Die „Ausbildungsoffensive Pankow“ vermittelt seit vier Jahren Jugendlichen Jobs. Sorgen bereiten verwöhnte Unternehmer und eine ungewisse finanzielle Ausstattung.
Meinolf Rohling vom Jugendamt Pankow ist stolz. Als Koordinator der „Ausbildungsoffensive Pankow“ ist er dafür zuständig, die Zusammenarbeit diverser Ämter zu koordinieren, um ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, Jugendliche bis 25 Jahre in eine Ausbildung zu bringen. Grund für Rohlings Stolz: Das Ganze klappt ganz gut. Seit vier Jahren vermittelt er für die Initiative zwischen Bezirksamt, Jobcenter, Arbeitsagentur, Senatsverwaltung und Schulaufsicht. „Wir ziehen alle an einem Strang“, sagt Rohling. Und betont, dass das alles andere als selbstverständlich sei. „In Berlin ist diese Initiative vorbildhaft, eigentlich sogar bundesweit.“ Wie gesagt, Meinolf Rohling ist sehr stolz.
Die Initiative ist als Dachorganisation für die Berufsinformation in Pankow wohl am besten beschrieben. Letztes Großereignis war der Pankower Ausbildungstag im Sportforum, es kamen rund 1.300 Schüler, so Rohling. Gerade arbeitet sein Team an dem Programm für die kommende Ausbildungs-Saison. Das an einem Strang ziehen muss dabei erst mal vernachlässigt werden, jetzt geht es erst einmal um das in den Geldhahn schauen. Der droht nämlich bald zu versiegen.
Beratungsbedarf steigt
Seit Beginn unterstützt die EU mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds die „Ausbildungsoffensive Pankow“, im Juni 2012 allerdings läuft die Förderung aus. Es geht um eine niedrige sechsstellige Euro-Summe, die dann aufgefüllt werden muss. „Das muss dann wahrscheinlich von den Ämtern kommen“, sagt Rohling. Er hofft, dass ihm von dort weiter Planstellen zur Verfügung gestellt werden. Gewiss sei aber noch gar nichts.
Dabei sei das Programm für den Bezirk äußerst wichtig. Die Nachfrage nach Berufsberatung „steigt insgesamt“, sagt Rohling. Das liege auch daran, dass in Berliner Schulen die Berufsausbildung früher als noch vor wenigen Jahren zum Thema gemacht werde. Knapp zwei Dutzend Veranstaltungen gab es im Rahmen der Initiative in den vergangenen zwölf Monaten, darunter Seminare, die sich an Eltern und ihre Kinder wandten und an diese appellierten, in der Bewerbungsphase zusammen zu arbeiten. Unternehmer sollten angesprochen werden, die sich fragen: „Was ist los mit meinem Azubi? Anzeichen und Auswirkungen von Suchtmittelkonsum.“ Jugendliche auf Ausbildungssuche wiederum konnten in einem Seminar lernen, wie sie „selbstbewusster durchs Leben gehen“, so der vielversprechende Titel.
In Prenzlauer Berg, so jedenfalls der Eindruck von Projektleiter Rohling, gebe es im Vergleich zum restlichen Berlin einen stärkeren Bedarf – es mag nicht so recht überraschen – an Informationen darüber, wie man als Jugendlicher im oft so genannten kreativen Bereich Fuß fassen kann, wahlweise auch in der Medienbranche. So gab es im Frühjahr ein gut besuchtes Seminar, in dem sich die Teilnehmer dem „Potenzial der Kreativwirtschaft für den Ausbildungsmarkt“ widmen konnten. In einem Workshop ging es ganz allgemein um Kunst und Kreativität. „Das hängt sicher mit der Bevölkerungsstruktur im gesamten Bezirk zusammen.“
Starre Regeln bei der Nachwuchssuche
Die Initiative arbeitet bereits jetzt schon mit einigen Unternehmen im Bezirk zusammen, es werden Kontakte zu potenziellen Azubis vermittelt, Unternehmen unterstützen mit Sachleistungen oder kostenlosen Räumen für Veranstaltungen. Doch es geht mehr, davon ist Rohling überzeugt. „Wir wollen verstärkt auf die Betriebe zugehen“, kündigt er an. Eine Botschaft wird wohl auch die sein, dass man den Nachwuchs nicht überfordern darf. „Die Betriebe verlangen oft einfach ein zu hohes Niveau.“ Was dann zu dem Problem führe, dass nach einem Abiturienten mit Zweierschnitt gefragt und eine Frisörlehre geboten werde. Warum Betriebe in Zeiten des Lehrlingsmangels ihre Anforderungen an den Nachwuchs anscheinend nach oben statt nach unten schrauben, kann Rohling auch nicht erklären. Er weiß nur von 16 Betrieben zu berichten, die im vergangenen Jahr ihre angebotenen Lehrstellen gar nicht erst besetzten, weil es keine geeigneten Bewerber gab. „In einigen Betrieben wird eher nicht ausgebildet, als die starren Vorgaben bei der Azubisuche aufweichen.“
Ende August beginnt die neue Beratungssaison. Schwerpunkt soll dann in den kommenden Monaten die Vermittlung behinderter Jugendlicher in den ersten Arbeitsmarkt sein.