Am Donnerstag eröffnet die Ausstellung „Voll der Osten“ mit Harald Hauswalds berühmten Alltagsfotografien aus dem Ostberlin der 80er Jahre im Palais Podewil. Wir zeigen Euch vorab einige Fotos.
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Er war der Erste aus Ostberlin, der seine Bilder in westdeutschen Zeitschriften wie Geo oder stern veröffentlicht hat. In den 80er Jahren zog Harald Hauswald durch die Straßen und fotografierte – wie eigentlich alle DDR-Fotografen in Schwarzweiß – was ihm dabei begegnete: Menschen auf der Weg zur Arbeit, Liebespaare, Punks, alte Menschen, kaputte Häuser, kleine Alltagszenen. In der Ausstellung „Voll der Osten“ sind ab Donnerstag 100 teils bisher unbekannte Fotografien von Hauswald ausgestellt.
Hauswalds Absicht ist schnell erklärt: „Ohne Versteckspiel oder Schminke den Osten so zu zeigen, wie ich ihn gesehen hab.“ Er sei sicher nicht der einzige mit diesem Blickwinkel. Aber Hauswald hat sich viel mit Perspektiven auf die DDR-Zeit und Interpretationsdebatten auseinandergesetzt, deshalb ist ihm klar: „Viele haben ihn anders gesehen.“ Fest steht, dass Hauswalds weltberühmte Fotos unsere heutige Sicht auf die DDR maßgeblich mit geprägt haben. Für sein Werk erhielt der Mitbegründer der Fotografenagentur Ostkreuz schon im Jahr 1997 das Bundesverdienstkreuz.
„Anderthalb Jahre Scheißzeit“
Der DDR-Führung waren Hauswalds Alltagsaufnahmen ein Dorn im Auge: die heruntergekommenen Häuserfassaden von Prenzlauer Berg entsprachen nicht dem optimistischen Bild, das der Sozialismus von sich malen wollte. Hauswald wurde von der Stasi minutengenau ausspioniert. Denjenigen, die die DDR anders sahen als er, hält er heute entgegen: „Diesen schönen Spruch: es war nicht alles schlecht – den finde ich zum Kotzen. Ich war anderthalb Jahre bei der Armee. Da war auch nicht alles schlecht, und trotzdem waren es anderthalb Jahre Scheißzeit.“
Der Film „Fahrradfahrer“ von Marc Thümmler zeigt die Überwachung. Hauswalds Bilder sind mit dem O-Ton der Stasi-Akten unterlegt, die ihn unter dem Decknamen „Radfahrer“ bespitzelte:
Die Ausstellung „Voll der Osten. Leben in der DDR“ erscheint parallel zur Eröffnung im Palais Podewil in 2000 Ausgaben, die für den Schulunterricht oder allgemeine Bildungsarbeit nach Deutschland und in die ganze Welt verschickt werden. Die Texte zu Hauswalds Bildern hat der Historiker Stefan Wolle geschrieben. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Berliner DDR-Museums und Experte für Alltagskultur. Wer die Ausstellung nicht verpassen möchte, muss sich beeilen: Sie ist nur bis zum 1. März zu sehen.
„Voll der Osten. Leben in der DDR“ – Fotografien von Harald Hauswald und Stefan Wolle, 15.02 bis 01.03.2018, geöffnet von 8 bis 19 Uhr, Palais Podewil, Klosterstraße 68, 10179 Berlin.
Die Ausstellungseröffnung findet am Mittwoch, den 14.02. um 18 Uhr in der Bundesstiftung Aufarbeitung, Kronenstraße 5, 10117 Berlin, statt.