Werkzeugverleih-Roboter im Späti. Was soll das?

von Sarah Schaefer 3. Februar 2020

Wer keine eigene Bohrmaschine hat, bekommt die in einem Prenzlauer Berger Späti nun aus dem Automaten. Wir haben uns den Toolbot genauer angesehen.


Flachdübelfräse, Bohrmaschine und sogar eine Wärmebildkamera: In der Hutfabrik auf der Pappelallee gibt es jetzt nicht mehr nur Bier, Schokolade und all das, was man sonst vom Späti des Vertrauens braucht – sondern auch allerhand Equipment fürs Heimwerken. Und das per Bestellung übers Smartphone. Vor wenigen Tagen ging hier der Toolbot in Betrieb, ein Automat, mit dem sich Gelegenheits-Handwerker*innen die Gerätschaften ausleihen können, die sie gerade brauchen.

Der Gedanke, sich teures Werkzeug nicht gleich selbst anzuschaffen, sondern es zu leihen, ist nicht neu. Doch Toolbot-Gründer Jan Gerlach fand: Da geht noch was. Die Idee für den Toolbot entstand, nachdem Gerlach eine Stichsäge im Baumarkt leihen wollte, lange anstehen musste, nicht genug Geld für die Kaution hatte, und dann auch noch habe feststellen müssen, dass die billigste Stichsäge im Baumarkt günstiger gewesen sei als die Tagesmiete für ein Gerät in guter Qualität. „Ich habe dann leider das billige Ding gekauft“, sagt er. Aber eigentlich sei das nicht Sinn der Sache.

 

Nachhaltige Nutzung von Werkzeug

Direkt neben den Chipstüten – so sieht der Toolbot aus. Foto: Jan Gerlach

Der 38-Jährige hat Industriedesign studiert und sich auf Eco-Design spezialisiert. Sein Ziel: Die Nutzung von Werkzeug nachhaltiger zu machen. Das funktioniere am besten, wenn sich möglichst viele Menschen hochwertige Bohrmaschinen und Co. teilen. Und um das Ganze bezahlbar zu machen, sei ein Roboter die beste Lösung, sagt Gerlach.

Das Ganze funktioniert so: Über eine App können die Heimwerker*innen das Werkzeug ihrer Wahl reservieren. Dann haben sie eine Stunde Zeit, um das Gerät abzuholen. Vor Ort müssen sie einen Code eingeben und können den Werkzeugkoffer dann mitnehmen. Abgerechnet wird stundenweise, künftig sollen auch Tagespreise angeboten werden.

Mit dem Angebot möchte Gerlach vor allem Menschen ansprechen, die sich bisher nicht so recht an Werkzeuge herangetraut haben. Zum Beispiel die Flachdübelfräse – die sei eigentlich total einfach zu bedienen, schwärmt Gerlach. Wer sich unsicher ist, findet auf der Toolbot-Webseite eine Anleitung für die Bedienung einiger Werkzeuge.

 

Noch läuft die Testphase

Die Wärmebildkamera werde übrigens erstaunlich oft ausgeliehen, sagt Gerlach. Künftig wollen er und sein Team auch einen Messkoffer anbieten, in dem es alle möglichen digitalen Messgeräte wie eine Laser-Wasserwaage gebe.

Der Toolbot in der Hutfabrik ist der zweite in Berlin, einen gibt es bereits in einem Späti am Hermannplatz. Die Lage in Prenzlauer Berg sei ideal – der Späti sei mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. „Außerdem gehen wir davon aus, dass es in Prenzlauer Berg viele Menschen mit einem ökologischen Bewusstsein gibt“, sagt Gerlach. Bald soll ein dritter Standort in Friedrichshain hinzukommen.

Noch befindet sich der Toolbot in der Testphase. Derzeit gehe es darum, die Erfahrungen der Kund*innen auszuwerten und den Werkzeug-Automaten an ihre Bedürfnisse anzupassen. Gerlach und sein Team hätten bis zum Frühjahr Zeit zu beweisen, dass das Toolbot-Prinzip gut angenommen wird. Na dann: Ran an die Flachdübelfräse!

 

Titelbild: Die Toolbot-Gründer Jan Gerlach (links) und Christian Lehmann beim Bau des Prototypen. Foto: Caterina Rancho

 

In unserer Reihe Was soll das? fragen wir regelmäßig Leute, was das soll. Falls euch etwas auffällt, bei dem ihr euch das schon immer gefragt habt, freuen wir uns über einen Hinweis an diese Adresse.

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