Aus einer Interviewanfrage wurde eine monatelange Recherche und schließlich unser aktueller Schwerpunkt Güterbahnhof Greifswalder Straße. Außerdem geht es diese Woche um abgezahlte Schulden und einen geschlossenen Bio-Späti.
Liebe Mitglieder und Abonnentinnen!
Es ist der größte Streit um ein Bauprojekt in Prenzlauer Berg und einer der Gründe, warum Ihr, wenn Ihr das nächste Mal auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung seid, es am besten gleich irgendwo am Stadtrand probiert: bevor am Güterbahnhof Greifswalder Straße Wohnungen entstehen, muss erst noch ein bezirkspolitisches Wunder geschehen. Eigentlich wollte ich nur ein Pro-und-Contra-Interview zur Bebauung auf dem öden Brachland machen, aber leider wollte bei den Pankower Linken niemand mit mir reden. So wurde aus einer Interviewanfrage eine monatelange Recherche und schließlich unser:
Thema der Woche: Schwerpunkt Güterbahnhof Greifswalder Straße
- Teil 1: Chronologie des Stillstands – Sieben Jahre währt das Ringen um die Zukunft am alten Güterbahnhof an der Greifswalder Straße. Pläne gab es viele, passiert ist nichts. Die Geschichte eines ewigen Streits.
- Teil 2: Was Ihr machen würdet – Politik, Anwohner und Investor können sich am Güterbahnhof Greifswalder Straße seit sieben Jahren nicht einigen. Wir wollten wissen, was Ihr darüber denkt.
- Teil 3: Wer will hier eigentlich was? Wird der Güterbahnhof Greifswalder Straße jemals etwas anderes sein als ödes Brachland? Was Gewobag, Investor, Bezirkspolitik und Senatsverwaltung dazu sagen.
- Teil 4: Blockieren und schweigen – Die Linke findet es unwichtig, ob an der Greifswalder Straße neue Wohnungen entstehen oder nicht. Dabei könnte sie entscheidend darauf Einfluss nehmen, was und für wen hier gebaut wird. Sieht so der versprochene Kampf gegen die Wohnungsnot aus?
Zum Wochenende schenken wir Euch diesmal ein bisschen Realitätsflucht: Beim Zauberslam im Pfefferberg Theater treten am 25. März um 19.30 Uhr fünf Zauberer gegeneinander an. Wir haben 1×2 Karten für Euch, verehrte Mitglieder! Wer verzaubert werden möchte, schreibt fix eine Mail an redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de mit dem Betreff „Zauberei“!
___STEADY_PAYWALL___
Kurz und knapp:
- Pankow ist schuldenfrei: Früher als erwartet hat der Bezirk es geschafft, seine Schulden abzubauen und ist damit offiziell seit 1. Januar 2018 kein Konsolidierungsbezirk mehr. Die Senatsverwaltung für Finanzen hat das am Mittwoch im Rahmen der Ergebnisse der Basiskorrektur für das Jahr 2017 bekannt gegeben. Die Schuldenfreiheit freute auch Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke): „Wir haben abgeschlossen mit einem leichten Plus von 1,594 Euro“, sagte Benn auf der Tagung der Bezirksverordnetenversammlung am Mittwoch.
- Wasserbetriebe: Ein neues Wehr haben die Berliner Wasserbetriebe am Dienstag an der Bornholmer Straße in den Boden gelassen. Es kann bei Starkregen bis zu 1800 Liter „Brühe“ speichern und so verhindern, dass Schmutzwasser ungeklärt in Flüsse und Seen gelangt.
- Geld für die Jugend: Träger der freien Jugendhilfe in Pankow können ab sofort Ihre Förderanträge für das Jahr 2019 beim Bezirksamt stellen. Alle Infos gibt es hier.
Komm‘ in unsere Nachbarschaftsgruppe!
Nachbarn aller Kieze, vereinigt Euch – in der Prenzlauer Berg Nachbarschaftsgruppe auf Facebook!
Unsere Fundstücke für Prenzlauer Berg:
- Buchhandlung mit Tradition: Seit 1956 befand sich in dem Haus in der Greifswalder Straße eine Volksbuchhandlung der DDR, nach der Wende wurde sie privatisiert. Seit 2011 wird „die Insel“ von Steffi Diez geführt. Der Freitag war zu Besuch.
- S-Bahn-Romanze: Die Berliner Öffentlichkeit erfreut sich an einer jugendlichen S-Bahn-Romanze am Bahnhof Bornholmer Straße. Leider wurde nichts aus dem Wiedersehen, berichtet die Berliner Zeitung.
- Ampelterror: Darf man als Fußgänger bei Rot über die Ampel gehen, fragt sich die Presse. Die Antwort: In Prenzlauer Berg auf keinen Fall. In diesem Hort der Bürgerlichkeit herrsche Ampelterror, der jeden Bei-Rot-Geher zum potentiellen Kindsmörder mache, heißt es da.
- Einbruch: Am Mittwochabend haben zwei Unbekannte Elektrogeräte aus einem Einkaufszentrum in der Schönhauser Allee geklaut. Wir vermuten mal es handelt sich um die Medimax-Filiale in den Schönhauser Allee Arkaden.
- Erwischt: Weniger Erfolg hatten zwei mutmaßliche Einbrecher am Dienstagnacht in der Kollwitzstraße. Der Betreiber eines Spätis beobachtete sie dabei, wie sie versuchten, gewaltsam in das Geschäft einzudringen und alarmierte die Polizei.
Diese Berliner Themen sind wichtig für uns:
- Wohnungsnot: In Pankow werden nicht genügend Wohnungen gebaut, um den Bedarf zu decken, obwohl eigentlich genug Platz wäre, schreibt die Morgenpost. „Wir suchen händeringend nach Flächen“, wird Stadtrat Kuhn dort zitiert. Wir hätten da ja einen Tipp (siehe oben), aber…
- Enteignung: Der Senat möchte Privatgrundstücke in Entwicklungsgebiete einbeziehen und sie per Vorkaufsrecht kaufen, schreibt der Tagesspiegel. Das Wertgutachten für den Kaufpreis ermittelt ebenfalls der Senat. Grundstückseigentümer wollen sich wehren, weil die Entschädigungen die Schulden nicht decken.
- Immobilienbranche: Projektentwickler klagen auf dem Immobilienkongress über die Berliner Politik, schreibt das neue deutschland. Die Überregulierung behindere die Bauplanung. Der Senat will landeseigene Flächen von den Wohnungsbaugesellschaften bebauen lassen und künftig aktiv Flächen ankaufen. Ein weiterer Kritikpunkt: Genossenschaften mit sozialem Anspruch bekommen keine neuen Flächen.
Termine und Tipps:
- Freitag, 23. März: Im SEZ startet die Ostpro-Messe für Ostprodukte aus den neuen Bundesländern (bis Sonntag); im Glaspalast ist Crowdfunding-Party mit Songs und Showeinlagen aus der kommenden Fußball-Show.
- Samstag, 24. März: Heute Nacht ist ZEITUMSTELLUNG! Das Theater o.N.spielt das Stück „Steinsuppe“ für Kinder ab 4 Jahren im Zentrum in der Danziger Straße; das Jazzkonzert im Café Niesen findet diesmal schon am Samstag statt; der Zeichner Hannes Richert präsentiert sein Buch „Comics für den gehobenen Pöbel“ im Modern Graphics in der Kastanienallee.
- Sonntag, 25. März: In der Paul-Gehrhardt-Kirche singt das European Bach Ensemble Stabat-Mater-Vertonungen; im Pfefferberg Theater ist Zauberslam.
- Montag, 26. März: Bei den Hummus-Göttern von Kanaan in der Kopenhagener Straße kann man ab sofort Kochkurse machen – der erste ist heute; das Hexenberg Theater macht ein „Shakespeariment“ im Glaspalast: es geht um Improvisation und MacBeth.
- Dienstag, 27. März: Im Rahmen der Reihe Wahlverwandschaften stellen die Künstlerin Göksu Kunak und die preisgekrönte Dramatikerin Olga Bach sich und ihre Texte gegenseitig im Kesselhaus in der Kulturbrauerei vor; in der Bibliothek am Wasserturm ist Finissage der Ausstellung „Opfert ein Huhn, um das Weltgeschehen zu retten“.
- Mittwoch, 28. März: Das Puppentheater-Ensemble Das Helmi spielt Pinocchio für Erwachsene nach Pier Paolo Pasolini im Ballhaus Ost; im bat-Studiotheater feiert das Inszenierungsprojekt „Michael Kohlhaas – an attempt to leave the circle“ Premiere.
- Donnerstag, 29. März: An jedem letzten Donnerstag im Monat führt Kordula Ullmann die Maskengespräche in der WABE; diesmal ist der Musiker und Träger des Titels „Mr. Gay Bear Austria 2015“ zu Gast und spielt ein Konzert.
Das habt Ihr vielleicht verpasst:
- Das Internet, die Ferienwohnungen und das Verwaltungsgericht: Wer ist diese Dajana, die an der Greifswalder Straße zwei Zimmer an Touristen vermietet? Das Bezirksamt wird es vielleicht nie erfahren. Airbnb Deutschland muss jedenfalls keine Auskunft geben.
- Die Kinder von Prenzlauer Berg: Prenzlauer Berg und Kinder – das passt nicht erst seit Latte Macchiato und Klischee-Keule zusammen. Manfred Küchler widmet der Kindheit im Kiez jetzt einen ganzen Bildband.
Unser Zitat der Woche:
- „Angesichts der vielen anderen bedeutenderen Wohnungsbauprojekte mit anhängigen Bebauungsplanverfahren im Bezirk Pankow sehe ich für einen derartigen Planungsaufwand an dieser Stelle keine Priorität.“
Das sagt Roland Schröder, Fraktionsvorsitzender der Pankower SPD zum Thema Bebauung am Güterbahnhof.
Na dann…mir bleibt wohl nichts anderes übrig als mich langsam mit dem Gedanken anzufreunden, dass meine zukünftige Heimat Blankenburg heißen wird. Falls Ihr auch mitkommt: Ich prophezeie die Gründung der Blankenburger Nachrichten (Abkürzung „Blankette“) für das Jahr 2022.
Ein möglichst sorgenloses Wochenende wünscht Euch
Eure Kristina Auer & die ganze Redaktion