Jahnsportpark

„Der Abriss ist alternativlos“

von Julia Schmitz 23. Juni 2020

Weil immer mehr Vertreter aus Politik und Bürgerinitiativen gegen einen Abriss des Stadions im Jahn-Sportpark plädieren, haben Sportverbände nun eine Petition gestartet – für einen barrierefreien und inklusiven Neubau.


Wer auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist, hat es bei einem Besuch des Jahn-Sportparks nicht leicht: Es gibt keine Aufzüge in dem 1951 gebauten und 1986 sanierten Cantian-Stadion und die steilen Rampen, die zu den Zuschauertribünen führen, können nur mit viel Muskelkraft alleine bewältigt werden. Auch die sanitären Anlagen sind lediglich bedingt barrierefrei, ganz zu schweigen von den Umkleidekabinen im Keller des Gebäudes, die von den Sportler*innen bei Großveranstaltungen benutzt werden.

Dass das marode Gebäude ab Ende des Jahres abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, war eigentlich längst beschlossene Sache. Bereits 2014 hatte eine vom Bezirksamt Pankow in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie die Sanierung des Sportparks und den Abriss des Stadions geprüft und war zu dem Ergebnis gekommen, dass bei einer Sanierung die bestehenden Sicherheitsmängel nicht beseitigt sowie die vollständige Barrierefreiheit und Inklusion nicht gewährleistet werden könnten; zudem läuft die Betriebsgenehmigung für das Stadion zum 30. Juni dieses Jahres aus. Der Senat versucht derzeit, eine Verlängerung bis Ende des Jahres zu bekommen.

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Sanierung doch möglich?

Nachdem der Bezirk das Verfahren im März aufgrund fehlender Kapazitäten an den Berliner Senat hatte abgeben müssen, mehrten sich jedoch die Stimmen gegen einen Abriss. Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) hielt es für angebracht erneut zu prüfen, ob eine Sanierung nicht doch sinnvoller sei als ein Neubau; kürzlich hatte sich der Bund Deutscher Architekten gegen den Abriss gestellt und auch die Bürgerinitiative Jahnsportpark ist überzeugt: „Selbstverständlich ist ein solches Gebäude, in dem 2018 die Europameisterschaften des Inklusionssports abgehalten werden konnten, sanierbar. Und selbstverständlich sind auch sinnvolle Umbauten denkbar und möglich.“

Stadion

Berliner Sportverbände fordern Abriss und Neubau des Cantian-Stadions / Foto: Julia Schmitz

 

Ein Sportpark für Alle

Doch einige Sportverbände sehen das anders. Sechzehn von ihnen, darunter Pfeffersport e.V., Rotation Prenzlauer Berg e.V. und der Sportclub Lebenshilfe Berlin e.V., haben sich deshalb zusammengetan und eine Petition mit dem Titel „InklusionsSportpark für Berlin! Ein Sportpark für ALLE!“ an Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport, gestartet: Sie befürworten Abriss und Neubau des Cantian-Stadions. Außerdem fordern sie den Umbau des Areals zu einem vollständig barrierefreien und inklusiven Sportpark mit weiteren Sportflächen, Büro- und Lagerräumen sowie einem Kompetenzzentrum für InklusionsSport (KisS).

Letzteres wurde bereits in der Bezirksverordnetenversammlung Pankow diskutiert. „Wenn man eine inklusive Sportanlage errichten will, ist der Abriss des Stadions alternativlos“, betont Thomas Härtel, Präsident des Landessportbund Berlin e.V. und fügt hinzu: „Es geht uns aber nicht darum, die verschiedenen Initiativen und Vereine gegeneinander auszuspielen, sondern um ein Miteinander.“

So sollen zum Beispiel, um Umwelt- und Naturschutz gerecht zu werden, für jeden gefällten Baum aus altem Bestand zwei neue gepflanzt werden; Anfang des Jahres hatte es Proteste von Anwohner*innen gegeben, die die Rodung von 240 Bäumen im Zuge der Umbaumaßnahmen verhindern wollten, wie sie in der ersten Machbarkeitsstudie von 2014 vermerkt war. 10.000 Unterschriften von Unterstützer*innen wollen die Initiator*innen der Inklusionssportpark-Petition in den kommenden Wochen sammeln.

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