Prenzlauer Berg Teutoburger Spielplatz

Prenzlauer Berg in Lebensgefahr

von Kristina Auer 17. Juni 2018

Das Leben war schon immer lebensgefährlich. In Prenzlauer Berg trifft das insbesondere beim Spielen und beim Fahrradfahren zu. Diese und weitere überlebenswichtige Erkenntnisse der Woche.


Liebe Mitglieder!

Der Legende nach hat sich der Lübecker Buchdrucker Johann Ballhorn der Jüngere im sechzehnten Jahrhundert im deutschen Sprachgebrauch verewigt, indem er eine Ausgabe des sogenannten „lübischen Rechts“ überarbeitete: Danach hatte das Gesetzbuch mehr Fehler als vorher – das schöne Verb verballhornen war geboren.
Bald könnte sich stattdessen vielleicht das Wort verpankowen einschleichen. Denn unser Bezirk hat gerade eine ähnliche Meisterleistung vollbracht und den Spielplatz am Teutoburger Platz so verschlimmbessert, dass aktuell Lebensgefahr besteht. Wie so etwas geht, lest Ihr in unserem:

Thema der Woche: Ein lebensgefährlicher Spielplatz

  • Spielplatz-Posse am Teutoburger Platz: Der Bezirk hat nicht genug Geld, um seine Spielplätze in benutzbarem Zustand zu halten. Ist doch mal welches da, passieren so viele Pannen, dass wegen Lebensgefahr gesperrt bleiben muss – wie am Teutoburger Platz.
Und was war sonst los in Prenzlauer Berg?
  • Stadt neu denken: „Die Stadt braucht wieder mehr Durchmischung“, findet die Prenzlauer Bergerin Francesca Ferguson. Warum sie deshalb ein Festival „für Architektur und Andersmachen“ ins Leben gerufen hat, hat sie meiner Kollegin Julia im Interview erzählt.
  • Ein Schulplatz an der Sonne: Fast alle Sechstklässler bekommen einen Platz an – meist einer gewünschten – weiterführenden Schule im Bezirk. Weil es überall eng wird, könnte schon bald in Containern unterrichtet werden.
  • Happy End für Weinliebhaber: Nach der Vertreibung vom Kollwitzmarkt hat der legendäre Weinstand eine neue Heimat in Prenzlauer Berg gefunden.

WM Prenzlauer Berg
Fußball-WM in Prenzlauer Berg:

Fussball…da war doch was. Die PBN-Redaktion besteht (leider) komplett aus Fußball-Banausinnen. Deshalb haben wir Euch, gefragt: Wo kann man in Prenzlauer Berg eigentlich am schönsten die WM gucken? Im Biergarten am Pfefferberg, in der Willner-Brauerei, oder doch im Prater? Alle Tipps der Community könnt Ihr in unserer Nachbarschaftsgruppe und auf der Facebook-Seite nachlesen – und natürlich auch selber posten!

Kurz und knapp:

  • Greifswalder Straße aus Radler-Perspektive: Wie gefährlich Fahrradfahren sein kann, zeigt dieses Video von der Greifswalder Straße, über das gerade heftig diskutiert wird. Die Fahrbahn ist wegen einer Baustelle verengt, ein LKW kümmert sich nicht um die Radfahrer und überrollt sie fast.
  • Handlungsleitfaden zum Kinderschutz: Als erster Berliner Bezirk hat Pankow einen Leitfaden für den Kinderschutz ausgearbeitet. Die Handlungsrichtlinien werden auf der bezirklichen Kinderschutzkonferenz am 20. Juni vorgestellt.
  • Ein Fisch namens Pelle: Prenzlauer Berg bekommt einen Bücherfisch für Kinder. Die Skulptur mit Fächern zum Tauschen von Büchern wurde vom Jugendamt in Zusammenarbeit mit dem MachMit-Museum für Kinder und einem bildenden Künstler entwickelt und wird am 20. Juni auf dem Platz vor dem Museum in der Senefelder Straße aufgestellt. Und noch eine gute Nachricht vom Kindermuseum: Wegen der großen Nachfrage wird die Ausstellung „Der weite Horizont“ über indigene Kulturen bis Juni 2019 verlängert.
  • Urban Gardening im Kirchgarten als Zukunftsvision: Die Immanuelgemeinde saniert gerade seine Kirche in der Prenzlauer Allee und gestaltet dabei auch den Kirchgarten um. Vor einigen Wochen kam deshalb Unmut in der Nachbarschaft auf: es mussten Bäume gefällt werden, die das Bauwerk beschädigt hatten. Jetzt hat der Gemeinderat gemeinsam mit Anwohnern und Experten Vorschläge für eine Neugestaltung diskutiert. Das Ergebnis: Es soll Sitzmöglichkeiten, Rosen und immergrüne Gehölze geben. Als Zukunftsvision wäre sogar Urban Gardening und die zeitweise Öffnung für den ganzen Kiez denkbar, ist aus der Gemeinde zu hören. Außerdem wichtig: Die Kirche soll von allen Seiten gut sichtbar bleiben.
  • Projektwoche Interkultour: Am kommenden Montag startet im Bezirk die Projektwoche Interkultour. Dabei kommen Schülerinnen und Schüler aus Willkommensklassen in Weißensee und vom Prenzlauer Berger Heinrich-Schliemann-Gymnasium zusammen und besuchen gemeinsam interkulturelle Orte in Pankow – das Motto lautet „Lebens(t)räume“.
  • Kleingärtner starten Kampagne: Die Wohnungsnot bedroht Pankows Kleingärtner schon seit längerem. Deshalb haben diese sich jetzt mit der Kampagne „Da wächst was“ zusammengeschlossen, um für den Erhalt ihrer Grünflächen in den Innenstadtbereichen mobil zu machen. In einem ersten Video sind Plakate mit Schriftzügen wie „Revoluftionäre“ oder „Für mehr Fluglärm“ gegen das Insektensterben zu sehen. Am kommenden Montag soll die Internet-Kampagne starten.

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Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:

  • Spielplatz-Anekdoten: Es gebe nur zwei Arten von Eltern – Mitrutscher und Am-Rand-Steher. In Prenzlauer Berg komme fast nur der erste Typ vor, bedauert eine Am-Rand-Mutter in der Welt.
  • Apropos Kinderbetreuung: Es gibt in Prenzlauer Berg jetzt einen „family membership club“, in dem man die lieben Kleinen betreuen lassen und nebenher arbeiten, Latte Macchiato schlürfen oder zur Pediküre gehen kann. Ein Soho House für Mütter nennt das die Zeit.
  • Kampf gegen Plastik: Ein Cocktail überdauert meistens nur wenige Minuten, ein Trinkhalm eine halbe Ewigkeit: Wie das Kneipengewerbe umweltfreundlicher werden könnte, überlegt das inforadio zusammen mit dem Wirt der X-Bar am Helmholtzplatz.

Gruppe Prenzlauer Berg

Die beste Facebook-Gruppe aller Zeiten ist die Prenzlauer Berg Nachbarschaft – beitreten, Nachbarn kennenlernen, Bescheid wissen!

Kriminelles und Unschönes aus dem Kiez:

  • Gleisarbeiten in der Greifswalder Straße: Die BVG erneuert die Gleise der Tramlinien M4 und M10 an der Kreuzung Danziger und Greifswalder Straße. Deswegen kommt es bis 25. Juni zu einigen Änderungen, der Individualverkehr kann in dieser Zeit an der Kreuzung nicht links abbiegen. Im Anschluss sind weitere Gleisbauarbeiten in der Greifswalder Straße geplant.
  • Rettungswagen erfasst PKW: In der Stahlheimer Straße ist ein Rettungswagen im Einsatz am Sonntagabend mit einem Mercedes zusammengestoßen. Die 69-jährige Beifahrerin des PKW wurde bei dem Unfall schwer verletzt.
  • Räuber gesucht: Mit einem Phantombild sucht die Polizei nach einem Unbekannten, der im März eine 27-jährige Frau in der Schönhauser Allee überfallen haben soll.
Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:
  • Wohnen auf dem Wasser: Das Hausboot als Lösungsansatz für Verzweifelte auf Wohnungssuche ist gerade in aller Munde, auch bei der taz. Prenzlauer Berger hätten es allerdings auch hier schwer – es sei denn, man stellt sich ein Hausboot in den Tümpel im Thälmannpark.
  • Notstand im Standesamt: Die Berliner Standesämter haben einen Bearbeitungsrückstand von 57 032 Anträgen, hat die Berliner Morgenpost recherchiert. Trotz wachsender Bevölkerungszahlen sinkt der Personalstand. In Pankow dauert es immernoch drei bis vier Monate, um einen Anmeldungstermin zum Heiraten zu bekommen.
  • Früher war mehr Revolte: Auch in Prenzlauer Berg – das zeigt das Buch der Journalisten Michael Sontheimer und Peter Wensierski. Dort wird von wichtigen Schauplätzen der Studentenbewegung, besetzten Häusern und DDR-Oppositionellen berichtet, weiß der Deutschlandfunk.

Kiezfoto: 

Prenzlauer Berg Barber
In regelmäßigen Abständen sprießen in Prenzlauer Berg unzählige Exemplare ein und derselben Geschäftsidee aus dem Boden – vor längerer Zeit stand Bubble Tea hoch im Kurs, danach winkte plötzlich an jeder Ecke ein neuer Nähladen. Aktuell hat die Stunde der Bartpflege geschlagen. Wir haben keine verlässlichen Zahlen, wie viele Bartträger tatsächlich in Prenzlauer Berg leben, behaupten aber: Spätestens mit diesem neuen Salon in der Wichertstraße ist der Bedarf endgültig gedeckt!
Termine und Tipps:
  • Freitag, 15. Juni: Die Jazzinitiative „Jazz am Helmholtzplatz“ spielt heute ihr erstes Konzert im Theater unterm Dach und wird fortan regelmäßig dort zu Gast sein. Die Reihe präsentiert international renommierte, in Berlin ansässige JazzmusikerInnen in intimem Rahmen; Die viertätige Konferenz „Ängst is now a Weltanschauung“im Ballhaus Ost untersucht das Verhältnis von Literatur und Kunst zur aktuellen Politik. Allein der Name des Veranstalter-Kollektivs hat einen Preis verdient: Sie nennen sich „Nazis & Goldmund“.
  • Sonntag, 17. Juni: Wie wir schon mal berichtet haben, muss das Stadtkloster Segen am Senefelder Platz seinen hundertjährigen Kirchturm sanieren und braucht dafür rund 60 000 Euro Spenden. Heute bestreitet das Ensemble Ad hoc deshalb um 15 Uhr das erste von mehreren Benefiz-Konzerten und spielt Werke von Elgar, Striggio, Tallis und anderen.
  • Mittwoch, 20. Juni: Im Dock 11 in der Kastanienallee startet das soundance festival, das internationale MusikerInnen und TänzerInnen der freien Szene in Berlin zusammenbringt. Ein Fokus liegt auf Echtzeitkomposition und Improvisation.
  • Donnerstag, 21. Juni: Auch, wenn im Mauerpark dieses Jahr baustellenbedingt keine Baustelle steht: Überall in Prenzlauer Berg ist am längsten Tag des Jahres Fête de la Musique! In den Kleingarten-Kolonien Bornholm I und II musizieren leidenschaftliche Gärtner, am Biergarten im Frannz Club, am Zeiss-Großplanetarium, an der Marie und im Mensch Meier in der Storkower Straße stehen ebenfalls Bühnen. Das komplette Programm für Prenzlauer Berg gibt es hier.

Das habt Ihr vielleicht verpasst:

  • Ach, diese Lücke: Ist es Euch aufgefallen? Das Kiez-Café EntwederOder ist weg und durch eine Craft Beer Bar ersetzt worden! Wir haben versucht herauszufinden, was passiert ist.
  • MUF statt Krankenhaus: Prenzlauer Berg bekommt eine neue Unterkunft für Geflüchtete: Auf dem Gelände der Fröbelstraße 15, wo das Vivantes-Klinikum gerade seine letzten Monate verlebt, sollen Wohncontainer gebaut werden.

Zitat der Woche:

„Die vorgeschriebenen Abstände der Leiterelemente wurden nicht eingehalten. Dadurch ist der Abstand der oberen Sprosse zur Unterkante des Podestes als Kopffangstelle zu bewerten. Im Extremfall stellt dies Lebensgefahr dar, wenn beim Spielen ein Kind den Kopf durchsteckt und dann abrutscht.“

So beschreibt Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) einen der Mängel am Spielgerät „Prinzessinnenpfad“ auf dem Teutoburger Platz. Wir haben nicht den gesamten Prüfbericht gelesen, nur soviel: Was wir einsehen durften, liest sich kaum wie die Beschreibung eines Spielplatzes; eher wie die einer Kinder-Folteranlage.

Also ich für meinen Teil freue mich sehr, dass jetzt endlich wieder WM ist. Während der Deutschland-Spiele kann ich nämlich in aller Seelenruhe Hobbies nachgehen, bei denen man normalerweise von Menschenmassen umzingelt ist – ins Freibad gehen zum Beispiel! Dumm nur, dass Prenzlauer Berg immer noch keins hat, wie ich hier schon seit geraumer Zeit beklage. Drum muss ich wohl auch diesen Sommer wieder in den Humboldthain oder zum Orankesee ausschwärmen.

Euch allen ein entspanntes und erholsames Wochenende!

Eure Kristina Auer und die ganze Redaktion
(Foto: Alexander Sellschopp)

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