Altkleidercontainer stehen an jeder Ecke, und das zumeist illegal. Die darin gesammelten Textilien dienen längst nicht immer dem guten Zweck.
Sie geben sich wirklich Mühe, nicht zu sehr aufzufallen, diese Altkleidercontainer. Sie drücken sich in Einfahrten herum, verstecken sich an Straßenecken hinter großen Büschen oder versuchen eins zu werden mit einer Hausfassade. Doch selbst die Kombination aus beiger Grundfarbe und Graffiti-bunter Tarnbemalung hilft nicht: Unübersehbar gibt es sehr viele dieser Container in Prenzlauer Berg.
Allein neun von ihnen hat die SPD-Bezirksverordnete Clara West im östlichen Abschnitt der Erich-Weinert-Straße zwischen Greifswalder Straße und Prenzlauer Allee gezählt. In einer kleinen Anfrage erkundigte sie sich nach deren Rechtmäßigkeit und erfuhr, dass für keinen der neun eine eigentlich benötigte Sondernutzungserlaubnis vorliege. Jedoch ständen auch nur drei auf öffentlichem Gelände, schrieb Jens-Holger Kirchner, grüner Stadtrat für öffentliche Ordnung. „Da die drei auf öffentlichem Straßenland befindlichen Standorte nicht genehmigt sind und das Tiefbauamt bestrebt ist, solche Behälter aus städtebaulicher Hinsicht im öffentlichen Raum zu reduzieren, werden gegen die einzelnen Firmen Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.“
Damit deutet Kirchner drei Probleme an, die diese Container dem Bezirk bereiten: Sie sind hässlich, sie stehen überall herum und das Bezirksamt hat wenig Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, da sie entweder auf Privatgrundstücken abgestellt werden oder illegal auf öffentlichem Straßenland. Um Letzteres in den Griff zu bekommen mangelt es dem Bezirk schlicht an Personal, das die Standorte der Container kontrollieren und im Falle eines Verstoßes dagegen vorgehen müsste.
Nicht jeder Altkleidercontainer dient dem guten Zweck
Doch auch darüber hinaus sind diese Container durchaus problematisch. Denn längst nicht in jedem wird tatsächlich alte Kleidung für einen guten Zweck gesammelt – der Handel mit gebrauchten Textilien ist viel zu lukrativ, um ihn ausschließlich aus karitativen Gründen zu betreiben. Daher seien unter den Unternehmen, die Altkleidercontainer aufstellten, auch viele schwarze Schafe, die unter dem Deckmantel des Gemeinnützigen vor allem in die eigene Tasche wirtschafteten, sagt Andreas Voget, Geschäftsführer des Dachverbandes FairWertung. Vor 17 Jahren wurde dieser gegründet, als Organisationen wie Oxfam, Caritas und Diakonie sich zusammentaten, um ein Qualitätssiegel in dem Bereich zu etablieren. „Mitglied bei uns kann nur werden, wer ausschließlich gemeinnützig arbeitet und transparent macht, was mit der Kleidung passiert und wer profitiert“, so Voget.
Ein großes Problem sei der Logoverkauf, erklärt er. Bei diesem stellten karitative Organisationen einem Unternehmen ihr Logo zur Verfügung, hätten aber selbst mit der Altkleidersammlung nichts zu tun. Nur ein Teil des Gewinns aus dem Kleidergeschäft ginge dann an den guten Zweck. „Das ist eine Irreführung des Verbrauchers“, findet Voget. In Berlin praktiziert etwa das Deutsche Kinderhilfswerk diese Methode, indem es der Firma Bera-Textilrecycling sein Logo gegen eine Lizenzgebühr zur Verfügung stellt, zu deren Höhe man sich nicht äußern möchte.
Kleiderkammern und Sozialkaufkäuser als Alternativen
Um sicherzugehen, wer an der alten Kleidung verdient, rät der Dachverband FairWertung, sich zunächst nach Kleiderkammern oder Sozialkaufhäusern in der Nähe zu erkundigen, die einen Teil der abgegebenen Kleidung in ihrer eigenen Arbeit verwenden können. Das Deutsche Rote Kreuz etwa betreibt eine solche Kleiderkammer in Tiergarten.
„Darüber hinaus empfehlen wir, sich Container genau daraufhin anzusehen, wer hier eigentlich sammelt und gegebenenfalls beim Sammler nachzufragen, was mit der gesammelten Kleidung passiert“, meint Voget. Auf der Seite von Fairwertung kann man zudem nach Containern eines Fairwertungs-Partners in der Nähe suchen, wo unter anderem das City-Lager in der Malmöer Straße 4-5 und der Oxfam-Shop in der Schönhauser Allee 118 empfohlen werden. Denn wenn alte Kleidung nicht mehr gedankenlos im nächstbesten Container entsorgt wird, entzieht das nicht nur den Trittbrettfahrern des Karitativen das Geschäftskonzept. Es sorgt im zweiten Schritt auch dafür, dass die hässlichen Container aus dem Straßenbild verschwinden. Wenn niemand sie befüllt, lohnt es sich schließlich nicht, sie illegal an Straßenecken auszustellen.