Esperanto in Prenzlauer Berg

Prenzlova Monto. Was soll das?

von Kristina Auer 25. September 2018

Ein Schriftzug in einer geheimnisvollen Fremdsprache ziert die Backsteinfassade eines Schulhauses in der Danziger Straße. Wir sind der Inschrift auf den Grund gegangen.


Nanu, was steht denn da? En Prenzlova Monto al Apolono kaj al Muzoj – wie bitte? Irgendwas mit Prenzlauer Berg muss das heißen, kann der Laie gerade noch so erraten. Beim Deuten des restlichen Satzes an der Klinkerfassade der Danziger Straße 50 hilft dann aber auch das unter Schmerzen erkämpfte Latinum nicht weiter. Und – Achtung, Klischee-Keule – selbst der härteste Gentrifizierungskritiker weiß: Das ist kein Schwäbisch! Die aneinandergereihten Buchstaben auf dieser Inschrift ergeben scheinbar nur Kauderwelsch.

Auf der Suche nach Erklärungen für die rätselhaftesten Phänomene von Prenzlauer Berg, haben wir diesmal keine detektivischen Mühen gescheut. Schon bald war klar: In dem Haus befindet sich eine Grundschule, eine Kita und das Kunsthaus Zentrum Danziger 50. Wer könnte den Schriftzug verantworten? Gefunden haben wir die ersehnte Antwort bei Fritz Wollenberg vom Kulturverein Prenzlauer Berg:

An der Fassade der Danziger Straße 50 steht ein geheimnisvoller Satz. Was soll das?

Das ist Esperanto! Schon seit 1965 gibt es in Prenzlauer Berg eine Esperanto-Gruppe, ich selbst bin seit 1966 mit dabei. Die ersten Kurse gab es in der Prenzlauer Allee 217 und im Turmzimmer über dem Franz-Club.  Irgendwann zog die Gruppe in die Kollwitzstraße 93 und später in die Schönfließer Straße. Seit 2006 haben wir unseren festen Treffpunkt in der Danziger Straße 50. Jeden zweiten und vierten Montag im Monat treffen wir uns in der Kellerbar zu Vorträgen und Gesprächen.

Wie kommt der Schriftzug an die Fassade?

Das Gebäude stand lange leer und wurde dann in den 2000er Jahren denkmalgerecht saniert. Auch der Kulturverein Prenzlauer Berg, zu dem unsere Gruppe aber auch das Kunsthaus gehören, hat seinen Sitz in dem Haus. Unser Vorstandsmitglied Bernd Meyer hatte damals die Idee für den Schriftzug und bat mich um eine Übersetzung. Den Satz hat der Vorsitzende Thilo Schwarz-Schlüßler dann selbst an die Fassade gemalt und im Juni 2006 wurde das fertige Gebäude samt Inschrift feierlich eröffnet.

Esperanto Schriftzug

Abseilen und enthüllen: Die Eröffnung des fertig sanierten Gebäudes im Juni 2006 (Foto:privat)

Und was steht da genau?

„In Prenzlauer Berg dem Apollo und den Musen“. Der Satz ist von der Inschrift der Berliner Staatsoper abgewandelt. Dort steht: „König Friedrich dem Apollo und den Musen“ – allerdings auf Lateinisch. Es geht also um ein Haus, das der Kultur und der Kunst gewidmet ist.

Was begeistert Sie so an Esperanto, dass Sie sich seit 50 Jahren damit beschäftigen?

Zuerst einmal habe ich über die Jahre viele Freunde und Bekannte in den unterschiedlichsten Ländern kennengelernt. Die Esperanto-Szene ist gut vernetzt, so findet man auf Reisen überall einen Ansprechpartner und kann sich wunderbar verständigen. Auf der anderen Seite ist die Sprache selbst sehr interessant. Als sogenannte Plansprache ist sie logisch und rational aufgebaut. Es macht Spaß, damit zu experimentieren und sich mit der Literatur zu beschäftigen.

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3 Kommentare

Miro pri Prenzlova Monto | 1. Oktober 2018 at 13:34

[…] »Prenzlauer-Berg-Nachrichten« de septembro troviĝis kontribuo de Kristina Auer kun la titolo: »Prenzlova Monto. Was soll das?« pri la teksto sur la fasado de la domo Danziger Strasse […]

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Peter Kühnel 2. Oktober 2018 at 13:17

Vielen Dank für die Aufklärung über das Motto auf der Fassade des Kulturhauses Danziger 50! Wenn man es nicht weiß, kann man es höchstens erahnen, dass der Schriftzug in der internationalen Sprache Esperanto geschrieben ist. In Warschau habe ich gesehen, dass dort ein Eisenbahnzug „Esperanto“ heißt und einer „Zamenhof“, benannt nach dem Autor dieser Plansprache. Weiterhin wünsche ich Erfolg mit Eurer Kiezzeitung! Peter Kühnel, Steglitz

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inga johansson 5. Oktober 2018 at 17:33

Ich schreibe aus Göteborg, Schweden, und hier haben wir ein Esperantoplats, ein Sprachkafé und Zamenhof https://www.zamenhof.se/

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