Lang sind die Listen mit Kulturterminen in Prenzlauer Berg. Wer hat schon Zeit, sie zu durchforsten? „It’s a dirty job, but someone’s gotta do it“ - wir suchen die spannendsten heraus.
Wer allerdings den Eindruck hat, dass im Moment nicht so richtig viel los ist im Kulturkiez, der hat Recht. Es ist die Zeit des herabgedimmten Inputs. Aber zum Ausgleich kann man ja einfach die Wahrnehmung ein wenig nach oben regeln. Eine gute Übung und definitiv mehr als nur eine Verlegenheitslösung. Einfach mal irgendwo hinstellen und schauen. Wem das zu wenig ist, für den haben wir da aber noch zwei Tipps, die sozusagen auf den jeweils entgegengesetzten Enden der bilderflutenden Überwältigungs-Skala liegen.
* * *
Unter dem äußerst höflichen, aber doch bestimmten Titel „Entschuldigen Sie, dass ich Sie während der Arbeit störe!“ klopfen die diskreten Installationen des Japaners Nozomi Tomoeda dem sehenden Gast auf die Schulter. Der bislang vor allem in Hamburg und Hiroshima tätige Künstler hat sich darauf spezialisiert, den Blick auf scheinbar banale, kaum beachtete Dinge zu richten. Das können schon mal zwei (fast) identische Ikea-Gläser sein, die jeweils aus unterschiedlichen Produktionsländern stammen, wie die Prägungen beweisen. Ein Minimalismus mit Witz und Tiefgang: Tomoeda komprimiert das alltägliche Hintergrundrauschen aus Arbeitszeit und Pause zu feinen, schneidenden Bedeutungslinien. Dieses Mal wird die Bürogemeinschaft Senefelderstraße 28 zur Bühne seiner unaufdringlichen Kunst: In diesem Arbeitsraum müssen sich die Kunstwerke erst einmal selbst behaupten – wie die arbeitenden Menschen ja auch. Der Eintritt ist frei. Geöffnet nur am 28., 29. Juli und 4., 5. August; 16 bis 19 Uhr. Nach Absprache auch vom 6. August bis 15. September.
Bürogemeinschaft Senefelderstr. 28, c/o inter:est GmbH, EG links, Senefelderstr. 28, 10437 Berlin. Anmeldungen für die Termine vom 6. August bis 15. September unter kiyokiyo2929@yahoo.de oder Tel: 0176 – 969 700 25. Mehr Informationen finden Sie im begleitenden Blog hier.
* * *
Auf der anderen, weniger diskreten Seite der Bilder-Skala steht die Propaganda. Auch sie bedient sich allerdings subtiler Mittel, sonst wäre sie ja keine. Im Kino Krokodil (Greifenhagener Straße 32) können Geschichts- und Filminteressierte im Rahmen der Filmreihe „Schuss und Gegenschuss“ die Arbeit der deutschen und sowjetischen Frontkameramänner Werner Bergmann, Wladimir Suschtschinkij und Roman Karmen kennenlernen. Anlässlich des 70. Jahrestages des Krieges gegen die Sowjetunion zeigt die Reihe Wochenschaumaterial und Propagandastreifen aus Deutschland, der Sowjetunion und den USA (Samstag, 23.07. um 20:30 Uhr). Aufgrund des „großen Ansturms“ (Website) bei den letzten Vorstellungen von „Im Himmel, unter der Erde“ gibt es eine Zusatzvorstellung am Sonntag, dem 24.07. um 18.30 Uhr. Eintritt: 6,50, digitale Projektionen 5 Euro.
Ausführliche Texte zu den Filmen und weitere Informationen stehen hier.