Sachbeschädigung oder Kunst? Fest steht: Nirgends in Pankow gibt es so viel Graffiti wie in Prenzlauer Berg. Auch im berlinweiten Vergleich sind wir ganz vorne mit dabei.
Die Kreativitiät ist unter uns Prenzlauer Bergern wohl ganz besonders ausgeprägt. So würde es eine antiautoritäre Erziehungsperson vielleicht ausdrücken. Mit Begeisterung wird hierzukieze jedes frei Fleckchen Wand mit Sprühfarbe zugeklatscht. Graffiti heißt das, wissen wir seit den 80er Jahren. Nur leider verhält sich wie so oft die Begabung der Malfreunde nicht proportional zu besagtem Tatendrang. Und so endet, was als farbenfrohe Straßenkunst intendiert ist, dann doch des öfteren eher als trauriges Geschmier.
Kann das weg…
Und außerdem als Sachbeschädigung. Zum Entfernen des bunten Farbcocktails braucht es bisweilen mehr Mühe, als für dessen Anbringen erforderlich ist. Das kostet Hauseigentümer, Gewerbetreibende und BVG viel Geld und Nerven.
Wie groß das Ausmaß der kreativen Schaffenskraft der Pankowerinnen und Pankower tatsächlich ist, wollte der Abgeordnete Gottfried Ludewig (CDU) jetzt genauer wissen und fragte den Senat. Und siehe da: 3903 Sachbeschädigungen durch Graffiti wurden in den Jahren 2015 bis 2017 angezeigt. Nur in Friedrichshain-Kreuzberg gab es noch 30 Vorfälle mehr.
Bezirksinterner Spitzenreiter ist mit meilenweitem Vorsprung: Prenzlauer Berg. Allein 2473 aller Graffitis wurden in unserem Stadtteil angezeigt. Die restlichen 1430 Sachbeschädigungen verteilen sich eher spärlich auf die anderen Ortsteile wie die Grafik zeigt:
...oder ist das Kunst?
Erst in der Nacht zum Montag sind der Polizei zwei Graffiti-Sprayer ins Netz gegangen: Ein Zeuge beobachtete die beiden 19- und 21-jährigen „Straßenkünstler“ beim Besprühen mehrerer Häuserfassaden im Umkreis der Kreuzung Greifenhagener und Buchholzer Straße und rief die Polizei, die Strafanzeige stellte. Sachbeschädigung durch Graffitis kann mit einer Geldstrafe oder bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden. Die Aufklärungsquote ist allerdings eher gering. Im Jahr 2015 lag die Aufklärungsquote in ganz Berlin bei 13,7 Prozent, 2016 sogar bei nur 12,5 Prozent.
Die Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat einen eigenen Vorschlag zur Bekämpfung der Sachbeschädigungen: mehr legale Malflächen. Bereits im letzten Frühjahr setzte sich die BVV für die Legalisierung der Wände im Mauerpark ein. Dort, wo es niemanden stört, wird das Sprayen bisher geduldet, ist aber eigentlich nach wie vor illegal. Auch für die Erschließung neuer Wände setzte sich die BVV ein. Wirklich passiert ist bisher aber nichts. Wir werden den Maldrang der kreativen Prenzlauer Berger also auch weiter vorrangig an Häuserfassaden bewundern dürfen.
1 Kommentar
Klar sind dort am meisten „Taten“ angezeigt worden, weil die Gentrifizierer dies als Zivilcourage verstehen, Euer HusoH8er