Ist in Prenzlauer Berg kein Platz mehr für Hunde? Herrchen und Frauchen im Kiez finden, sie und ihre Freunde mit der kalten Schnauze werden diskriminiert.
„Wir müssen leider draußen bleiben“ – so lässt sich vielleicht ganz generell das Lebensgefühl der Hunde und ihrer Besitzer*innen im Kiez beschreiben. Denn die haarigen Vierbeiner sind längst nicht nur im Supermarkt, aus dem der alte Spruch bekannt ist, unerwünscht. Hundeverbot gibt es auch bei vielen Hausverwaltungen, am Badesee und, obwohl es fast niemand weiß: auch auf einigen Grünflächen im Stadtteil! Zum Beispiel im nördlichen Mauerpark, am Kollwitzplatz und gleich um die Ecke am Wasserturm.
Hundeverbot im Park
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Dort hat der Bezirk vor kurzem ein sehr großes Hundeverbotsschild montiert, auf dass das Verbot vielleicht doch noch der einen oder dem anderen bewusst werde. Den Grund für das Verbot kennt Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne): „Das Hochplateau liegt als erhabene Fläche innerhalb von zwei umgebenden Spielflächen auf Straßenniveau. Für den Zugang muss man erst eine der Spielflächen queren, d.h. den Spielplatz mit Hund betreten, um zu einem der Zugänge zum Hochplateau zu kommen.“ Auf Spielplätzen aber sind Hunde generell verboten.
Unter den Prenzlauer Berger Tierfreund*innen hat das Schild nicht nur für Bewusstsein, sondern wohl auch für einigen Ärger gesorgt. Mit dem Effekt, dass es nur kurze Zeit nach seiner Montage am Aufgang zur Hochfläche am Wasserturm von Unbekannten wieder abgebaut wurde.
Der Hund, ein Opfer der Gentrifizierung?
Auch einen unserer Leser hat das Schild am Wasserturm so entrüstet, dass er sich bei der Redaktion meldete. „Wir Hundehalter räumen ständig den menschlichen Müll weg, die zerbrochenen Flaschen und anderen unappetitlichen Hinterlassenschaften, aber wir werden diskriminiert“, so der Vorwurf unseres Lesers. Der Vorwurf lautet: Kinder, Radfahrende und parkplatzsuchende Autofahrer, alle fänden Gehör und Verständnis für ihre Bedürfnisse – nur eben nicht die Hunde-Besitzer.
Kann es womöglich sein, dass der Hund, der einst samt zugehörigem Haufen und Punker zum Image Berlins gehörte wie Currywurst und Sperrmüll, zum Opfer der Gentrifizierung geworden ist? Werden seit der Platz knapp ist, etwa auch die befellten Begleiter verdrängt, weil sie sich selbst nicht wehren können?
„Ja“, sagen zumindest viele Prenzlauer Berger Hundehalter*innen in unserer Nachbarschaftsgruppe auf Facebook. Obwohl Hundesteuer erhoben werde, tue der Bezirk wenig für das Tierwohl, lautet der Tenor. Auslaufgebiete würden immer seltener, Tütenspender gebe es so gut wie keine, und man fühle sich ständig bösen Blicken ausgesetzt, lautet der Tenor. Manche sehen die Bedürfnisse von Kindern und Hunden in Prenzlauer Berger Grünflächen in Konkurrenz zueinander.
Und es gibt auch Gegenrede: Toleranz werde immer nur von den anderen gefordert und eine Großstadt sei eben kein geeigneter Ort für einen Hund, meinen die Kritiker. Stadtrat Kuhn sieht es nüchtern: „Das Zusammenleben von Hunden und Menschen in einer Großstadt führt immer wieder zu Zielkonflikten. Das Grünanlagen- und Hundegesetz bzw. entsprechende Verordnungen sind hier eindeutig und müssen eingehalten werden, insofern kann nicht von einer Diskriminierung von Hunden gesprochen werden.“
Wo keine Kontrolle, da kein Hundeverbot
Fraglich bleibt aber, inwieweit Verbote wie das Hundeverbot im Park am Wasserturm kontrolliert werden. Zuständig wäre das Ordnungsamt, das eher für seinen chronischen Personalmangel bekannt ist als für hartes Durchgreifen auf Prenzlauer Berger Straßen.
Abgesehen davon: Wo kein Schild (mehr) steht, ist ein Verbot schwer durchzusetzen. Bei unserem Besuch am Wasserturm in dieser Woche war jedenfalls überall leinenloser Hunde-Spielspaß zu beobachten. So sehen wohl Gentrifizierungsgegner auf vier Beinen aus.