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass das 5,75 Meter breite und 3 Meter Hohe Gebilde aus massivem Kirschbaumholz nun ein paar Meter nördlich des Amphitheaters aufgebaut werden konnte.
„Wir sind stolz wie Bolle“, sagte Puell bei der Einweihung am Freitag. Hinter der anfänglich kleinen Idee, die nun realisiert worden sei, habe immer ein Interessensausgleich gestanden: „Wir wollen den Mauerpark als Kulturort stärken und gleichzeitig die Nachbarschaft schützen“. Immer wieder war es in den letzten Jahren zu Streit mit Anwohner*innen gekommen, die sich durch die Lärmkulisse gestört fühlten und wiederholt die Polizei riefen. Ursprünglich hatten die Schallschutzmuscheln schon im vergangenen Jahr getestet werden sollen, was aber aufgrund der Pandemie nicht durchgeführt werden konnte.
Die Wogen glätten
„Wir sind in Berlin in der komfortablen Lage, dass wir großes bürgerschaftliches Engagement haben“, so Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke). Mit den Freunden des Mauerparks habe man außerdem einen Kooperationspartner, der sich hartnäckig dafür einsetze, dass der Park ein Ort der Entfaltung bleibe. Gleichzeitig sei es wichtig, alle Parteien, also auch die Nachbar*innen, mit einzubeziehen und untereinander zu vermitteln. „Mit der acoustic shell haben wir jetzt ein Element des Suchens und des Experimentierens hinzugefügt, um mit den verschiedenen Interessen umzugehen.“
Die Schallschutzmuschel soll die Wogen also nun glätten. Weil sie Richtung Hang zum Jahnstadion ausgerichtet ist, gibt sie den Schall dorthin und nicht an die umliegenden Wohngebiete ab. In den kommenden Wochen wird geprüft, ob der Plan aufgeht; ist das der Fall, könnten in der kommenden Saison zwei weitere Schallschutzmuscheln aufgestellt werden.
Das einzige Manko: Sie müssen an jedem Sonntagmittag auf- und am Abend wieder abgebaut werden. Das dauert jeweils ungefähr eine Stunde – freiwillige Helfer*innen werden deshalb aktuell dringend gesucht. Finanziert wurde die erste Muschel durch die Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt aus dem Programm, das auch die so genannten „Parkläufer“ beinhaltet und 19.000 Euro beisteuerte; weitere 4.000 Euro kamen durch eine Spendensammlung von Save Mauerpark e.V. zusammen.
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Titelbild: Julia Schmitz
1 Kommentar
Ein Tropfen auf den heissen Stein. Der ganze Mauerpark müsste von diesen Muscheln umringt sein. Allerdings nicht am Sonntag tagsüber, sondern insbesondere Freitag und Samstag Abend bis 4 Uhr früh.
Aber immerhin, ein erster Schritt!