Fernwärme macht umweltfreundliches Heizen zum Monopol von Vattenfall

von Juliane Schader 7. Juni 2011

Fernwärme gilt als umweltfreundlich, denn sie speist sich aus Wärme, die bei der Stromproduktion abfällt. Wer sich jedoch für diese Art des Heizens entscheidet, bindet sich an einen einzigen Anbieter: Vattenfall.

Der Aufwand ist groß: 17 Millionen Euro Investitionen, sechs Jahre Bauzeit, Diskussionen mit dem Bezirksamt, Ärger mit den Anwohnern. Dass die Betreiberfirma Vattenfall dennoch so konsequent am Ausbau des Fernwärmenetzes arbeitet, muss gute Gründe haben. Einer davon ergibt sich daraus, dass die Investitionen gerade den als Öko-Stadtteil bekannten Prenzlauer Berg treffen.

Denn Fernwärme gilt als besonders umweltfreundlich, wird doch die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme weiter eingesetzt, statt sie ungenutzt verpuffen zu lassen. „Aufgrund der Kraft-Wärme-Kopplung haben unsere Kraftwerke eine Brennstoffausnutzung von 75 bis 90 Prozent“, erklärt Wolf-Dietrich Kunze, Vorstandsmitglied bei Vattenfall Europe. Bei Kraftwerken, die nur Strom erzeugten, seien es etwa 40 Prozent. So würde CO2 gespart. „Wer seine Heizung sowie sein warmes Wasser mit Fernwärme betreibt, der spart pro Wohneinheit im Vergleich zu Gas eine Tonne CO2 im Jahr.“

 

Damit Fernwärme umweltschonend bleibt, bedarf es des richtigen Brennstoffs

 

Ein gutes Argument, dass einem auch jenseits der Konzernzentrale des Energieriesen bestätigt wird. „Als umweltfreundlich kann man die Fernwärme jedoch nur bezeichnen, wenn auch der richtige Brennstoff eingesetzt wird“, sagt Peter Ahmels von der Deutschen Umwelthilfe. Wenn man etwa für die Ausweitung des Fernwärmenetzes ein neues Kraftwerk baue, und dies mit Kohle betriebe, sei nur wenig erreicht.

Der Prenzlauer Berg soll mit Wärme aus den Vattenfall-Kraftwerken Klingenberg und Mitte versorgt werden. Das in Rummelsburg gelegene Heizkraftwerk Klingenberg wird derzeit noch mit Braunkohle und Erdgas betrieben, soll aber bis 2019 durch ein Gas- und Dampfturbinen- sowie zwei Biomasse-Heizkraftwerke ersetzt werden; das Kraftwerk Mitte an der Köpenicker Straße arbeitet mit Erdgas und gilt als vorbildlich, was Ressourcenausnutzung und Umweltschutz angeht.

„Fernwärme hat den Vorteil, dass man an einem zentralen Punkt den Brennstoff verändern kann“, meint Kunze. So könne Vattenfall jetzt in seinen Kraftwerken mehr nachwachsende Rohstoffe verfeuern. „Die Umstellung einer Ölheizung im Keller ist nicht so einfach.“

Der Konzern, der sich an anderen Orten in Deutschland nur ungern von seiner Atomenergie trennt, weiß, was die umweltbewussten Berliner wollen. Zumal das Öko-Image der Fernwärme nicht deren einziger Vorteil für den Konzern ist. Denn es gibt sie nur aus einer Hand, der von Vattenfall. Ein Anbieterwechsel wie etwa beim Gas ist nicht möglich. Wen Vattenfall einmal an sein Fernwärmenetz anschließt, den kann das Unternehmen als Dauerkunden verbuchen, der auch bei steigenden Preisen seinem Wärmelieferanten treu bleiben muss.

 

Bockheizkraftwerke als dezentrale Alternative

 

Wer diese Abhängigkeit umgehen, aber dennoch auf Kraft-Wärme-Kopplung setzten möchte, dem bleibt die Möglichkeit, sich ein Blockheizkraftwerk in den Keller zu stellen. „Das ist im Moment noch etwas teurer, als Fernwärme zu beziehen, bietet aber die Möglichkeit, dezentral an das Thema heran zu gehen“, sagt Ahmels von der Umwelthilfe.

Etwa 400 solcher kleinen, zumeist mit Erdgas betriebenen Kraftwerke gebe es bislang in Berlin, sagt Volker Gustedt, Sprecher der Berliner Energieagentur. Zwar sei die Brennstoffausnutzung in diesen ist  etwas schlechter als in den großen Kraftwerken. Dafür seien die Leitungsverluste aufgrund der kurzen Wege vom Keller in die Wohnungen geringer. Zwischen 70.000 und 90.000 Euro an Investitionen seien nötig. „Jedoch produziert man damit auch seinen eigenen Strom, den man im Falle eines Überschusses in das Stromnetz einspeisen und damit sogar noch Geld verdienen kann“, erklärt Gustedt. So rechne sich die Investition mit den Jahren.

Die Fernwärme ist im Gegensatz dazu nicht unbedingt etwas für Pfennigfuchser. „Im Augenblick ist sie etwas teurer als Gas“, sagt Kunze von Vattenfall. Der Grundpreis sei höher, dafür aber der Verbrauchspreis geringer. Neben dem besseren ökologischen Gewissen habe diese Art zu heizen jedoch auch den Vorteil einer hohen Versorgungssicherheit. „Zudem sparen sich die Hausbesitzer den Ärger um Kessel und Schornstein sowie einen Kellerraum, der sonst für die Heizungsanlage gebraucht wird.“

 

Wie die Erweiterung des Fernwärmenetzes konkret funktioniert, und mit welchen Problemen man dabei zu kämpfen hat, wird am Beispiel der Stargarder Straße hier aufgezeigt.

Die Geschichte der Fernwärme und warum Berlin das größte Netz Europas aufweist steht hier.

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