Ein Kommentar zur mehr oder weniger erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Bezirk und Bürgerinitiativen.
Ein schlechter Witz drängt sich auf, wenn man über die Flut der Bürgerinitiativen schreibt, die im Prenzlauer Berg in den letzten Jahren entstanden sind, und ja, er hat etwas mit Stuttgart 21 und dem Klischee zu tun, dass alle Prenzlauer Berger geborene Schwaben sind.
Doch die Sache ist viel ernster. Schließlich sprießen die meisten BIs genau dort aus dem Boden, wo der Bezirk Umbaumaßnahmen vornehmen will. Ob in der Oderberger Straße, der Kastanienallee oder am Mauerpark – offenbar versäumt der Bezirk gezielt, rechtzeitig Kontakt mit den betroffenen Anwohnern aufzunehmen und deren Interessen in die Planungen mit einzubeziehen.
Natürlich kann man nicht auf jeden Wunsch Rücksicht nehmen, und manch ein Baum wird einer Verbesserung der Infrastruktur zum Opfer fallen müssen. Aber man macht einen Fehler, wenn man die Mitglieder der Bürgerinitiativen als reine Querulanten abtut. Sie machen nur von ihrem Recht gebrauch, sich aktiv in die Gestaltung ihres Umfelds einzubringen. Auch wenn es einfacher ist, Entscheidungen von oben herab zu fällen: Bürger vorher anzuhören und in Entscheidungen mit einzubeziehen, das nennt man Demokratie.
Mit dem Bürgerinitiativen-Netzwerk haben die Gruppen einen richtigen Schritt getan, um von Erfahrungen und dem Wissen anderer BIs zu profitieren. Was jedoch noch fehlt, ist ein gemeinsames Ziel.
Bislang kämpfen die Initiativen einzeln vor sich hin gegen die jeweiligen Bebauungspläne des Bezirksamtes. Doch wer sich für eine begrünte Oderberger Straße engagiert, interessiert sich vielleicht auch für mehr Grünflächen am Mauerpark. Oder sollte es tun. Denn nur, wenn die BIs sich zusammentun und ihre Schlagkraft bündeln, können sie sich langfristig beim Bezirksamt Gehör verschaffen und vielleicht dafür sorgen, in Zukunft in die Planungen mit einbezogen zu werden, bevor die ersten Bagger ihre Arbeit aufgenommen haben.