Ein Picknick im Park verursacht Abfall – und der häuft sich derzeit rund um die Mülleimer auf den Grünflächen Prenzlauer Bergs. Denn für eine tägliche Reinigung fehlt dem Bezirk das Geld.
„Euch ist schon sicherlich aufgefallen, wie verdreckt die Parks sind und dann alle Mülleimer überlaufen. Ganz extrem ist es im Leise-Park, im Winskiez und auch sonst entlang der Danziger Straße“, schrieb uns kürzlich ein Leser. Dass bei schönem Wetter die Mülleimer auf den Grünflächen im Stadtteil im wahrsten Sinne des Wortes überquellen, ist nicht neu. Doch in den vergangenen Wochen scheint der Umfang von Abfall im öffentlichen Raum tatsächlich zugenommen haben – und dass, obwohl wir zur Eindämmung des Corona-Virus die meiste Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben. Oder doch nicht?
Das Straßen- und Grünflächenamt Pankow, das für die Reinigung der Parks in Prenzlauer Berg zuständig ist, hatte jedenfalls nicht weniger als sonst zu tun:
___STEADY_PAYWALL___
Das Müllaufkommen in den Grünflächen des Bezirkes Pankows ist unterschiedlich. Dies war zum Teil unabhängig von der Pandemie, trotzdem gab es vereinzelte Flächen die stärker frequentiert waren und wo somit das Müllaufkommen erhöht war,
berichtet Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) auf Nachfrage.
18 Mitarbeiter des SGA hat der Bezirk derzeit für Prenzlauer Berg zur Verfügung gestellt; sie reinigen die insgesamt 113 Hektar Grünfläche im Stadtteil an drei Tagen die Woche. Dazu gehören auch die großen Gebiete wie Ernst-Thälmann-Park und Volkspark Prenzlauer Berg sowie alle 99 Spielplätze. Ein Umfang, für den es dringend weitere Arbeitskräfte bräuchte – oder einen Plan, durch den Müll von Anfang an umfangreich vermieden wird.
Kein Geld, zu wenig Personal
So ein „ganzheitliches Konzept“ schwebt der Bezirksverordnung Pankow schon länger vor: Im Sommer 2018 hatte sie auf Antrag der SPD eine Beschlussempfehlung angenommen, mit der „Müllvermeidung, Müllbeseitigung, Aufklärung und Ansprache für und an die Pankowerinnen und Pankower und Kontrollen gemeinsam geplant und umgesetzt werden“ sollten. Wie so oft lautete die Antwort des Bezirksamtes aber: kein Geld, zu wenig Personal. „Die aufgeführten Maßnahmen bedürfen einer umfangreichen Aufklärungs- und Kommunikations-Kampagne, die im Rahmen der zur Verfügung stehenden personellen wie finanziellen Ressourcen des Bezirkes nicht ansatzweise geleistet werden kann“, heißt es in der Begründung.
Stattdessen plant der Bezirk nun eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit der BSR. Die kümmert sich seit Juni 2016 um die Reinigung einzelner Grünflächen, in Prenzlauer Berg gehören der Helmholtzplatz, der Kollwitzplatz und der Spielplatz Marie in der Marienburger Straße dazu; im Gespräch sind derzeit Falkplatz, Arnswalder Platz, Ernst-Thälmann-Park, das Umfeld des Planetariums und der Volkspark Prenzlauer Berg. Allerdings hat auch das seinen Preis und zwar keinen geringen: Durchschnittlich 3,70 Euro pro Quadratmeter fallen im Jahr für Reinigungs- und Entsorgungskosten an. Würde man alle Flächen in Pankow täglich reinigen, bräuchte man ein zusätzliches Budget von 32 Millionen Euro, bei einer wöchentlichen Reinigung immerhin noch 4,5 Millionen Euro – zweieinhalb Mal soviel wie derzeit im Bezirkshaushalt eingeplant.
Deshalb muss der Bezirk kreativ werden: Im Sommer 2019 lud er zum Beispiel zu einem „interkulturellen Clean up“ in den Mauerpark ein, bei dem Tourist*innen und Anwohner*innen gemeinsam den Park aufräumten und mit einer kostenlosen Führung entlang der Gedenkstätte Berliner Mauer belohnt wurden. Bis wir täglich Kolonnen von Reinigungskräften durch die Parks von Prenzlauer Berg ziehen sehen, wird es also noch eine Weile dauern. Vorerst ist jeder selbst für die Entsorgung seines Mülls zuständig – oder lässt ihn im Sinne der Nachhaltigkeit erst gar nicht entstehen.
Foto: Julia Schmitz