Radfahrer auf der Kastanienallee sehen grün

von Sarah Schaefer 10. April 2019

In Sachen Fahrrad geht nichts voran im Bezirk? Immerhin fahren Radfahrer auf der Kastanienallee nun auf grün gefärbten Wegen. Doch ein Allheilmittel sind die Markierungen nicht.


Plötzlich war die Farbe da. Auf der Kastanienallee sind Radfahrer seit wenigen Tagen auf grün gefärbten Abschnitten unterwegs. Alle paar Meter machen weiße Fahrrad-Piktogramme hier deutlich, für wen dieser Teil der Straße gedacht ist.

Im Vergleich zu anderen Fahrradprojekten im Stadtteil – man denke beispielsweise an den Radweg auf der Danziger Straße, der seit geraumer Zeit ins Nirgendwo führt – ging dieses hier geräuschlos über die Bühne. Die „Grünbeschichtung“, wie es in der Amtssprache heißt, ist ein Projekt der landeseigenen Infravelo GmbH. Das Unternehmen wurde 2017 im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK) als Tochterunternehmen der Grün Berlin GmbH gegründet. 

Grüne Farbe auf drei weiteren Straßen in Prenzlauer Berg

Insgesamt 16 Streckenabschnitte hat Infravelo berlinweit für die Grünbeschichtung auserkoren. Bereits im vergangenen Jahr wurden einige Straßen gefärbt, weitere sollen in diesem Jahr hinzukommen. In Prenzlauer Berg ist die grüne Farbe auf Abschnitten in drei weiteren Straßen geplant.

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Zu den geplanten Terminen für die Arbeiten an den grünen Fahrradstrecken äußerte sich eine Sprecherin der SenUVK wie folgt:

  • Greifswalder Straße, zwischen Danziger Straße und der Straße Prenzlauer Berg: voraussichtlich ab 29. April 2019
  • Wisbyer Straße, zwischen Neumannstraße und Schönhauser Allee bzw. Berliner Straße: voraussichtlich ab 20. Mai 2019
  • Wichertstraße: voraussichtlich ab Mitte Juni 2019

In der Kastanienallee rechne man bis zum 4. Mai mit einem Abschluss der Markierungsarbeiten, teilte die Sprecherin mit. Während der Arbeiten müssen Anwohner auf Höhe der entsprechenden Abschnitte mit vorübergehenden Parkverboten rechnen.

Doch auch auf der grünen Spur radeln Fahrradfahrer nicht völlig unbeschwert über die Kastanienallee: Der Abstand zu den parkenden Autos ist noch immer so gering, dass es zu gefährlichen Zusammenstößen mit Autotüren kommen kann, zu so genannten „Dooring-Unfällen“.

 

Grünbeschichtung beeindruckt nicht jeden

Für einen Sicherheits-Trennstreifen zu den Autos sei auf der Kastanienallee kein Platz, räumte die SenUVK-Sprecherin ein. Lediglich dort, wo es Parktaschen gebe, werde der von Experten empfohlene Abstand von 50 Zentimetern eingehalten. Auch sei die Straße nicht breit genug, um den Radweg durch Poller abgrenzen zu können.

Dass die grüne Farbe die Lösung aller Fahrrad-Probleme ist, daran glauben wohl auch die Verantwortlichen nicht. Es gehe darum, die Radwege sichtbarer zu machen und die Verkehrsteilnehmer für den Radverkehr zu sensibilisieren, sagte die Sprecherin. Die Grünbeschichtung sei Teil eines Verkehrsversuchs, bei dem unter anderem ausgewertet werden soll, wie sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer verändert.

Ein kurzer Besuch auf der Kastanienallee beweist, dass sich längst nicht jeder von der Grünbeschichtung beeindrucken lässt. Radfahrer können hier noch immer auf unerwartete Hindernisse stoßen, wie unser Schnappschuss zeigt:

 

 

Fotos: Sarah Schaefer

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