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Von experimenteller Literatur und Lastenrädern

von Christina Heuschen 1. August 2021

Warum wurden manche literarischen Werke in der DDR nur bis zu einer Auflage von 99 Stück produziert? Wie sieht es eigentlich mit den Lastenrädern im Bezirk aus? Und was geschieht mit dem Müll auf dem Arnswalder Platz? All das erfahrt ihr in unserem Newsletter.


Habt ihr schon einmal Literatur auf Eierkartons gelesen? Oder kennt ihr Werke mit einer Auflage von 99 Exemplaren? Ich bis vor Kurzem auch nicht. In den Achtziger Jahren entstanden jedoch solch ungewöhnliche Zeitschriften in Prenzlauer Berg. Sie waren immer eine Mischung aus Literatur und Bildkunst. Verlegt wurden sie im „Samisdat“ – also im Eigenverlag. In der DDR waren sie der Staatssicherheit ein Dorn im Auge. Trotz oder gerade wegen der permanenten Gefahrensituationen entstanden neue literarische Stile, die mit Anspielungen und Mehrdeutigkeit arbeiteten. Meine Kollegin Katharina Angus hat sich die Geschichte der Samisdat in Prenzlauer Berg genauer angeschaut für den

Text der Woche

Was sonst noch los war

  • Wahlen: Am 26. September findet in Berlin ein Superwahlsonntag statt. Aber wer wird von wem und wie gewählt? Wir haben die Übersicht.

 

Kiezfoto der Woche

Ein Dauerthema in Prenzlauer Berg?
Gesehen in der Winsstraße / Foto: Christina Heuschen

 

Aus dem Bezirk

  • Lastenräder: Bereits 2018 hatte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingebracht, sich an dem Projekt „fLotte Kommunal“ zu beteiligen. Seitdem sind immer mehr Lastenräder auf den Straßen in Prenzlauer Berg unterwegs; erst im April hatte der Bezirk zehn Stück im Rahmen eines Förderprogramms des Senats gekauft. Auch im Stadtteilzentrum Prenzlauer Berg kann eines nach Abschluss eines Mietvertrages und einer Einweisung kostenlos ausgeliehen werden. Allerdings fehlte es an Abstellflächen – bis jetzt. Bald bekommt Prenzlauer Berg nämlich 25 neue Parkplätze speziell für Lastenräder, das geht aus einer Anfrage des Abgeordneten Bernd Schlömer (FDP) hervor.
  • Jahnsportpark: Abriss, Umbau oder Neubau? Noch immer ist unklar, was mit dem Jahnstadion passieren wird. Immerhin wurden mittlerweile drei Planungsteams beauftragt, die sich mit den verschiedenen Szenarien auseinandersetzen, wie wir bereits berichteten. Über den aktuellen Stand, mit ersten Ideen und Skizzen, informiert die Senatsverwaltung nun im Rahmen einer Werkstatt am 11. August um 18 Uhr. Eine Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung und mit tagesaktuellem Negativtest oder vollständigem Impf-­ bzw. Genesenennachweis möglich.
  • Müll: Leere Flaschen und Pizzakartons auf dem Boden und übervolle Mülleimer prägen das Bild am Arnswalder Platz im Bötzowviertel – zumindest in den Augen der Anwohner*innen. Sie haben den Einruck, dass der Ort immer mehr verkommt. Das Bezirksamt sieht das nicht so. In einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Bezirksverordneten Anna Howind Moreno (SPD) heißt es, dass das Müllaufkommen auf dem Arnswalder Platz im Vergleich zu anderen Pankower Parks nicht besonders hoch sei. „Das Bezirksamt sieht sich nicht in der Lage, die vor allem durch die pandemiebedingten Einschränkungen der Gastronomienutzung hervorgerufene Verpackungsflut einzudämmen“, schreibt das Bezirksamt außerdem. Doch auch die Gärtner*inneninitiative vom Arnswalder Platz kritisiert bereits seit Längerem, dass Abfall achtlos auf dem Platz hinterlassen und nichts dagegen getan werde. Es fehle nach wie vor an Rahmenbedingungen für einen denkmalgerechten, sauberen und für alle einladenden Platz. Immerhin sollen nun laut Bezirksamt mehr Mülleimer aufgestellt werden.
  • Fördergelder: Träger*innen von Frauen- und Migrant*innenselbstorganisationen können ab sofort Anträge für die Förderung von Integrationsprojekten stellen. Neue Schwerpunkte liegen dabei u.a. auf Beratungsangeboten zum Ankommen und Leben in Pankow, der Förderung von Empowerment und Chancengleichheit von Frauen sowie auf der Unterstützung von Initiativen und Migrant:innenselbstorganisationen. Die Antragstellung ist bis zum 24. September 2021 möglich. Ausführliche Informationen zu den Förderkritierien gibt es hier.

 

Kriminelles & Unschönes

  • Versuchter Diebstahl: In der Nacht zu vergangenem Sonntag sollen ein 18-Jähriger und ein 28-Jähriger versucht haben, in einen Renault Master in Prenzlauer Berg einzubrechen. Laut Polizeiangaben versuchten die Tatverdächtigen mithilfe eines Schraubendrehers in das in der Grellstraße abgestellte Fahrzeug zu gelangen. Ein Zeuge alarmierte schließlich die Polizei, die beide Tatverdächtige noch am Tatort festnehmen konnte.
  • Unfall: Eine Mopedfahrerin hat sich am Dienstagabend bei einem Verkehrsunfall in der Eberswalder Straße schwere Verletzungen zugezogen. Die 20-Jährige war laut Angaben der Polizei auf ein Auto aufgefahren, das an einer Ampel gehalten hatte. Die Verletzte sei mit diversen Hämatomen und Schürfwunden in ein Krankenhaus gekommen und dort stationär aufgenommen worden. Die Autofahrerin blieb unverletzt.
  • Autobrand: In der Nacht zu Donnerstag brannte in Prenzlauer Berg ein Auto. Gegen 2.50 Uhr hatte ein Anwohner der Ibsenstraße den brennenden BMW bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Diese löschten die Flammen, konnten jedoch nicht verhindern, dass der Wagen vollständig ausbrannte. Ein Brandkommissariat des Landeskriminalamt hat die Ermittlungen wegen des Verdachts der Brandstiftung aufgenommen.

 

Tipps & Termine

  • Bis 13.08.: Für die meisten Menschen ist Kaffee einfach nur ein Getränk. Für Rana Kalash ist es auch Farbe. Denn die Künstlerin malt ihre Bilder mit Kaffee. Ein großer Teil zeigt Portraits von Frauen oder die Straßen in Damaskus in Syrien. Nun sind sie Teil einer Ausstellung der Frauenkreise. Interessierte können die Bilder noch zwei Wochen jeweils montags bis donnerstags zwischen 12 und 16 Uhr in der Choriner Straße 10 anschauen. Wer anruft, kann unter Umständen auch zu anderen Zeiten vorbeikommen.
  • Ab sofort: Wie sah eigentlich die Schönhauser Allee vor über 100 Jahren aus? Wer war die Hutmacherfamilie Klüver/Aschemann? Und wie spielten die Kinder damals in den Hinterhöfen in Prenzlauer Berg? Eine kostenlose Fotoausstellung in den Schönhauser Allee Arcaden erzählt nun sechs ganz unterschiedliche Geschichten aus dem Stadtviertel. Besucher*innen können sich auch mit ihren eigenen Geschichten aus der Nachbarschaft beteiligen, indem sie Fotos vorbeibringen oder bei Facebook und Instagram posten und mit dem Hashtag #meinekiezgeschichte versehen.
  • 02.-20.08.: Vom Gedenkstein für die Mauertoten an der Bernauerstraße bis zum innerstädtischen Grenzübergang Chausseestraße: Anlässlich des 60. Jahrestag des Mauerbaus erinnern der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und das Abgeordnetenhaus von Berlin in Videointerviews an den Bau der Mauer durch das SED-Regime und an die Folgen für die Menschen in der geteilten Stadt. An authentischen Orten schildern die Zeitzeug*innen ihren Alltag und persönliche Ereignisse im geteilten Berlin. Historische Informationen geben einen Einblick in die Geschehnisse zwischen 1961 und 1989. Interessierte können sich die Videointerviews auf dem Instagram-Kanal des Berliner Abgeordnetenhauses anschauen. Unter dem Hashtag #Mauerschatten können sie das Projekt auch auf Twitter verfolgen.
  • 05.08.: Nach mehr als drei Jahrzehnten in Berlin legt Nell ein Sabbatjahr ein und zieht in die norddeutsche Kleinstadt, in der sie ihre Jugend verbracht hat und in der ihre Mutter heute noch lebt. Eigentlich ist Nell auf der Flucht – vor ihrer eigenen Vergangenheit. Karen-Susan Fessel erzählt in ihrem Buch „In die Welt“ von Nells Leben und den Entscheidungen, die sie nun treffen muss. Am Donnerstag liest die Autorin um 20 Uhr im Hof des Kultur- und Bildungszentrums Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227, daraus vor. Der Eintritt ist frei; die Anzahl der Plätze ist jedoch begrenzt. Interessierte können sich unter Angabe der Kontaktdaten per E-Mail an bibliothek-am-wasserturm@ba-pankow.berlin oder unter Tel.: 030 90295-3921 anmelden.

Das habt ihr vielleicht verpasst

  • Klimawandel: Im Herbst tritt die „Klimaliste Berlin“ zum ersten Mal zur BVV-Wahl an. Im Gespräch erklären vier Kandidat*innen, warum Pankow in Sachen Klimaschutz radikaler werden muss.
  • Kollektiv: Das Café Morgenrot ist einer der verbliebenen Orte in Prenzlauer Berg, an denen noch die Fahnen für linke Subkultur hochgehalten werden. Doch die Pandemie hat Wunden hinterlassen.

 

Zitat der Woche

„Für weibliche Autor*innen lagen die Hürden um Längen höher. Sie hatten andere Stoffe, andere Themen, lebten eine andere Realität, zu der die Attitüde des solitären Denkerdichters nicht recht passte“,

sagt Ines Geipel. Die Schriftstellerin, Publizistin und Mitgründerin des Archivs unterdrückter Literatur in der DDR kritisiert, dass die Autorenschaft jener Zeit in Prenzlauer Berg einfach zu männlich, traditionell und von Überheblichkeit geprägt war.

Wenn ich mir die heutige Literaturszene anschaue, habe ich manchmal den Eindruck, dass sich nicht viel geändert hat. Immer wieder werden die Werke männlicher Autoren bevorzugt. Und das ist schade. Denn die Autor*innenwelt ist so vielfältig.

Wir werden auf jeden Fall weiterhin die wunderbare und bunte Literaturwelt verfolgen. Bis dahin wünsche ich euch erstmal ein schönes Wochenende!

Eure Christina Heuschen
und die ganze Redaktion


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