2019 soll die Erweiterung des Mauerparks fertiggestellt sein. Bis dahin sind noch viele Bäume zu pflanzen. Und einige Differenzen zu überwinden, wie die gestrige Baustellenbegehung zeigte.
25 Jahre ist die Idee bereits alt, und seit einem Jahr werden nun im wahrsten Sinne des Wortes die Wege geebnet für die Erweiterung des Mauerparks. Mit einer Baustellenführung kamen die Planer am Donnerstagabend dem Wunsch vieler Aktiver aus der Bürgerwerkstatt, die die Planung in den letzten sechs Jahren internsiv begleitete, nach, sich statt schicker Visualisierungen einmal die Entwicklung vor Ort anzusehen. „Ich freue mich sehr, dass die Bürger zum Planen an den Ort des Geschehens kommen konnten. Dass das so spät in der Planungsphase geschieht, bei quasi abgeschlossener Planung, ist natürlich nicht optimal“, findet Alexander Puell vom Freunde des Mauerparks e.V. Doch trotzdem sei das besser als gar nicht.
„Ein verwaltungstechnischer Taschenspielertrick“
Das Abgeordnetenhaus beschloss im Oktober den Bau von knapp 700 neuen Wohnungen auf einem dreieinhalb Hektar großen Areal nördlich des Gleimtunnels sowie die Erweiterung des Parks um etwa fünf Hektar in Richtung Brunnenviertel. Das Erweiterungsgelände gehört dem Investor des Wohnungsbauprojekts, der Groth Gruppe. Diese hatte die Freigabe der Fläche im Vorfeld an die Erteilung des Baurechts für das Wohngebiet geknüpft. Bauen tut sie dort nun dank des Senats, der das Planungsverfahren 2015 vom Bezirk Mitte abzog und zur Landessache erklärte, wodurch er ein bereits laufendes Bürgerbegehren aushebelte. Als „verwaltungstechnischen Taschenspielertrick“ kritisierte Heiner Funken von der Mauerpark-Allianz damals diesen Schritt. Auch durch den Streit über die Eigentumsverhältnisse des Gleimtunnels startete die Parkerweiterung verspätet.
Doch nun wird hier seit einem Jahr gebaggert und gesiebt, 2019 soll alles fertig sein. „Erwarten Sie nicht zu viel, das ist eine reine Baustelle im Augenblick“, warnt Martin Seebauer, Moderator der Bürgerwerkstatt. Und wirklich, noch dominiert hier der Schutt. Zumindest auf den Visualisierungen der Landschaftsarchitekten, die an diversen Bauzäunen hängen, sieht der Park dermaleinst ganz hübsch aus (zu sehen in der obigen, qualitativ leider unterirdischen Fotogalerie). Eine breite, mit Platanen gesäumte Promenade von der Bernauer Straße quer über die Flohmarktfläche bis zur Lortzingstraße ist geplant, eine „Multi-Funktions-Fläche“ mit Holzpodesten für „Spontankultur“ von Musikern oder Schauspielern, die sonntags den Flohmarkt beherbergt. Zudem ein weiterer Kinderspielplatz, ein Steinkreis mit Sitzgelegenheiten auf Höhe des Regenbogenspielplatzes und der Erhalt der Kartoffelhalle, für deren Betrieb noch ein Interessenbekundungsverfahren stattfinden soll. „Für ein gemeinnütziges, soziokulturelles Platzhaus“, betont Puell. Darauf habe die Bürgerwerkstatt die Planer immer wieder festgeklopft. Die jetzige Kopfsteinpflasterstraße neben dem Zaun, der momentan Flohmarkt von Park trennt, soll asphaltiert und zur Jogging- und Radlerstrecke umgebaut werden. Und natürlich bleibt der Mauergarten, der schon jetzt wieder, inmitten von Schutt und Bauzäunen, pflanzt und umgräbt.
Streit um Neuausschreibungen
Hinter den Kulissen gibt es allerdings Uneinigkeiten. Zwar sollen der Flohmarkt – auf einer etwas kleineren Fläche als jetzt – sowie die beiden Parkcafés Mauersegler und Schönwetter erhalten bleiben, jedoch ist für ihren Betrieb ein Ausschreibungsverfahren für 2018/2019 geplant. „Die jetzigen Betreiber haben die Nutzung erst etabliert und dem Mauerpark damit zu seiner positiven Entwicklung verholfen“, gibt Alexander Puell zu bedenken. „Das ist ihre Handschrift.“ Und auch der jetzige Flohmarkt-Betreiber achte unter anderem durch ein ausgewogenes Verhältnis von Privat- und Gewerbeständen mittlerweile sehr darauf, dass es auch ein Markt für Anwohner bleibe und nicht ausschließlich für Touristen. „Die Bürgerinitiativen und sogar die Bezirksverordnetenversammlung Mitte hatten sich 2012 für den Erhalt der parkverträglichen Einrichtungen stark gemacht. Eine Neuausschreibung birgt das Risiko, dass dieser wichtige demokratische Beschluss untergraben wird“, meint Puell. Was allerdings die KfZ-Werkstatt angeht, die der Parkerweiterung weichen soll, ist er weniger sentimental. „Der Betreiber weigert sich mit seiner Werkstatt umzuziehen und stellt private Gewinninteressen über die Fertigstellung der dringend benötigten Grünanlage“, kritisiert Puell. Der Werkstattbesitzer selbst will sich dazu nicht äußern. Nur so viel: „Ich habe die Sache meinem Anwalt übergeben.“
Wer alle Daten ganz genau wissen will: Die Freunde des Mauerparks haben eine detaillierte Chronik der politischen Geschichte des Mauerparks (von 1999 bis 2015) aufgeschrieben.
Wenn Du möchtest, dass es die Prenzlauer Berg Nachrichten auch in Zukunft noch gibt, dann werde jetzt Mitglied und SUPPORT YOUR LOCAL ZEITUNG! Vielen Dank!