In allen drei ehemaligen Prenzlauer Berger Notunterkünften wird wieder gesportelt. Entschädigt wurden die Sportvereine für ihre Einbußen in den zwei Jahren bislang allerdings nur zum Teil.
Mit der Rückgabe der Sporthalle in der Malmöer Straße sind nun alle drei Turnhallen in Prenzlauer Berg, die zwischenzeitlich als Notunterkünfte für Geflüchtete genutzt wurden, wieder in Betrieb. Als letzte wurde bereits am 9. November die Turnhalle in der Malmöer Straße, die im Gegensatz zu den anderen Sporthallen nicht vom Bezirk, sondern vom Senat verwaltet wird, wieder ihrem Nutzer – der Marcel-Breuer-Schule – übergeben, heißt es bei der Berliner Immobilien GmbH (BIM) auf Anfrage. Die Turnhalle in der Wichertstraße konnte dem Bezirk am 4. Oktober übergeben werden, die in der Winsstraße bereits am 22. Mai.
Sanierungskosten von 1,1 Millionen Euro
Die vom Senat getragenen Sanierungskosten für alle drei Sporthallen belaufen sich auf knapp 1,1 Millionen Euro, wovon mit 596.000 Euro mehr als die Hälfte auf die Wichertstraße entfällt. Nach Angaben von Stadtrat Torsten Kühne (CDU) gab es hier Unstimmigkeiten mit dem Senat, der die Sanierung der durch die Zwischennutzung in Mitleidenschaft gezogenen Prallwände nur zur Hälfte als schadhaft anerkannte. Begründung: Die Wand habe schon vor der Nutzung als Flüchtlingsunterkunft Schäden aufgewiesen. „Das ist auch richtig“, sagt Kühne. „Nur war die Prallwand vorher trotzdem noch funktionstüchtig und nachher eben nicht mehr, so dass eine Sanierung nachher notwendig war und vorher nicht.“ So übernahm der Bezirk 50 Prozent der anfallenden Kosten für die Instandsetzung der Wände – 50.000 Euro, finanziert durch einen zusätzlichen Bonus des Senats von 100.000 pro Turnhalle. Der eigentlich für die Ersatzbeschaffung von Sportgeräten und die Behebung kleiner baulicher Maßnahmen für andere Sporthallen, die in der Zeit intensiver genutzt wurden, gedacht ist.
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Die Sanierung der Wins-Sporthalle belief sich laut Kühne auf 279.000 Euro. Für die zuletzt instandgesetzte Turnhalle in der Malmöer Straße hingegen habe der Senat 217.000 Euro aufgewendet, wie die BIM auf Anfrage mitteilte. Seit dieser Woche Montag hat dort auch der Sportverein „Pfeffersport“ seinen Betrieb aufgenommen. „Die Sportler gibt’s ja alle noch, die haben jetzt zwei Jahre in der Walachei überlebt“, koffert Geschäftsführer Jörg Zwirn. Die Halle ist für den Verein, der während der zweijährigen Pause mit Malmöer und Winsstraße auf zwei seiner Hallen verzichten musste, von großer Bedeutung für den Rollstuhlsport. Außerdem seien viele Basketballer auf andere Hallen verteilt worden.
80.000 Verlust für den Sportverein
Immerhin 500 Abmeldungen hatte der 4.500 Mitglieder starke Verein durch den zeitweiligen Verlust zweier Turnhallen zu verbuchen. Vor allem Familien seien zeitlich und räumlich unflexibel und auf wohnortnahe Angebote angewiesen. Weitere 1.000 Sportler mussten auf andere Turnhallen ausweichen. Von den etwa 80.000 Euro Verlust, die dem Pfeffersport 2016 entstanden, habe er Mitte 2017 42.000 Euro Entschädigung erhalten – aus einem 1 Million Euro schweren Topf der Senatsinnenverwaltung. Dessen Abrufung, wie Zwirn berichtet, für die Vereine allerdings zunächst ein Ding der Unmöglichkeit gewesen sei. „Die Innenverwaltung setzte die Kriterien für die Auszahlungen so fest, dass wir an die Gelder nicht herankamen: Nur Miete für Ersatzräume oder Transportkosten konnten erstattet werden.“ Die Eltern-Kind-Angebote benötigten aber so viel Platz, dass die Mieten der Räume, die infrage gekommen wären, das Budget des Vereins überstiegen. Das sei auch anderen Vereinen so gegangen, nur ein Bruchteil des Geldes sei 2016 abgerufen worden.
Erst durch einen offenen Brief einiger Vereine an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit der Forderung, die Gelder umzuwidmen, übertrug die Senatsverwaltung die Hoheit über die Ausgleichszahlungen an den Landessportbund (LSB). „So gab es dann Anerkennungsprämien, die wurden nach dem Gießkannenprinzip ausgeschüttet, und wir erhielten unser Geld“, schließt Zwirn. Nun gebe es noch einen weiteren Topf für Härtefälle von 100.000 Euro. Zwirn ist zuversichtlich, auch von diesen Gelder Ende des Jahres etwas zu sehen, denn das Hauptkriterium – ein hoher Anteil an Kinder und Jugendlichen – erfülle der Pfeffersport mit seinen 70 Prozent Mitgliedern unter 14 Jahre ohne Zweifel. Doch nun ist man erstmal über die wieder bespielbaren Sporthallen froh. „Jetzt können wir unseren Normalbetreib wiederaufnehmen“, sagt Zwirn. „Und durchatmen.“